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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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ihre winzige Küche in der Hope Street geplatzt war. Man hatte Aubrey gebeten, bei der örtlichen Blumenausstellung die Preise zu vergeben. Ihre Feuerbohnen hatten drei Jahre hintereinander den Preis für das beste Gemüse gewonnen, und sie brannte darauf, die versilberte Rosenschale von einem Mann entgegenzunehmen, der für sie bereits einer Figur aus einem altmodischen Liebesroman gleichkam.
    III
    Doch dann, so hieß es in den Legenden, brach eine plötzliche Dunkelheit herein, wie sie mit dem Auftritt der bösen Fee einhergeht.
    Noch während Pagford frohlockte, dass Sweetlove House in derart sichere Hände gefallen war, hatte Yarvil eifrig damit begonnen, ein großes Gebiet im Süden mit Sozialwohnungen zu bebauen. Die neuen Straßen, stellte man in Pagford mit Unbehagen fest, verkleinerten den Abstand zwischen der Stadt und dem Ort.
    Alle wussten, dass die Nachfrage nach billigen Wohnungen seit Kriegsende zugenommen hatte, und in dem kleinen Ort, zeitweilig abgelenkt durch das Auftauchen von Aubrey Fawley, kam allmählich Misstrauen über die Absichten der Stadt Yarvil auf. Die natürlichen Hindernisse wie Fluss und Hügel, einst Garanten für Pagfords Souveränität, verloren an Bedeutung angesichts der Geschwindigkeit, mit der sich die roten Backsteinhäuser vermehrten. Yarvil füllte jedes Stückchen Land, das zur Verfügung stand, und hielt erst an der nördlichen Grenze der Gemeinde Pagford inne.
    Der Ort seufzte vor Erleichterung, was sich schon bald als voreilig erwies. Denn die Cantermill-Sozialsiedlung wurde umgehend als unzureichend für die Bedürfnisse der Bevölkerung eingestuft, und die Stadt hielt Ausschau nach weiterem Bauland.
    In dieser Situation traf Aubrey Fawley (der für die Einwohner von Pagford nach wie vor mehr Mythos als Mensch war) jene Entscheidung, die einen sechzig Jahre anhaltenden Groll auslöste.
    Da er keine Verwendung für die paar überwucherten Felder hatte, die hinter den Neubauten lagen, verkaufte er das Land für einen guten Preis an die Stadt Yarvil und verwendete das Geld dafür, die verzogene Täfelung der Eingangshalle von Sweetlove House zu restaurieren.
    Pagfords Wut war grenzenlos. Die Sweetlove-Felder waren ein wichtiger Aspekt ihres Schutzes gegen die näher kommende Stadt. Jetzt war die alte Gemeindegrenze durch die vielen bedürftigen Mieter aus Yarvil gefährdet. Chaotische Bürgerversammlungen, vor Wut schäumende Briefe an die Zeitung und den Stadtrat von Yarvil, persönliche Beschwerden bei den Verantwortlichen. Nichts vermochte die Flut einzudämmen.
    Erneut rückten Sozialwohnungen vor, jedoch mit einem Unterschied. In der kurzen Pause nach Fertigstellung der ersten Siedlung hatte der Stadtrat erkannt, dass man auch billiger bauen konnte. Die neuen Gebäude waren nicht mehr aus rotem Backstein, sondern aus Beton. Diese zweite Siedlung wurde unter dem Namen »Fields« bekannt, nach den Feldern, auf denen sie errichtet wurde, und hob sich von der Cantermill-Siedlung durch einfacheres Baumaterial und schlechtere Architektur ab.
    In einem dieser Betonhäuser, die in den späten 1960er Jahren bereits rissig und bröckelig waren, wurde Barry Fairbrother geboren.
    IV
    Trotz der vagen Zusicherung der Stadt Yarvil, sie sei für die Instandhaltung der neuen Siedlung zuständig, wurden Pagford – wie die zornigen Bewohner von Anfang an vermutet hatten – schon bald die Kosten aufgehalst. Während der große Teil der Versorgungsleistungen von Fields der Stadt Yarvil zufiel, blieb einiges übrig, das der Stadtrat in seiner hochmütigen Art an die Gemeinde delegierte: die Instandhaltung öffentlicher Fußwege, der Straßenbeleuchtung und Bänke, der Bushaltestellen und der Grünflächen.
    Graffiti blühten an den Brücken über der Straße zwischen Pagford und Yarvil, die Bushaltestellen von Fields wurden mutwillig zerstört, Jugendliche aus Fields müllten den Spielplatz mit Bierflaschen und anderem zu und warfen Steine auf die Straßenlaternen. Ein Fußweg, beliebt bei Touristen und Wanderern, wurde für die Jugend aus Fields zum bevorzugten Treff »und Schlimmerem«, wie Howard Mollisons Mutter es entrüstet ausdrückte. Der Gemeinderat von Pagford war dafür zuständig, zu reinigen, zu reparieren und zu ersetzen, und die von Yarvil dafür zur Verfügung gestellten Gelder wurden von Anfang an als

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