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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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Shirley irgendwie auf ihren endlosen Fahrten zum Krankenhaus und wieder zurück entgangen sein mussten. »Frag mich nicht, wer. Jedenfalls hätte ich ja nie gedacht, dass die Familie das Grab direkt am Fluss haben wollte.«
    (Der schmutzige, unflätige kleine Junge, dessen Existenz kaum jemandem bewusst gewesen war, den niemand außer seiner Mutter und seiner Schwester überhaupt mochte, hatte durch sein Ertrinken eine solche Wandlung im kollektiven Gedächtnis von Pagford erfahren, dass er als Wasserbaby in aller Munde war, als Cherub, ein reiner, freundlicher Engel, den alle mit Liebe und Mitgefühl angenommen hätten, wäre es ihnen nur vergönnt gewesen, ihn zu retten.
    Krystals Ruf jedoch wurde durch die Nadel und die Flamme nicht gewandelt, im Gegenteil, dadurch war sie im Gedächtnis der Alteingesessenen von Pagford als eine seelenlose Kreatur verewigt, deren Vorliebe für das, was die Älteren gern »Abenteuer« nannten, zum Tod eines unschuldigen Kindes geführt hatte.)
    Shirley zog ihren Mantel an und hängte sich ihre Tasche um.
    Â»Dir ist schon klar, dass ich sie an dem Tag gesehen habe?«, fragte sie, und ihre Wangen liefen rosa an. »Der Junge brüllte neben ein paar Büschen, und Krystal Weedon und Stuart Wall lagen unter einem anderen …«
    Â»Ach, ja? Und haben die wirklich …?«, fragte Maureen wissbegierig.
    Â»O ja«, erwiderte Shirley. »Am helllichten Tag. Draußen. Und der Junge war direkt am Fluss, als ich ihn sah. Zwei Schritte, und er hätte dringelegen.«
    Etwas an Maureens Gesichtsausdruck versetzte Shirley einen Stich.
    Â»Ich hatte es eilig«, sagte sie schroff. »Denn Howard hatte gesagt, es gehe ihm nicht gut, und ich machte mir die größten Sorgen. Ich wollte gar nicht aus dem Haus gehen, aber Miles und Samantha hatten mir Lexie rübergeschickt – um ehrlich zu sein, glaube ich, dass sie sich gestritten hatten –, und dann wollte Lexie ins Café. Ich war vollkommen zerstreut und hatte nur den einen Gedanken, ich muss wieder zu Howard . Mir war gar nicht ganz klar, was ich da gesehen hatte, erst viel später. Und das Grauenhafte ist«, sagte Shirley, so rot wie noch nie, und stimmte wieder ihre Lieblingslitanei an, »hätte Krystal Weedon das Kind nicht weglaufen lassen, während sie sich in den Büschen amüsierte, wäre der Krankenwagen viel früher bei Howard gewesen. Verstehst du, da zwei Notrufe kamen … geriet alles durchein  …«
    Â»Stimmt«, unterbrach Maureen sie, als sie zum Auto hinausgingen, denn sie hatte das alles schon gehört. »Weißt du, ich kann es nicht fassen, warum sie den Gottesdienst hier in Pagford haben wollen …«
    Am liebsten hätte sie vorgeschlagen, auf dem Weg ins Krankenhaus an der Kirche vorbeizufahren. Nur zu gern hätte sie gesehen, wie die Familie Weedon en masse aussah, und vielleicht einen flüchtigen Blick auf diese Junkie-Mutter erhascht, aber ihr fiel nichts ein, worin sie diese Bitte hätte verpacken können.
    Â»Weißt du, es gibt einen Trost, Shirley«, sagte sie. »Fields ist so gut wie weg. Das muss Howard doch freuen. Auch wenn er eine Zeitlang nicht an Gemeinderatssitzungen teilnehmen kann, hat er das immerhin erledigt.«
    Andrew Price fuhr den steilen Abhang von Hilltop House hinunter, die Sonne heiß im Rücken, Wind in den Haaren. Sein Veilchen war grün und gelb und sah, falls das überhaupt möglich war, noch schlimmer aus als vor einer Woche. Da war er mit fast zugeschwollenem Auge in die Schule gekommen. Andrew hatte den Lehrern, die nachgefragt hatten, aufgetischt, er sei vom Fahrrad gefallen.
    Jetzt waren Osterferien, und Gaia hatte Andrew am Abend zuvor per SMS gefragt, ob er am nächsten Tag zu Krystals Beerdigung gehen würde. Er hatte umgehend mit »Ja« geantwortet und sich jetzt nach reiflicher Überlegung seine saubersten Jeans und ein dunkelgraues Hemd angezogen, weil er keinen Anzug besaß.
    Ihm war nicht ganz klar, warum Gaia zu der Beerdigung ging, es sei denn, sie wollte Sukhvinder Jawanda beistehen, an der sie allem Anschein nach mehr denn je hing, jetzt, da sie mit ihrer Mutter wieder zurück nach London ziehen würde.
    Â»Mum sagt, sie hätte nie nach Pagford kommen dürfen«, hatte sie Andrew und Sukhvinder glücklich erzählt, als sie zur Mittagszeit zu dritt auf der niedrigen Mauer neben dem

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