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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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nie getan .
    Sie hatte Andrews EpiPen-Spritze in der weichen Erde unter dem Vogelhaus im Garten vergraben, wie eine winzige Leiche. Der Gedanke, dass sie dort lag, behagte ihr nicht. Sie hoffte auf einen dunklen Abend vor dem Tag, an dem die Müllabfuhr kam. Dann würde sie die Spritze wieder ausgraben und in den Mülleimer eines Nachbarn werfen.
    Howard hatte die Spritze weder ihr noch sonst jemandem gegenüber erwähnt. Er hatte nicht gefragt, warum sie weggelaufen war, als sie ihn dort liegen sah.
    Shirley tat es gut, lange, wortreiche Beschimpfungen gegen die Menschen zu richten, die ihrer vorgefassten Meinung nach die Katastrophe für ihre Familie herbeigeführt hatten. Natürlich war Parminder Jawanda die Erste, weil sie sich herzlos geweigert hatte, Howard zu behandeln. Dann waren da diese beiden Teenager, die infolge ihrer scheußlichen Verantwortungslosigkeit den Krankenwagen umgeleitet hatten, der Howard sonst früher erreicht hätte.
    Das letzte Argument war vielleicht ein wenig schwach, aber es war ein erbauliches Ritual, Stuart Wall und Krystal Weedon zu verunglimpfen, und Shirley fand in ihrem engeren Bekanntenkreis jede Menge bereitwilliger Zuhörer. Außerdem war durchgesickert, dass der Junge der Walls die ganze Zeit der Geist von Barry Fairbrother gewesen war. Er hatte es seinen Eltern gestanden, und sie hatten persönlich alle angerufen, die der Bosheit ihres Sohnes zum Opfer gefallen waren, um sich bei ihnen zu entschuldigen. Die Identität des Geistes hatte sich rasch in der Gemeinde herumgesprochen, und das, verbunden mit dem Wissen, dass er am Ertrinken eines dreijährigen Kindes mitschuldig war, machte die Verunglimpfung von Stuart gleichermaßen zur Pflicht und zum Vergnügen.
    Shirleys Kommentare waren ätzender als die aller anderen. Ihren Verleumdungen lag eine solche Grausamkeit zugrunde, jede einzelne war eine kleine Teufelsaustreibung der Seelenverwandtschaft und Bewunderung, die sie für den Geist empfunden hatte, und eine Zurückweisung dieser letzten, grauenvollen Nachricht, die bisher angeblich noch niemand gelesen hatte. Die Walls hatten nicht bei Shirley angerufen, um sich zu entschuldigen, aber sie war gerüstet für den Fall, dass der Junge es seinen Eltern gegenüber erwähnen oder falls irgendjemand es auf den Tisch bringen sollte. Dann würde sie Stuarts Ruf einen letzten, vernichtenden Schlag versetzen.
    Â»O ja, Howard und ich wissen alles darüber«, würde sie dann mit eisiger Würde sagen. »Für mich steht fest, dass der Schock seinen Herzinfarkt ausgelöst hat.«
    Sie hatte tatsächlich in der Küche geübt, es laut auszusprechen.
    Die Frage, ob Stuart Wall wirklich etwas über ihren Mann und Maureen gewusst hatte, stand im Moment nicht zur Debatte, denn Howard war ganz offensichtlich nicht mehr imstande, seine Frau noch einmal auf diese Weise zu blamieren, vielleicht nie mehr, und niemand schien zu tratschen. Sobald sie mit Howard allein war, was sich manchmal nicht vermeiden ließ, herrschte Schweigen, durchsetzt von einem gewissen Kummer auf beiden Seiten. Dennoch konnte sie der Aussicht auf seine langwierige Hinfälligkeit und seine Abwesenheit im Haus mit größerem Gleichmut gegenübertreten, als sie es noch vor drei Wochen für möglich gehalten hätte.
    Es klingelte, und Shirley lief zur Tür. Vor ihr wackelte Maureen auf unmöglichen Stilettos, abstoßend in leuchtendem Aquamarin.
    Â»Hallo, meine Liebe, komm rein«, sagte Shirley. »Ich hole meine Tasche.«
    Selbst Maureen mit ins Krankenhaus zu nehmen war immer noch besser, als allein zu gehen. Maureen ließ sich von Howards Schweigsamkeit nicht aus der Fassung bringen. Ihre krächzende Stimme leierte ununterbrochen, und Shirley hatte ihre Ruhe, setzte ein süßliches Lächeln auf und entspannte sich. Jedenfalls hatte Shirley, nachdem sie vorübergehend Howards Aufgaben im Geschäft übernommen hatte, Gelegenheiten in Hülle und Fülle, ihren immer noch vorhandenen Argwohn abzuarbeiten, denn sie konnte scharfe kleine Ohrfeigen in Form von Widerspruch gegen jede Entscheidung Maureens austeilen.
    Â»Weißt du, was ein Stück die Straße hinunter stattfindet?«, fragte Maureen. »In St. Michael? Die Beerdigung der Weedon-Kinder .«
    Â»Hier?«, fragte Shirley entsetzt.
    Â»Es heißt, die Leute haben gesammelt«, erwiderte Maureen, randvoll mit Gerüchten, die

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