Ein Pony mit Herz
wir, daß Zottel nichts angestellt hat, er war die ganze Zeit hier bei uns.“
„Da bin ich wirklich beruhigt“, beteuerte Lena mit einem tiefen Seufzer.
Panja hatte in der Zwischenzeit den Stall gründlich inspiziert. Vor allem einer der Schränke hatte sie neugierig gemacht, denn ihre Nase hatte ihr verraten, daß es darin einiges an Leckereien geben mußte. Und da geschlossene Türen, gleich welcher Art, auf sie durchaus keine abschreckende Wirkung besaßen, war sie sofort ans Werk gegangen.
Ganz so leicht war die Aufgabe dann doch nicht zu lösen gewesen. Die Tür hatte ihren Zähnen und Hufen widerstanden. Panja hatte schließlich mit solcher Kraft gezerrt, getreten und geschoben, bis der Schrank ins Wanken geraten und krachend umgefallen war. Daß die Tür sich zwar geöffnet hatte, aber der Schrank nun alle Leckerbissen unter sich begrub, stellte Panja mit einem langen Blick bedauernd fest. Dann machte sie sich schleunigst aus dem Staub. Eilig trabte sie ins Freie.
Aufatmend sah sich Panja um. Außen am Stall war eine hübsche Fuchsstute angebunden, bereits fertig gesattelt. Die kannte sie, sie stand drei Boxen von ihr entfernt in ihrem neuen Stall. Sonst war niemand zu sehen. Aber etwas anderes drang in Panjas Bewußtsein. Freudig stellte sie die Ohren auf und hob schnuppernd die Nase: Das waren doch der vertraute Geruch und das fröhliche Schnauben ihres Freundes, die wie eine Botschaft durchs offene Fenster der Reithalle zu ihr herüberdrangen! Sie hatte ihn gefunden! Panja schritt munter auf das Tor zu.
Sie hatte es fast erreicht, als der große junge Mann, der sie morgens versorgt hatte, aus dem Tor gestürzt kam und sich ihr in den Weg stellte. Gleichzeitig ertönte aus dem Stall, den sie eben verlassen hatte, wildes Wutgeschrei.
„Wer hat denn die sagenhafte Sauerei hier gemacht? Ich glaub, ich spinne!“ schrie jemand.
Panja stieg erschrocken; sie warf sich herum und galoppierte davon. Aus allen Richtungen tauchten jetzt Menschen auf und versuchten, sie einzufangen. Daran hatte Panja böse Erinnerungen. Sie schlug einen Haken, der jedem Feldhasen Ehre gemacht hätte, und stürmte zurück quer über den Hof. Noch einmal warf sie sich zur Seite und rannte an der Reithalle vorbei zum Wald hinüber.
„Wir müssen sie einkreisen!“ rief Florian keuchend, als Panja längst zwischen zwei Internatsschülern, die sich ihr in den Weg stellten, hindurchgebrochen war. „Sie ist unheimlich schnell!“
„Zu Fuß kriegen wir sie nie!“ rief Hubert, der es vorzog, die Aktion nur mit guten Ratschlägen zu unterstützen. „Ihr müßt hinterherreiten!“
„Du merkst auch alles“, knurrte Florian. „Wieso ist sie überhaupt hier?“
„Woher soll ich das wissen? Sie steht doch bei euch drüben in Peershof!“
„Na, offensichtlich steht sie da jetzt nicht!“ Florian spurtete zum Hof zurück und überlegte im Laufen, ob er Florentine eine solche Verfolgungsjagd zumuten könne. Aber eines der anderen Pferde zu satteln, hätte jetzt zu lange gedauert.
„Entschuldige, Süße, aber wir müssen erst mal dieses wildgewordene Pony einfangen!“ murmelte er und schwang sich in den Sattel. Florentine schien begriffen zu haben, worum es ging, jedenfalls setzte sie ohne große Aufforderung in fliegendem Galopp der Ausreißerin nach.
Die Verfolgung endete so abrupt, wie sie begonnen hatte. Simon und Tom kamen, Panja als Handpferd zwischen sich führend, Florian vom Wald her entgegen.
„Manchmal erwacht in Tom doch der echte Cowboy!“ neckte Simon den Freund lachend. „Er hat sich kurz und bündig an ihr Halfter gehängt, als sie an uns vorbei wollte. Natürlich hing er verkehrt herum an ihr. Da konnte sie wohl vor Lachen nicht weiter und ist stehengeblieben!“
„Jetzt möchte ich aber doch mal wissen, wer sie rausgelassen hat“, sagte Tom kopfschüttelnd.
„Ich nicht!“ wehrte sich Florian empört.
„Aber du warst heute morgen der letzte im Stall“, erinnerte sich Simon. „Du hast sie geputzt und gefüttert!“
„Hab ich, ja. Und dann habe ich die Boxentür fest zugemacht, das weiß ich. Bei diesen Ponys muß man doch auf alles gefaßt sein. Ich bin unschuldig!“
„Okay, ist ja nun auch egal. Wir bringen sie zurück, für den Fall, daß Lena noch in Groß-Willmsdorf auf dem Hof ist!“
„Lena und Bille! Oh, verdammt!“ Florian sah erschrocken seinen Bruder an. „Die hocken sicher immer noch in der Reithalle und trauen sich nicht raus. Ich muß zurück, bis später!“
Und schon
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