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Ein Pony mit Herz

Ein Pony mit Herz

Titel: Ein Pony mit Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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nicht gesehen werden, wenn sie nach Schönhaide kamen?
    Der Wagen wurde wieder gestartet und rumpelte in hohem Tempo eine kurvenreiche Landstraße entlang. Mini hatte Mühe, eine allzu heftige Berührung mit der Ladung zu vermeiden, sie roch schon jetzt so, als hätte sie mit Chemikalien geduscht. Nun bog der Fahrer rechts in einen holprigen Feldweg ein. Die tiefen Schlaglöcher hatte es schon damals gegeben, als sie mit den Pferdetransportern zu dem Hof gefahren waren.
    Plötzlich ging es scharf nach links. Zweige schrammten am Wagen entlang. Mini sah durch einen Spalt in der Plane die Lichter des Bauernhofes, den sie jetzt hinter sich ließen. Es wurde dunkel. Der schmale Weg führte offenbar in den Wald, immer kräftiger schlugen Zweige gegen das Führerhaus und die Plane des Laderaums. Dabei preschte der Fahrer durch die Schlaglöcher, daß Mini himmelangst wurde.
    Endlich fuhr er langsamer. Offensichtlich suchten die beiden Männer nach etwas.
    „Da! Da drüben rüber!“ rief der eine.
    „Da geht’s zu den Teichen?“
    „Wenn ich es dir sage! Siehst du das Schild? Wasserschutzgebiet, Zutritt verboten. Da kommt keine Sau hin!“
    „Aber da ist doch ’n Zaun davor! Und was für einer!“
    „Na und? Den lege ich dir in fünf Minuten flach. Von da an sind’s noch zehn Meter bis zum Ufer. Wir schütten die Brühe aus, und in ’ner halben Stunde sind wir auf und davon.“
    Mini wich noch weiter in ihr Versteck zurück. Sie hörte, wie der Mann die Tür öffnete und aus dem Wagen sprang. Seine Schritte entfernten sich, dann folgte ein Krachen und Splittern von Holz.
    „ Ey ! Schweinwerfer an, ich brauche Licht! Und dann komm her, du mußt mir helfen!“
    „Licht? Ist das nicht zu gefährlich?“
    „Ach Quatsch! Weit und breit keine Menschenseele da! Na, mach schon!“
    Nun stieg auch der zweite Mann aus; die beiden schienen sich an den Holzpfosten zu schaffen zu machen. Mini überlegte fieberhaft, was sie tun konnte. Über eins war sie sich klar: Die Kerle waren dabei, ein Verbrechen zu begehen! Sie würden den Giftmüll in ein Gewässer schütten, das nicht weit von hier an Koppeln grenzte und den Pferden des Gestüts als Tränke diente. Das mußte sie verhindern! Aber wie? Auch mit ein paar Judogriffen konnte sie die starken Kerle unmöglich überwältigen. Gleich würden sie zurückkommen und die Behälter ausladen, dann war alles zu spät!
    Mini war außer sich vor Wut und Empörung. Am liebsten wäre sie aus dem Wagen gesprungen, hätte sich auf die Männer gestürzt und wild auf sie eingeschlagen. Aber das wäre das Dümmste gewesen, was sie tun konnte. Vergessen war ihr Fluchtplan, vergessen der Kummer mit den Eltern. Jetzt gab es nur noch eins: Sie mußte verhindern, daß das Gift ins Trinkwasser der Pferde geriet!
    Die Wut ließ Mini über sich hinauswachsen. Sie handelte vollkommen beherrscht und klar, es war, als folge sie einem fremden Befehl, einer Stimme in ihrem Kopf, die ihr genau sagte, was zu tun war. Leise kroch sie zur Öffnung der Plane vor und blickte durch den Spalt nach draußen. Die Männer waren weiter entfernt, als sie vermutet hatte. Beide rissen ächzend und unter Aufbietung aller Kraft an den starken Holzpfosten der Einfriedung.
    Mini glitt lautlos unter der Plane hindurch ins Freie. Blitzschnell schob sie sich an der den Männern abgewandten Längsseite des Wagens bis zum Führerhaus vor und kletterte hinein. Ein Glück, sie hatten den Schlüssel stecken gelassen! Mini schloß für Sekunden die Augen und versuchte sich zu erinnern, was Giuseppe, der Elefantenpfleger im Zirkus, ihr beigebracht hatte, wenn er sie hin und wieder ans Lenkrad des Traktors gelassen hatte.
    Jetzt mußte alles sehr schnell gehen, oder ihr Unternehmen war zum Scheitern verurteilt. Den Rückwärtsgang einzulegen und hin und her zu rangieren hatte keinen Sinn, die Männer würden aufspringen und sie sofort aus dem Wagen zerren. Sie mußte querbeet durch das Unterholz auf den Weg zurück. Hoffentlich hält die Karre das aus, dachte Mini. Sie trat die Kupplung und schob den ersten Gang hinein. Lieber Gott, hilf mir, laß es klappen! flehte sie. Kupplung loslassen und Vollgas! Und sofort scharf nach links abbiegen!
    Der Wagen machte einen so unerwarteten Satz nach vorn, daß ihr fast das Lenkrad aus den Händen geschlagen wurde, doch sie klammerte sich daran, als wäre sie festgewachsen. Aus Angst, den Motor abzuwürgen, trat sie das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Sie hatte Mühe, zugleich mit den

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