Ein prickelndes Spiel (German Edition)
Polizei.”
“Das stimmt.” Sie brauchte nicht zu wissen, dass er schon sein ganzes Berufsleben lang hinter dem Mann hergewesen war. Außerdem war letztes Jahr ein Viertel der insgesamt ausgezahlten Entschädigungen von Astoria auf das Konto dieses Kerls gegangen.
“Und warum sollte ich dir helfen?”, fragte sie jetzt.
Weil es das Richtige ist, wollte er erwidern, brachte es jedoch nicht über die Lippen. Denn eins hatte er während seiner Jahre bei der Kriminalpolizei gelernt: Richtig und falsch hatten in der Unterwelt eine ganz andere Bedeutung. “Wenn du es nicht tust, übergebe ich dich der Polizei, und du wirst in Sachen Diebstahl der Bowman-Diamanten vernommen.”
Nicole sah ihn gleichgültig an. “Damit habe ich nichts zu tun.”
“Meinst du wirklich, dass es darauf noch ankommt, wenn ich den Behörden alles erzähle, was ich weiß?”
Sie schwieg und senkte kurz den Blick. Dann sah sie Alex wieder an. “Ich kann dir nicht helfen.”
“Warum nicht?”
Sie machte eine ungeduldige Handbewegung mit der freien Hand. “Wegen des Ehrenkodex.”
“Aha.” Er kniff leicht die Augen zusammen und musterte sie überrascht. “Du meinst, ein Dieb darf den anderen nicht verraten oder so ähnlich.”
“So ähnlich.”
“Aber was würden deine Kollegen wohl sagen, wenn sie von deiner Methode erführen? Dass du ihnen normalerweise die Beute nach dem geglückten Diebstahl abnimmst und dich damit aus dem Staub machst, während sie die Folgen zu tragen haben?”
Nicole wurde rot. “Das würdest du nicht wagen!”, stieß sie zwischen den Zähnen hervor.
Oh doch, das würde er. Denn während seiner acht Jahre bei der Polizei hatte er sich ständig von Dark Man herausgefordert gefühlt. An seinem ersten Tag im Amt war auch der erste Diebstahl von Dark Man bekannt geworden, damals noch in einem eher unbedeutenden Museum in SoHo. Aber nicht nur deshalb war er so hinter dem Kerl her. Er musste ihn endlich überführen, da der Schwarze Mann kein harmloser kleiner Dieb mehr war, sondern ein grausamer Killer, dem es auf ein Menschenleben mehr oder weniger nicht ankam.
Natürlich hatte die Polizei längst ein psychologisches Profil erstellen lassen. Man wusste, dass er ungefähr Mitte dreißig war, immer allein arbeitete, ein hochgradiger Psychopath war, der seine Opfer verhöhnte, bevor er sie tötete.
Außerdem sah Dark Man wahrscheinlich blendend aus und kam bei den Frauen gut an. Vielleicht spielte er sogar in der Öffentlichkeit eine gewisse Rolle.
Ob Nicole ihn kannte?
Ohne sich dessen bewusst zu sein, hatte Alex die Hand auf ihr nacktes Knie gelegt und strich mit dem Daumen über die helle Haut. Falls sie Dark Man kannte, hätte es sicher keinen Zweck, sie direkt zu fragen.
Aber wenn er sie zwang, mit ihm zusammenzuarbeiten, dann würde er dem Mann vielleicht endlich auf die Spur kommen. Sein hundertprozentiger Einsatz in diesem Fall hatte weniger damit zu tun, dass Dark Man die Versicherung schon viel Geld gekostet hatte. Eher damit, dass Alex fest davon überzeugt war, dem Mann stehe nichts anderes zu als eine Zelle von zwei Metern mal zweifünfzig, und das für den Rest seines Lebens.
Alex blickte Nicole an, aber sie starrte wie fasziniert auf seinen Daumen.
Er nahm die Hand weg.
Sie zog das Bein näher an sich heran und zog sich dann die blonde Perücke vom Kopf. Fasziniert sah Alex zu, wie sie vorsichtig zwei Haarnadeln entfernte, woraufhin ihr das seidige dunkle Haar auf die Schultern glitt und das blasse Gesicht umrahmte. Mit zwei Griffen war aus der eiskalten Verführerin eine verlockende Frau geworden.
“Wie, meinst du, kann ich dir helfen?”
Eine verfängliche Frage, dachte er und starrte auf das Haar, das bis zu den Brustspitzen reichte, die sich unter dem dünnen schwarzen Stoff deutlich abzeichneten. Sein Atem ging schneller, als er sich an den Duft ihrer Haut erinnerte und an Nicoles ungehemmte Reaktion.
War er jemals mit einer Frau zusammen gewesen, die so spontan reagierte? Die genau wusste, was sie wollte, keine Spielchen spielte und nicht darüber nachdachte, ob es schicklich war, sich so oder so zu verhalten? Die zeigte, dass sie ihn ebenso sehr wollte wie er sie?
Er stand auf und hielt die Hand auf. Sofort gab sie ihm die beiden Haarnadeln.
“Du hast die Gabe, schon vorher zu wissen, dass etwas passieren wird”, sagte er. “Das kann bei der Suche nach Dark Man sehr nützlich sein.”
Nicole hängte die Perücke auf einen Bettpfosten. “Wie lange hast du mich denn
Weitere Kostenlose Bücher