Ein prickelndes Spiel (German Edition)
dankbar.”
Alex stellte das Telefon aus und warf es dann aufs Bett. Athena war achtundzwanzig, also alles andere als ein Kind, und sie wohnte nur deshalb noch zu Hause, weil die Eltern darauf bestanden. In Griechenland zogen die Kinder normalerweise erst dann aus, wenn sie heirateten. Da Alex sich jedoch geweigert hatte, nach dieser Tradition zu leben, hatte Athena es besonders schwer.
Ihre Post ging immer noch an die Adresse der Eltern in Astoria, aber sie war dazu übergegangen, immer mal wieder bei Freundinnen in Manhattan zu übernachten, da sie es von dort aus näher zu ihrem Arbeitsplatz in Little Italy hatte. Seiner Meinung nach sollten die Eltern froh sein, dass sie überhaupt noch nach Hause kam, wenn man bedachte, wie sie sie behandelten. Für ihn war es einfach, den vielen Fragen auszuweichen:
Wann heiratest du endlich? Wann wirst du mal sesshaft werden? Wann suchst du dir einen richtigen Beruf? Denkst du denn gar nicht an Kinder? Der Name muss doch fortgeführt werden.
Athena dagegen musste diese Fragen oft genug über sich ergehen lassen und war davon zu Tode genervt. So verschwand sie immer mal für ein, zwei Tage, sonst würde sie es mit ihren überängstlichen, altmodischen Eltern überhaupt nicht aushalten. Das konnte Alex gut verstehen.
Er blickte sehnsüchtig auf die leere Kaffeekanne, zog sich dann die Schuhe an und griff nach dem Mantel. Athena hin und Kaffee her, erst einmal musste er Nicole Bennett finden.
Er wandte sich zur Tür und erstarrte. Da war sie ja, frisch wie der junge Morgen. Er hatte sie nicht hereinkommen hören, obgleich die sechs Türschlösser nicht lautlos aufzuschließen waren. Wie lange stand sie denn schon da? Sie lehnte neben dem Türpfosten, eine Tragetasche stand zu ihren Füßen. Hatte sie ihn etwa beobachtet, seit er aus dem Traum aufgewacht war?
Aber egal, er war unendlich erleichtert, sie zu sehen. Und zwar nicht nur, weil sie eine Diebin war, die er endlich überführen wollte.
An Nicoles Lächeln konnte er erkennen, dass sie wusste, was ihm gerade durch den Kopf ging. Sie hob einen riesigen Kaffeebecher hoch. “Den kannst du doch jetzt sicher gebrauchen.”
Alex musterte sie aus zusammengekniffenen Augen. Sie trug ein enges langes Kleid, das sie umschloss wie eine zweite Haut, dazu schwarze Stiefel und ein schwarzes Hemd, das sie in der Taille geknotet hatte. Ein Dutzend silberner Armreifen klingelte bei jeder Bewegung. Er schüttelte verblüfft den Kopf. Woher hatte sie bloß die Sachen?
“Willst du nun, oder willst du nicht?”, fragte sie.
“Gern.” Alex nahm den Becher und hob den Deckel ab. Aufatmend nahm er einen großen Schluck. “Wo bist du gewesen?”
“Kaffee holen, was denn sonst? Das Zeug, das du hierhast, kann man ja keinem zumuten.”
Er blickte auf ihre Handgelenke, dann auf den Bettpfosten. “Wie hast du denn die Handschellen geöffnet?”
Sie lächelte stolz. “Berufsgeheimnis.”
Er nickte langsam. Okay, das konnte er im Moment so hinnehmen. Aber eine andere Frage brannte ihm noch auf der Seele, und er war nicht ganz sicher, ob es dafür nur berufliche Gründe gab. Er räusperte sich kurz und sah ihr in das hübsche Gesicht.
“Warum bist du zurückgekommen?”
Was für eine Frage. Ja, warum war sie eigentlich zurückgekommen? So genau wusste sie das selbst nicht. Nicole richtete sich gerade auf und sah Alex nachdenklich an. Sie musste einfach zurückkommen. Weil er irgendwie recht hatte, sie um ihre Hilfe zu bitten? Weil er sie als Mann anturnte, wie es schon lange nicht mehr vorgekommen war? Weil er ihr letztes Projekt vermasselt hatte und ganz sicher auch ihre nächsten Pläne durchkreuzen würde, es sei denn, sie ließ sich auf seine Forderung ein? Weil sie noch nicht mit ihm geschlafen hatte und unbedingt herausfinden wollte, ob er im Bett so gut war, wie sie vermutete?
“Ich hatte nie vor abzuhauen.”
Alex runzelte die Stirn. “Ich begreife dich nicht, Nicole.”
Sie zuckte mit den Schultern. “Ich wollte nur etwas beweisen.”
“So?” Er lehnte sich gegen den Tresen und verschränkte die Arme vor der Brust. Er sah unverschämt sexy aus.
Es passierte Nicole nicht oft, dass sie sich sexuell angeturnt fühlte, bevor sie ihren Kaffee gehabt hatte. Da sie normalerweise sehr spät ins Bett ging – das brachte ihr Beruf so mit sich – stand sie meist erst gegen Mittag auf. Morgens um neun war sie üblicherweise noch überhaupt nicht zu gebrauchen.
Aber sie brauchte Alex nur anzusehen, und sofort wollte sie
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