Ein Prinz wie aus 1001 Nacht
Auszug sein müssen. Leider waren ihre Rücklagen bisher sehr spärlich, sodass sie vor ihrer geplanten Flucht wohl noch einige Überstunden würde ableisten müssen.
„Lieber Himmel! Was ist denn mit Ihrem Gesicht passiert?“, fragte Pamela Anstruther entsetzt, kurz nachdem Kirsten das Castle erreicht hatte.
„Ich bin gestolpert und gegen die Tischkante gefallen“, murmelte sie mit gesenktem Blick. „Zum Glück ist nichts gebrochen.“
Pamela warf ihr einen mitleidigen Blick zu, der frei von Misstrauen war. „Sie Ärmste! Aber ich brauche Sie heute Vormittag auch nicht länger als eine Stunde. Nachdem Sie mein Schlafzimmer aufgeräumt haben, können Sie sich wieder Ihrer eigentlichen Arbeit widmen.“
Kirsten bemühte sich, ihre Enttäuschung darüber zu verbergen, dass dies offenbar wieder mal ein Tag war, wo sie von den Vorbereitungen für die Party ausgeschlossen wurde. Bisher hatte sie immer angenommen, dass es ihr nichts ausmachen würde, zu ihrer Putzarbeit zurückzukehren, doch inzwischen war sie sich dessen nicht mehr so sicher. Die Arbeit für Lady Pamela hatte ihr gezeigt, dass sie absolut in der Lage war, jede Aufgabe zu erfüllen, die man von ihr verlangte, obwohl die Lady sie zwischendurch gern daran erinnerte, dass es Aufgaben und besondere Aufgaben gab.
Pamela schaffte es auch immer wieder, ihre Suite in eine Art Schlachtfeld zu verwandeln, und Kirsten hatte es langsam satt, von ihr als ihr persönliches Zimmermädchen behandelt zu werden.
Shahir presste seine Lippen zu einem schmalen Strich zusammen, während er den Brief überflog, den er heute früh von seinem Cousin erhalten hatte. Wütend knüllte er ihn zusammen und warf ihn in den Papierkorb.
Wie es aussah, hatte seine große, aber unerreichbare Liebe Faria ihrem Nichtverhältnis nun den ultimativen Todesstoß versetzt, indem sie einen anderen Mann heiratete! Dabei hatte Shahir nicht einmal gewusst, dass sie verlobt gewesen war. Wegen eines unerwarteten Trauerfalls in der Familie des Bräutigams fand die Hochzeit im schlichten Rahmen und kleinsten Kreis statt, und war nur deshalb nicht aufgeschoben worden, weil das Hochzeitspaar gemeinsam nach London umziehen wollte. Dort war Farias frisch Angetrautem eine Stelle als Chirurg in einem Krankenhaus angeboten worden.
Shahir verzog den Mund zu einem bitteren Lächeln.
Eigentlich war es nur natürlich und vorauszusehen gewesen, dass Faria eines Tages heiraten würde. Im Grunde genommen war sie damit nicht mal weiter außerhalb seiner Reichweite als zuvor.
Energisch verbot Shahir es sich, Schmerz über die Nachricht zu empfinden, dass seine Pflegeschwester jetzt verheiratet war. Er war ein starker Mann und kein erbärmlicher Schwächling, das musste er sich nur immer wieder vor Augen halten.
Entschlossen nahm Shahir an seinem Schreibtisch Platz und widmete sich seiner Arbeit.
Eine Stunde später tauchte Pamela Anstruther mit der endgültigen Gästeliste in seinem Büro auf, die Shahir noch einmal absegnen sollte.
„Offensichtlich steckt Kirsten Ross in ziemlichen Schwierigkeiten …“, ließ sie wie nebenbei fallen und rollte bezeichnend mit den Augen.
Shahir hob langsam eine dunkle Braue, was eine sensiblere Frau als Pamela mit Sicherheit zum Schweigen gebracht hätte. Doch die plapperte einfach munter weiter.
„Wie ich gehört habe, soll sie sich seit einiger Zeit mit diesem gut aussehenden polnischen Handwerker treffen, der an den Pferdeställen arbeitet. Und bei dem Leben, das sie gezwungen ist zu führen, kann man ihr wohl nicht einmal vorwerfen, dass sie es heimlich tut. Unglücklicherweise scheint ihr widerlicher Vater trotzdem Wind davon bekommen zu haben …“
„Ich hege eine ausgesprochene Abneigung gegen Klatsch und Tratsch“, informierte Shahir sie kühl.
Pamela lächelte süß und klapperte besänftigend mit den schwarz getuschten Wimpern. „Ich denke, Sie hätten trotzdem Mitleid mit ihr, wenn Sie das arme Mädchen sehen würden. Nur deshalb habe ich es überhaupt erwähnt, wissen Sie? Denn Kirsten sieht heute längst nicht so hübsch aus wie sonst …“
Shahir maß sie nun mit einem undurchdringlichen Blick.
„Kommen Sie endlich auf den Punkt, Pamela.“
„Nun, wenn Sie mich fragen … hat sie jemand äußerst brutal ins Gesicht geschlagen. Höchstwahrscheinlich ist dieser furchtbare Angus Ross dafür verantwortlich.“ Pamela war enttäuscht, dass Shahirs verschlossene Miene nicht die leiseste Regung preisgab.
„Hat sie das behauptet?“
„Nein,
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