Ein Prinz wie aus 1001 Nacht
Nächste, was sie bewusst wahrnahm, war, dass Shahir auf der Kante eines gigantischen Doppelbettes saß, und sie selbst vor ihm stand. Geschickt hatte er die Spange in ihrem Nacken gelöst, sodass ihr langes Haar sie umfloss wie ein seidener Mantel.
„Ich habe dich von der ersten Sekunde an begehrt“, gestand Shahir und ließ seine Finger spielerisch durch die üppige platinblonde Pracht fahren. „Jedes Mal, wenn ich dich gesehen habe, ist der Hunger stärker geworden.“
Kirsten war so angespannt, dass ihre Knie plötzlich zu zittern begannen. „Wirklich?“
„Du scheinst dir deiner außerordentlichen Schönheit absolut nicht bewusst zu sein“, stellte Shahir fast erstaunt fest.
Kirsten starrte ihn aus ihren klaren grünen Augen an und hob unwillkürlich eine Hand zu ihrer geschundenen Wange empor. „Aber nicht heute. Ich bin nicht …“
Shahir umfasste ihre schmale Hand mit festem Griff. „Heute bist du für mich noch schöner als sonst“, sagte er ernst.
Kirsten lachte nervös auf. Ihre Augen glänzten unnatürlich, und sie schluckte heftig. Und dann beugte sie sich vor und presste ihre weichen Lippen auf Shahirs Mund. Sie küsste ihn mit fiebrigem Eifer, und er stand ihr in nichts nach. Dabei öffnete er geschickt die Knöpfe ihrer Bluse, zog sie über Schultern und Arme herab und befreite Kirsten von ihren weiteren Kleidungsstücken, ohne dabei ihren Mund auch nur eine Sekunde freizugeben.
„Viel zu viele Hindernisse“, murmelte er irgendwann.
Damit hob er sie mit Leichtigkeit auf den Arm und bettete sie in den Kissenberg am Kopfende des Bettes.
„Ich nehme doch an, dass du nicht unerfahren bist?“, fragte er ironisch. „Falls es aber doch so sein sollte, dann sag es lieber gleich, und ich lasse dich unbeschadet wieder frei. Ich verführe nämlich keine Jungfrauen.“
In Kirstens Innerem tobte ein heftiger Gefühlssturm. Dadurch, dass sie als Tochter ihres Vaters in einem mehr als freudlosen Haushalt aufwuchs, war Kirsten es gewohnt, mit Enttäuschungen umzugehen. Praktisch alles, was ihr Vergnügen hätte bereiten können, verbot Angus ihr.
Und jetzt wollte sie Shahir – mehr als alles andere auf der Welt, wünschte sie sich, in seinen Armen zu liegen und von ihm geliebt zu werden. Wenn sie ihm jetzt die Wahrheit gestand, würde er sie wegschicken. Und den Gedanken konnte Kirsten nicht ertragen.
„Ich bin keine Jungfrau“, sagte sie rasch, ehe sie vielleicht noch Gewissensbisse wegen dieser Lüge bekommen konnte.
Shahir war nur zu gern bereit, ihr zu glauben. Trotzdem schien sie ihm völlig anders zu sein als alle Frauen, die er bisher kennengelernt hatte. „Du scheinst aber sehr schüchtern zu sein …“
„Hast du ein Problem damit?“ Kirsten bemühte sich verzweifelt, ihre Stimme irgendwie verrucht klingen zu lassen. Sekundenlang betrachtete er nachdenklich ihr reizvolles Profil, dann zuckte Shahir nachlässig mit den breiten Schultern.
„Shahir …“
„Ich mag es, wie du meinen Namen aussprichst“, murmelte er undeutlich. Dann zog auch er sich aus und legte sich zu ihr.
Er zeigte Kirsten eine Welt, von der sie nichts geahnt hatte. Erst als Shahir sich über sie schob, tauchte sie wie aus einem fernen Traum auf und starrte aus ihren schönen Augen, die Shahir an einen tiefen dunklen Waldteich erinnerten, zu ihm hoch.
Sofort hielt er inne. „Hast du mich angelogen? Bist du doch noch unschuldig?“, fragte er scharf.
Kirsten schüttelte nur heftig den Kopf.
„Kirsten …?“
„Nicht aufhören …“, flüsterte sie heiser und bog sich ihm ungeduldig entgegen.
Hin und her gerissen zwischen Zweifel, Wut und heißer Lust, zögerte Shahir immer noch, der süßen Verlockung nachzugeben. Er musste so sehr um Beherrschung kämpfen, dass jeder Muskel in seinem angespannten Körper zitterte. Doch irgendwann gab er sich geschlagen und entführte Kirsten in ungeahnte Höhen.
Danach lag sie erschöpft da, während sich ein bisher unbekanntes Gefühl der Wärme in ihr ausbreitete. Instinktiv kuschelte sie sich an Shahirs Brust. Er hatte seinen Arm wie schützend um sie gelegt und beugte den Kopf, um sie auf die heiße Stirn zu küssen. Noch etwa eine Minute gewährte er Kirsten das berauschende Gefühl von ungewohnter Intimität, dann zog er sich von ihr zurück.
Plötzlich fühlte sie sich seltsam schutzlos und verlassen. Als sie zu ihm hochschaute, erschrak sie vor dem kühlen und distanzierten Ausdruck in Shahirs goldenen Raubvogelaugen.
„Lüg mich nie wieder an
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