Ein Prinz wie aus 1001 Nacht
Jawort gegeben haben.“
„Wird deine Familie mich denn überhaupt akzeptieren?“, fragte Kirsten ängstlich.
„Natürlich. Wegen des äußeren Ansehens ist ganz offiziell eine etwas geschönte Variante unserer Geschichte bekannt gegeben worden. Die besagt, dass wir bereits vor einem Jahr heimlich geheiratet haben, da mein Vater mit unserer Beziehung anfangs nicht einverstanden war, dass aber die bevorstehende Geburt unseres ersten Kindes sein Herz erweicht hat und er inzwischen akzeptiert, dass ich es vorgezogen habe, meine Frau selbst zu erwählen. Auf diese Weise verliert niemand sein Gesicht.“
Kirsten senkte den Blick. Shahir hatte sie nicht ausgesucht. Er hatte sich von ihr sexuell angezogen gefühlt und übernahm jetzt die Verantwortung für die Folgen. Das war die wahre Geschichte. Und vielleicht war er sogar derjenige, der den höchsten Preis von allen zahlen musste – weil er sie nicht so liebte wie sie ihn.
„Dieses zarte Grün steht dir einfach wunderbar“, raunte Shahir seiner Frau ins Ohr. „Und dein Haar wirkt dagegen mehr denn je wie flüssiges Silber …“
„Ich … ich habe mich noch gar nicht für die wundervollen Geschenke bei dir bedankt. Du hast einen sehr guten Geschmack in … in diesen Dingen.“
Shahir lachte. „Aber keinerlei Erfahrung“, behauptete er, was Kirsten allerdings ernsthaft bezweifelte. „Ich habe nur die Farben bestimmt.“
„Hast du denn so etwas noch nie vorher gekauft?“, fragte sie neugierig.
„Ich? Natürlich nicht!“
Kirsten fühlte sich plötzlich seltsam leicht. Vielleicht war Shahir doch nicht so ein Casanova, wie sie es immer gedacht hatte?
„Ah!“, machte sie erschrocken, und legte eine Hand auf den gewölbten Bauch.
„Das Baby?“ Shahirs Augen leuchteten wie kostbarer Bernstein, als er näher rückte und seine schlanke Hand ausstreckte. „Darf ich?“
Kirsten zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde. „Ja …“
Sanft legte er die Hand auf ihren Bauch und lachte zufrieden auf, als er einen kleinen Stoß spürte. Shahirs offensichtliche Begeisterung über seine Vaterschaft tat Kirsten wohl. Er mochte sie nicht lieben, aber seinem Kind würde er sicher ein liebevoller Vater sein. Er würde ihm den Schutz und Rückhalt geben können, den Kirsten ihr Leben lang vermisst hatte.
Als Kirsten am nächsten Morgen beim Frühstück saß, wurde ein umfangreiches Paket mit Büchern und brandneuen Zeitschriften geliefert, das sie lächelnd in Empfang nahm. Eine weitere Demonstration von Shahirs bedachter Fürsorge. Nein, sie durfte sich wirklich nicht beklagen. Und diesmal gelang es Kirsten nicht nur, die ganze Müslischale zu leeren, es folgten sogar noch ein gebuttertes Croissant und ein großer Becher heiße Schokolade.
In den folgenden Wochen verbrachte Shahir jede freie Minute an der Seite seiner Frau, doch zu küssen versuchte er sie nie mehr, obwohl Kirsten sich bestimmt nicht dagegen gewehrt hätte.
Ähnlich wie Squeak, erwischte sie sich immer öfter dabei, dass sie einfach träge dasaß, ab und zu herzhaft gähnte und dann übergangslos in ein Nickerchen verfiel.
Als der ausgerechnete Geburtstermin näher rückte, sagte Shahir alle auswärtigen Geschäftstermine ab, um in der Nähe seiner Frau zu sein. Der Geburtshelfer hatte sie schon gewarnt, dass das Baby möglicherweise zu groß für Kirstens schmales Becken sei und man wahrscheinlich einen Kaiserschnitt machen müsse.
Schließlich kamen die Wehen zwei Wochen früher als geplant. Mitten an einem Vormittag, während Shahir sich am anderen Ende Londons befand. Sie lag bereits in der Klinik, als er ziemlich atemlos neben ihr auftauchte. „Du wirst dich absolut gut fühlen“, versprach er Kirsten flüsternd und hielt ihre Hand dabei fest umklammert. „Ich habe alles mit dem OP-Team abgesprochen. Keine Schmerzen … nicht einmal einen Pieks. Ich könnte es nicht ertragen, dich leiden zu sehen.“
Er wirkte sehr angespannt und schien viel mehr Angst vor der Geburt zu haben als Kirsten selbst. Sie hatte zwar immer wieder leichte Wehen, aber ihr war auch klar, dass eine Geburt nicht schmerzfrei ablaufen konnte. Glücklicherweise behielt sie das aber für sich.
Vor lauter Angst, dass ein unbeabsichtigtes Aufstöhnen Shahir noch nervöser machen könnte, als er ohnehin schon war, unterdrückte sie jeden noch so winzigen Schmerzenslaut und verharrte in stoischer Ruhe, bis sie in den OP geschoben wurde.
Shahir versuchte indessen, seine verzweifelte Angst und Panik zu bekämpfen.
Weitere Kostenlose Bücher