Ein Prinz wie aus 1001 Nacht
Seufzer zufrieden die langen Beine aus. Fasziniert betrachtete Shahir ihr klassisches Profil. Nach ihrer leidenschaftlichen Willenserklärung lag ein seltsam gelassener Ausdruck auf ihrem schönen Gesicht. Je mehr er über dieses zauberhafte Wesen herausfand, das jetzt seine Frau war, desto neugieriger wurde Shahir. Sie war wie eine exquisite Statue, deren Schönheit ihn beeindruckte, aber von der er längst nicht alle Seiten kannte.
Doch wie passte die verflixte Diebstahlsgeschichte in dieses Bild? Shahirs Blick verhärtete sich.
„Du lieber Himmel!“, rief Kirsten plötzlich aus, setzte sich kerzengerade hin und starrte mit kugelrunden Augen durch die Seitenscheibe. So unglaublich es schien, ein Stück vor ihnen prangte eine riesige Reklametafel mit ihrem und Shahirs Konterfei. „Ich kann kaum glauben, was ich da sehe! Was bedeutet das?“
„Es kündigt unseren Hochzeitstag an, der für das gesamte Volk ein arbeitsfreier Tag sein wird, damit sie dieses Ereignis mit uns feiern können“, erklärte Shahir kühl.
Kirsten warf einen schnellen Seitenblick auf seine verschlossene Miene und schluckte hart. Warum war er plötzlich so distanziert? Bedauerte er seine Entscheidung vielleicht inzwischen? Oder war sie einfach nur übersensibel? Schweigend lehnte Kirsten sich in ihren Sitz zurück.
Die Hauptstadt, Jabil, war so strukturiert, dass sie von breiten Durchgangsstraßen in einzelne Stadtteile gegliedert wurde. Lebhafte Geschäftsviertel wechselten sich mit ausgedehnten Grünflächen und Parks ab. Zeitgenössische Bauten standen Seite an Seite mit alten Villen und prachtvollen Moscheen mit glänzenden Kuppeldächern.
Die Menschen auf der Straße waren ebenso arabisch wie europäisch gekleidet, und viele von ihnen blieben stehen, um der königlichen Limousine zuzuwinken, die von einer Motorradeskorte begleitet wurde.
„Wir werden eine traditionelle Hochzeitszeremonie haben“, erklärte Shahir plötzlich. „Die Festlichkeiten beginnen heute Abend und werden nicht vor dem morgigen Abend zu Ende gehen. Wir werden uns vor der Zeremonie nicht mehr sehen.“
Kirsten war geschockt darüber, schon wieder von ihrem Mann getrennt zu werden. „Muss das sein? Ich meine …“
Ihre dünne Stimme und die aufsteigende Panik in ihren Augen besänftigten Shahirs Gemüt. Sanft legte er seine Hand über ihre.
„So ist es seit Jahrhunderten Tradition, und wir haben schon genug Regeln gebrochen in unserer Beziehung. Tatsache ist, dass die normalerweise drei Tage andauernde Feier ohnehin bereits auf anderthalb Tage zusammengestrichen wurde, um in den Terminplan meines Vaters zu passen.“
„Aber ich kenne hier doch niemanden …“
Jetzt wandte Shahir sich ihr ganz zu und nahm auch Kirstens andere Hand in seine. „Fast alle Mitglieder meiner Familie sprechen Englisch, und sie werden dich freundlich aufnehmen, das versichere ich dir. Denn sie sind alle erleichtert, dass ich endlich eine Ehefrau gefunden habe.“
„Erleichtert?“
Shahir lachte leise. „Glücklicherweise hat wenigstens mein Vater, was dieses Thema betrifft, nicht ständig Druck auf mich ausgeübt. Allerdings nur, weil er mich kennt und wusste, dass mich das nur noch mehr zum Widerstand reizen würde. Aber allen anderen war meine Zurückhaltung, was das Heiraten betrifft, schon langsam ein Grund zur Sorge geworden. Jetzt können sie endlich aufatmen.“
Ob er wegen der unerreichbaren Faria so lange gezögert hatte, sich zu binden? Wer mochte wohl alles über Shahirs große, geheime Liebe Bescheid wissen?
„Und dein Vater?“, fragte Kirsten leise.
Shahirs Augen funkelten amüsiert. „Ah … mein Vater!
Wenn du ihn erst einmal besser kennst, wirst du feststellen, dass er der geborene Pessimist ist. Er hat immer befürchtet, dass selbst wenn ich irgendwann heirate, es immer noch Jahre dauern könnte, bis er den ersten Enkel in seinen Armen hält. Und so ist die Tatsache, dass ich ihm in dir meine Frau und zugleich die Mutter meines Sohnes präsentieren kann, im Grunde genommen unser größter Pluspunkt.“
Kirsten zwang sich zu einem Lächeln und wollte Shahir nicht zeigen, dass er sie mit seinen Worten schon wieder verletzt hatte. Natürlich verstand sie den Wunsch und das Bestreben, als Herrscher eines Landes in puncto Nachfolge auf der sicheren Seite sein zu wollen, dennoch hasste sie es, nur wegen des Thronfolgers geheiratet worden zu sein.
Ob Shahirs Vater überhaupt wusste, wie schnell ihnen das gelungen war? Sie entzog Shahir ihre Hände
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