Ein Prinz wie aus 1001 Nacht
und senkte den Blick.
„Wie viel hast du deinem Vater eigentlich über unsere … Beziehung erzählt?“
„Die ganze Wahrheit.“
Kirsten versteifte sich merklich. „Du hast ihm … Was hast du ihm genau erzählt?“
„Dass ich eine Jungfrau verführt habe, was sonst?“
„Aber … aber das ist doch keine Information, die für andere bestimmt ist!“, brachte sie fassungslos hervor. „Das geht doch nur uns beide etwas an.“
„Nicht in diesem Fall“, entgegnete Shahir gelassen. „Zu deinem eigenen Besten musste ich dafür sorgen, dass mein Vater alle Vorwürfe und Vorbehalte, die ihm vielleicht auf der Zunge liegen, auf meine Schultern ablädt. Und das hat er getan …“
Kirsten holte tief Luft und schwieg.
Die Motorradeskorte hatte sie inzwischen aus der Stadt hinaus auf eine Schnellstraße gelotst, die direkt zum Ahmet Palast führte, seit dem siebzehnten Jahrhundert die Residenz der königlichen Familie von Dhemen. Hohe Mauern mit Wachtürmen umschlossen das riesige Areal, das sich über einen sanften Hügel erstreckte. So wurde es zumindest in dem Buch beschrieben, das Kirsten gelesen hatte.
Zu beiden Seiten der ausgebauten Straße gab es nichts außer Sanddünen, die bis zum Horizont reichten, und deren Farbe im Sonnenlicht des späten Nachmittags zwischen Gold und Terrakotta schwankte.
Als sie durch ein hohes, zweiflügeliges Eisentor fuhren, beugte sich Kirsten wieder vor und schaute sich neugierig um. Vor dem mit einem gewaltigen Torbogen versehenen Eingang des nächststehenden Gebäudes war ein langer roter Teppich ausgerollt worden. Plötzlich schoss Kirsten ein erschreckender Gedanke durch den Kopf.
„Du hast deinem Vater doch nichts von der … Schmuckgeschichte gesagt?“
Neben ihr schien Shahir zu Eis zu gefrieren. „Ich nehme an, dass soll ein Scherz sein? Mein Vater glaubt natürlich, dass du eine Frau mit einwandfreiem Charakter bist.“
Was du natürlich nicht tust!, hätte Kirsten ihm fast entgegengeschleudert. Unvermittelt flammte heiße Wut in ihr auf. Ihre Augen funkelten wie kostbare Smaragde.
„Shahir, ich habe endgültig genug davon, dass du mich eines Vergehens beschuldigst, dass ich nie begangen habe!“, sagte sie hitzig. „Ich dachte, du würdest mich inzwischen gut genug kennen, um deine Meinung in diesem Punkt revidieren zu können, aber anscheinend habe ich mich getäuscht!“
„Schrei mich nicht an!“
„Was soll ich denn machen, wenn du so stur und unbeweglich wie ein Felsbrocken bist?“
„Dies ist weder die Zeit noch der Ort für ein aggressives Gespräch“, belehrte er sie und stachelte damit Kirstens Wut nur noch weiter an.
„Oh nein! Wir sind noch nicht fertig! Von Jeanie habe ich erfahren, dass es im Castle heißt, Lady Pamela habe mir den Schmuck unterschieben lassen, weil sie eifersüchtig auf mich war und dich für sich erobern wollte. Aber das ist nicht der Punkt. Du bist mein Mann! Und anstatt immer mit deinem Ehrgefühl aufzutrumpfen und mir weiszumachen, dass du mich mit deinem Leben beschützen würdest, wäre ich schon zufrieden, wenn du mir einfach Glauben schenken könntest! Wasch meinen Namen rein, das ist alles, was ich von dir verlange!“
Kirsten zitterte vor Erregung und Furcht, Shahir könnte jeden Moment explodieren. Er wirkte wie ein brodelnder Vulkan kurz vor der Eruption, und sie fragte sich beklommen, woher sie plötzlich den Mut genommen hatte, ihn derart zurechtzuweisen.
Shahir musste alle Willenskraft aufbringen, um sich zu beherrschen. Wie konnte Kirsten es wagen, sein Ehrgefühl infrage zu stellen? Oder an seiner Bereitschaft zu zweifeln, sie mit seinem Leben schützen zu wollen? Und wie konnte sie ihm unterstellen, dass er sie für eine gemeine Diebin hielt?
Das wollte er doch gar nicht, aber die Tatsachen ließen nun mal wenig Raum für Zweifel. Ob vielleicht etwas dran war an der Theorie, dass Pamela …?
So wütend Shahir auch auf seine Frau war, so sicher wusste er, dass er dieser Sache auf den Grund gehen musste. Und zwar so bald wie möglich. Denn wenn Kirsten recht mit ihrer Vermutung hatte …
Die Tür auf seiner Seite wurde geöffnet, und Shahir stieg hoheitsvoll aus der Limousine. Der Kammerherr des Hofes begrüßte ihn mit einer tiefen Verbeugung. Aus dem Wageninneren heraus reichte man Shahir seinen Sohn, den er vorsichtig in Empfang nahm. Dann wartete er darauf, dass Kirsten ausstieg und an seine Seite trat.
Kirsten zitterte am ganzen Leib wie Espenlaub. Sie war immer noch geschockt von ihrem
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