Ein Prinz wie aus 1001 Nacht
zuvor kennengelernt hatte.
Irgendjemand stellte Musik an, und im Handumdrehen entwickelte sich das Ganze zu einer kleinen Party.
„So, jetzt solltest du aber ein Nickerchen machen“, riet ihr Jahan und führte Kirsten zu einem privaten Ruheraum, der auf einen der Innenhöfe hinausging. „Als Braut steht dir nämlich noch ein langer, anstrengender Tag bevor.“
Kirsten war froh über die Rückzugsmöglichkeit. Sie wollte die Zeit nutzen, um ihren Mann um Verzeihung zu bitten. Dazu gebrauchte sie das Handy, das man ihr auf ihren Wunsch hin gegeben hatte. Ihre SMS an Shahir bestand nur aus einem kurzen Wort.
Sorry.
Shahir erhielt Kirstens Nachricht, während er massiert wurde. Er las den knappen Text, und auf seinem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. Erleichtert rief er seine Frau zurück.
„Kirsten …?“
„Shahir! Ich … es tut mir so leid. Ich war wütend, aber ich hätte dich nicht anschreien dürfen.“
„Deine Wut hatte ja auch einen Hintergrund“, gab er großzügig zu. „Vielleicht beruhigt es dich zu hören, dass ich bereits vor geraumer Zeit einige Hebel in Bewegung gesetzt habe, um die Vorwürfe gegen dich noch einmal überprüfen zu lassen. Selbst wenn der Schein gegen dich spricht, hast du als meine Frau Anspruch darauf, dass ich alles tue, um dich zu unterstützen“, erklärte er steif.
„Aber ich will doch nur, dass du mir glaubst …“
Shahir unterdrückte ein Stöhnen und schloss für einen Moment die Augen.
„Hör zu, Kirsten, heute ist unser Hochzeitstag. Ich kann einfach an nichts anderes denken“, behauptete er in leichtem Ton.
Nun beschloss auch Kirsten, dass es für den Augenblick genug war. Offenbar versuchte Shahir, eine friedliche Basis zu schaffen, auf der sie sich später als Brautleute begegnen konnten. Dem wollte sie nicht entgegenstehen.
„Und woran genau denkst du?“
„Dass wir heute Nacht endlich wieder in einem Bett liegen …“
Als Folge dieser unerwarteten Antwort begann Kirstens Herz aufgeregt zu schlagen. „Das überrascht mich etwas“, sagte sie rau. „Immerhin bist du der Mann, der mich nach Tazeems Geburt nicht einmal geküsst hat.“
„Weil ich Rücksicht auf dich genommen habe!“
„Fühlst du dich denn immer noch so schuldig wegen dem, was damals in Schottland zwischen uns passiert ist?“, fragte Kirsten mit dünner Stimme.
„Nein … ich erinnere mich an jede Minute …“
„Das ist gut.“
„Nein, das ist frustrierend. Besonders, nachdem ich jetzt schon fast ein Jahr auf eine Wiederholung verzichten musste!“
„Fast ein Jahr?“, flüsterte Kirsten. „Dann hast du … ich meine, dann war da niemand anderer …?“
„Nicht, seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe.“
Kirsten umklammerte das Handy so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten.
„Das ist sehr gut …“ Glücklich lauschte sie Shahirs magischen Worten nach. „Lieber Himmel! Ich habe mich immer noch nicht bei dir dafür bedankt, dass du meinen Bruder ausfindig gemacht hast! Ein schöneres Hochzeitsgeschenk hätte ich mir nicht vorstellen können.“
„Das habe ich sehr gern getan … Ich muss leider Schluss machen, weil mein Vater mich erwartet.“
Kirsten legte das Handy zur Seite und schloss träumerisch die Augen. Zum allerersten Mal hatte sie das Gefühl, wirklich Shahirs Frau zu sein …
Kaum war Kirsten aus ihrem Schläfchen erwacht, als man sich mit neuem Eifer auf sie stürzte. Ihr langes Haar wurde gewaschen, mit den verschiedensten Emulsionen gepflegt und so oft gespült, bis das Wasser glasklar ablief. Dann wurde ihre Haut parfümiert, die Nägel manikürt und ihre Hände kunstvoll mit orientalischen Ornamenten mit Henna bemalt, die Glück und Gesundheit symbolisierten. Ihr Gesicht wurde geschminkt, und während der ganzen Zeit lachten die Frauen ohne Unterbrechung.
Als es Zeit zum Ankleiden wurde, nahm das Gelächter noch zu, weil die Dienerinnen erneut den Wandschirm hereintrugen. Mit zitternden Fingern streifte Kirsten halterlose Seidenstrümpfe über ihre langen Beine und schlüpfte in die prächtigen, mit glitzernden Steinen verzierten Schuhe, die man ihr zur Begutachtung entgegenhielt. Schließlich hob sie die Arme, um sich in ein zauberhaftes langes Gewand aus matt schimmernder blauer Seide helfen zu lassen.
„Wie schön du bist!“ Jahan umfasste Kirstens Schultern und drehte sie herum, damit alle Frauen sie sehen konnten. Unter ihrem spontanen Beifall und den bewundernden Kommentaren trat Kirsten vor den Spiegel. Sie sah
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