Ein Prinz wie aus 1001 Nacht
unglaublich exotisch und seltsam fremd aus.
Die Frauen nötigten sie, dreimal um einen Tisch mit brennenden Räucherstäbchen zu gehen, was der Braut Glück bringen sollte. Dann drängten sie Kirsten, einige bunte Päckchen zu öffnen.
„Die Brautgeschenke“, erklärte Jahan. „Wir sind alle gespannt zu sehen, was Shahir dir geschenkt hat.“
„Oh, ich wusste gar nicht, dass es hier üblich ist, sich etwas zu schenken. Ich habe gar nichts für deinen Bruder“, sagte Kirsten erschrocken.
„Aber du hast Prinz Shahir bereits einen Sohn geschenkt!“ Jahan schien ehrlich erstaunt zu sein. „Im ersten Jahr der Ehe! Einen größeren Segen gibt es nicht.“
Kirsten starrte wie hypnotisiert auf die kunstvoll gearbeitete goldene Krone, die aus der ersten Schachtel zum Vorschein kam. Sie war nicht übermäßig groß, wirkte ziemlich leicht, aber es war eben eine Krone … keine Tiara!
Jahan nahm sie ehrfürchtig in die Hand und drückte sie auf Kirstens helles Haar. „Sie ist nicht mehr benutzt worden, seit Bisma starb. Das war Shahirs Mutter. Du darfst dich sehr geehrt fühlen, weil nur unser Vater, der König, das Recht hat, sie dir zu überlassen.“
In den anderen Geschenkschatullen fand Kirsten eine Halskette aus funkelnden grünen Smaragden mit passendem Armband und Ohrringen. Nie zuvor hatte sie derart kostbaren Schmuck in der Hand gehabt oder auch nur zu träumen gewagt, etwas so Exquisites zu besitzen.
„Dieser Schmuck ist extra für dich angefertigt worden“, verriet ihr Jahan. „Der Goldschmied und der Designer haben Tag und Nacht daran gearbeitet, um die Stücke rechtzeitig fertig zu bekommen. Shahir muss dich wirklich sehr lieben.“
Rasch senkte Kirsten den Kopf, um sich nicht zu verraten. „Ja …“
„Meine Mutter hatte nicht so viel Glück. Sie war die zweite Frau meines Vaters. Er hat sie nur auf Drängen seiner Berater geheiratet, um weitere Söhne zu zeugen, aber der König hat sich nie von seiner Trauer über Shahirs Mutter erholt, und ist nicht glücklich geworden. Das Ganze endete vor einigen Jahren mit einer Scheidung.“
„Das tut mir leid.“
„Faria sagt, wir werden bereits erwartet“, rief eine der anderen Frauen ihnen zu.
Faria?
Kirsten hatte das Gefühl, ohnmächtig zu werden.
Faria sagt …
Wie oft mochte dieser Name in der arabischen Welt wohl vorkommen? Und wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass Shahirs große Liebe ausgerechnet heute hier im Palast anwesend war?
Kirsten wandte langsam den Kopf und sah eine zierliche junge Frau mit mandelförmigen Augen und einer Flut schwarzer Locken in der offenen Tür stehen. Sie war wunderschön, allerdings lag ein etwas mürrischer Ausdruck auf ihrem herzförmigen Gesicht.
„Du bist ja ganz blass geworden …“, stellte Jahan fest. „Aber du musst nicht nervös sein. Es wird alles gut gehen.“
In den nächsten Stunden kam Kirsten nicht dazu, sich weiter Gedanken über die schöne Araberin zu machen. Der große Festsaal war voller Menschen. Kirsten tauschte ein warmes Lächeln mit ihrem Bruder, während sie flankiert von ihren Begleiterinnen langsam durch den imposanten Raum schritt. Vor ihr teilte sich die Menge, und dann sah sie Shahir.
Er trug eine perfekt geschnittene Militäruniform in Schwarz und Scharlachrot, an der Seite einen Säbel, und sah einfach unverschämt gut aus. Als sie bei ihm war, nahm er ihre Hand in seine. Gemeinsam sprachen sie die Trauformeln nach – zuerst in Arabisch, dann noch einmal in Englisch. Danach steckte Shahir seiner Frau einen goldenen Ring auf den Zeigefinger ihrer rechten Hand.
„Jetzt ist es an der Zeit, dass du meinen Vater kennenlernst.“
König Hafiz begrüßte die frisch Vermählten in der Intimität eines kleinen Vorzimmers. Er war ein großer, schlanker Mann mit eindringlichen schwarzen Augen, die er forschend auf Kirstens Gesicht heftete. Da er kein Englisch sprach, fungierte Shahir als Übersetzer. König Hafiz erlöste Kirsten aus ihrer Verlegenheit, indem er sie freundlich auf beide Wangen küsste, dann erteilte er dem Brautpaar als Vater und Herrscher seinen Segen.
Durch Shahir ließ er seiner Schwiegertochter ausrichten, dass er nun verstehe, warum sein Sohn sich so überraschend zur Heirat entschlossen hätte, und dass er Kirstens äußere Schönheit ebenso bewundere wie die Schönheit ihres Geistes und ihres Herzens. Und als er Tazeem als die Freude seines Alters bezeichnete, glaubte Kirsten sogar ein Lächeln in seinen Mundwinkeln zu sehen.
Nach der
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