Ein Prinz wie aus 1001 Nacht
feierlichen Zeremonie wurde das Hochzeitsfest in einen noch größeren Saal verlegt, in dem man an einem Ende einen Zwillingsthron aufgestellt hatte, den Braut und Bräutigam besteigen mussten. Zu ihren Füßen wurden Jasminblätter gestreut, und dann reichte man ihnen ein Getränk aus Honig und Rosenwasser.
Zu ihrer Ehre führten nach alter Tradition gekleidete Gruppen Volkstänze auf, es wurden Gedichte rezitiert, und ein Lautenspieler gab melancholische Lieder zum Besten.
„Und jetzt, bevor wir essen, kannst du dir etwas Bequemeres anziehen“, raunte Shahir seiner Frau zu.
„Darf ich auch die Krone ablegen?“
Shahirs Augen glitzerten amüsiert. „Ja, das darfst du.“
„Ich weiß, dass es eine Ehre ist, sie zu tragen“, beeilte sich Kirsten zu sagen. „Aber sie ist doch ziemlich schwer, und mein Nacken schmerzt schon …“
In einem Raum ganz in der Nähe hatte man bereits ein Kleid zum Wechseln für sie zurechtgelegt. Zu Kirstens Erstaunen handelte es sich dabei um ein traumhaftes weißes Hochzeitskleid. Es war über und über mit winzigen Perlen bestickt und saß perfekt. Dazu gab es einen schlichten Perlenkranz, den man ihr auf den Kopf drückte.
Von der Sekunde an, in der sie wieder den Festsaal betrat, ruhten Shahirs leuchtende Augen auf ihr. „Du siehst einfach hinreißend aus“, flüsterte er ihr ins Ohr, was Kirsten zum Erröten brachte. „Es wirkt genauso, wie ich es mir vorgestellt habe.“
Das Essen war fantastisch, doch Kirsten brachte vor lauter Aufregung kaum einen Bissen herunter. Nach dem Essen wurde sie Vertretern des Hofes und anderen offiziellen Personen vorgestellt. Als sie zufällig einmal zur Seite schaute, sah sie Faria mit einem Mann zusammenstehen – wahrscheinlich ihrem Ehemann. Sie schienen zu streiten.
„Dieses Paar da hinten … wer sind die beiden?“, fragte sie Shahir mit klopfendem Herzen.
Augenblicklich verschloss sich sein Gesicht, und auf der dunklen Wange begann ein Muskel zu zucken. „Meine Pflegeschwester und ihr Mann.“
„Wieso eigentlich Pflegeschwester?“
„Ihre Mutter war eine lange Zeit meine Nanny, nachdem meine eigene Mutter kurz nach meiner Geburt gestorben ist. Und nach unserem Gesetz ist eine derartige Beziehung gleichzusetzen mit einer Blutsverwandtschaft.“
Darauf sagte Kirsten nichts, sondern wandte den Kopf ab und konzentrierte sich auf etwas anderes. Ihr Hals schmerzte, und unter ihren Lidern brannten Tränen. Also war es doch Faria, die Frau, die Shahir liebte und die er nicht haben konnte, weil sie seine Pflegeschwester war.
„Hey, hast du schon Faria gesehen, Bruder?“ Es war Raza, der ihnen seinen dunklen Kopf vertraulich zuneigte und ausgerechnet dieses Thema wieder anschneiden musste. „Erinnerst du dich noch daran, dass wir sie alle für den reinsten Honigtopf hielten? So süß? Was ist bloß für eine Zicke aus diesem Engel geworden!“ Er schauderte übertrieben. „Armer Najim. Er ist so ein netter, verträglicher Kerl, doch leider hat er eine schlechte Wahl getroffen. Wenn ich sehe, was für einen Narren Faria in aller Öffentlichkeit aus ihm macht, dann reicht mir das, um auf ewig Junggeselle zu bleiben!“
Kirsten fühlte sich überraschend wieder belebt, und ihre Augen funkelten direkt mutwillig. Sie wagte es nicht, ihren Mann anzuschauen, stattdessen schenkte sie Raza ihr süßestes Lächeln.
„Darf ich um einen Tanz mit der bezauberndsten Braut bitten, die diese Familie je gesehen hat?“, fragte er charmant, ließ sich auf ein Knie nieder, und legte seine Hand mit einer theatralischen Geste aufs Herz.
Kirsten lachte und wollte gerade etwas sagen, da stellte Shahir seinen jüngeren Bruder mit einem kraftvollen Kunstgriff wieder auf die Beine. „Nicht, bevor sie mit mir getanzt hat.“
Sie schluckte, als sie seinen glimmenden Blick sah. Er vermittelte ihr einen kleinen Eindruck von Shahirs anderer Seite, die viel weniger beherrscht und gelassen war, als er es immer nach außen zeigte.
„Ich weiß ganz genau, was gerade in deinem Kopf vor sich geht“, sagte er leise, nachdem er Kirsten ein paar Schritte zur Seite geführt hatte. „Wir müssen darüber reden, aber nicht hier. Wir werden die Feier bald verlassen.“
Kirsten hatte keine Ahnung von formellen Tänzen und trat Shahir immer wieder auf die Füße. Fast hätte sie erleichtert aufgestöhnt, als ihr Mann sie endlich von der Tanzfläche führte. Am Ausgang des Festsaals wurden sie noch einmal von Raza aufgehalten.
„Du bist ein sehr
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