Ein Prinz wie aus dem Maerchen
ist, klingt, als
hätte er Rettung dringend nötig", erklärte Tariq.
"Percy
ist in Jumar? Schon wieder?" Faye war fassungslos.
"Was
soll ich mit ihm machen?" erkundigte er sich ironisch. "Soll
ich gemein sein und ihn unter einem Vorwand ins Gefängnis werfen
lassen – beispielsweise, weil er zu viel Platz auf dem
Bürgersteig beansprucht hat? Es wäre genau das, was er von
einem angeblich so primitiven Volk wie uns erwartet. Mir tut es fast
Leid, ihn enttäuschen zu müssen."
"Mach
dir keine Sorgen. Ich werde ihn abwimmeln."
"Ich
mache mir keine Sorgen. Ich freue mich schon auf die Begegnung",
beteuerte Tariq amüsiert. "Nein, ich habe nicht vor, ihn
mit bloßen Händen zu erwürgen. Im Gegensatz zu
Majida, die nicht so lächerlich ist, kann Percy auf seine Weise
recht unterhaltsam sein."
Nur
Percy besaß die Dreistigkeit, das Haus eines Mannes zu
betreten, den er einst zu erpressen versucht hatte. "Was, um
alles in der Welt, will er?"
"Vielleicht
hat dein loyaler, fürsorglicher Bruder sich endlich an die
Existenz seiner kleinen Schwester erinnert und bemerkt, dass sie
verschwunden ist."
"Das
ist nicht nett, Tariq."
"Mir
macht es keinen Spaß, dich ständig fragen zu hören,
ob es irgendwelche Post oder Anrufe für dich gegeben habe",
konterte er. "Deine Familie verdient dich nicht."
Es
beunruhigte sie, dass er alles bemerkte, auch wenn er sonst nicht
darüber sprach. Faye war natürlich besorgt gewesen, weil
Adrian sich nicht gemeldet hatte. In der Annahme, Adrian und seine
Familie würden bei Percy wohnen, hatte sie mehrmals im Haus
ihres Stiefvaters angerufen, und obwohl sie Nachrichten auf dem
Anrufbeantworter hinterlassen hatte, war sie ignoriert worden. Ihr
Brief war ebenfalls unbeantwortet geblieben.
"Adrian
war nie besonders anhänglich. Männer sind das selten."
"Er
verdankt dir seine Freiheit."
"Adrian
weiß nichts von dem Handel, den du und ich abgeschlossen
haben."
"Selbst
der größte Einfaltspinsel muss irgendwann einen
Zusammenhang zwischen seiner wundersamen Entlassung aus dem Gefängnis
und dem Verschwinden seiner Schwester herstellen."
"Ich
werde mich selbst um Percy kümmern." Faye wollte vor Tariq
aus der Limousine steigen, als der Wagen vor dem Palast hielt.
"Allerdings begreife ich nicht, warum Latif ihn hergebracht
hat."
"Stell
dir einfach vor, wie Percy durch die Haja läuft und lauthals
seine Ansichten über Jumar verkündet", erwiderte
Tariq. "Er hätte einen Aufruhr verursacht."
Faye
errötete, und Tariq nutzte die Gelegenheit, um ihre Hand zu
nehmen und sie ins Gebäude zu begleiten. Latif stand
händeringend in der Halle. Nach einer kurzen Begrüßung
und einer Entschuldigung in Fayes Richtung überschüttete er
Tariq mit einem arabischen Wortschwall.
Lächelnd
wandte Tariq sich zu ihr um. "Latif sagt, Percy sei zu einer
Menge Geld gekommen."
"Woher?"
"Die
britische Lotterie hat ihre Großzügigkeit auf den
unwürdigsten aller Männer verschwendet."
Faye
war erschüttert, aber sie stimmte nicht mit Tariq überein.
Percy mit Geld war sicher ungefährlicher als Percy ohne Geld. Sie hatte gefürchtet, ihr Stiefvater habe inzwischen
erfahren, dass Tariq und sie verheiratet waren, und sei gekommen, um
ein Darlehen zu verlangen.
Als
sie den Großen Salon betraten, begutachtete Percy gerade die
Unterseite einer Minton-Vase. Ungerührt setzte er sie wieder ab.
"Ich schätze, ich sehe hier die reiche Beute aus
vierhundert Jahren Räuberei. Kein Wunder, dass ihr Burschen
ständig übereinander herfallt", fügte er neidisch
hinzu.
Faye
wäre am liebsten im Erdboden versunken.
"Willkommen
in der Muraaba, Percy", begrüßte Tariq ihn kühl.
"Sie haben Recht. Meine Vorfahren waren extrem rücksichtslos.
Sie haben ihre Vorherrschaft blutig erkämpft."
Percy
nickte anerkennend. "Ich wusste, Sie sind Geschäftsmann,
genau wie ich." Er blickte zu seiner Stieftochter hinüber.
"Siehst toll aus, Faye. Aber nun sei ein braves Mädchen,
und lauf. Ich muss mit Seiner Königlichen Hoheit ein paar
private Dinge besprechen."
Sie
verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich gehe
nirgendwohin."
Percy
verdrehte die Augen. "Bevor der Tag vorüber ist, wirst du
dich vielleicht noch wundern."
Faye
ignorierte seine Prophezeiung. "Wie geht es Adrian, und warum
habe ich nichts von ihm gehört?"
"Ich
habe ihn und Lizzie mit den Kindern für vierzehn Tage nach
Spanien geschickt. Er hat noch immer keine Ahnung, dass du hier bist.
Nun, ich will nicht lange um den heißen Brei
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