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Ein Profi. Stories vom verschütteten Leben

Ein Profi. Stories vom verschütteten Leben

Titel: Ein Profi. Stories vom verschütteten Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Humpen. »Diese 500 Dollar, die ich mit den Rams verloren habe, die hol ich mir in Santa Anita wieder. Die Rennbahn macht am 26. Dezember auf. Ich werde da sein.«
    »Wird der Shoe diesmal wieder reiten?« fragte Bill.
    »Hab noch nicht die Zeitung gelesen. Würde sagen, ja. Er kann nicht aufhören. Er hat’s im Blut.«
    »Longden hat aufgehört«, sagte Ronnie.
    »Na ja, der mußte. Die mußten den alten Mann schon im Sattel festbinden.«
    »Aber sein letztes Rennen hat er gewonnen.«
    »Campus hat sein Pferd gebremst.«
    »Ich glaube nicht, daß man bei Pferdewetten auf die Dauer was rausholen kann«, sagte Bill.
    »Wenn einer smart ist und sich dahinterklemmt, kann er bei allem was rausholen«, sagte Curt. »Ich hab in meinem ganzen Leben noch nie gearbeitet.«
    »Yeah«, sagte Ronnie, »aber ich muß heute nacht arbeiten.«
    »Sieh zu, daß du saubere Arbeit leistest, Baby«, sagte Curt.
    »Ich leiste immer saubere Arbeit.«
    Sie schwiegen jetzt und saßen nur noch da und tranken ihr Bier. Dann sagte Ronnie: »All right, wo ist das verdammte Geld?«
    »Immer mit der Ruhe, Sie kriegen es schon«, sagte Bill. »Bloß gut, daß ich noch 500 Dollar mehr eingesteckt habe.«
    »Ich will es jetzt. Alles.«
    »Geben Sie ihm sein Geld, Bill. Und wenn Sie schon dabei sind, geben Sie mir meins auch.«
    Es waren lauter Hunderter. Bill zählte es unter dem Tisch ab. Ronnie bekam seines zuerst, dann Curt. Sie zählten nach. Es stimmte.
    »Wo ist es?« fragte Ronnie.
    »Hier«, sagte Bill und gab ihm einen Umschlag. »Da ist der Wohnungsschlüssel drin und die Adresse.«
    »Wie weit ist es von hier?«
    »Dreißig Minuten, wenn Sie den Ventura Freeway nehmen.«
    »Kann ich dich mal was fragen?«
    »Sicher.«
    »Warum?«
    »Warum?«
    »Ja, warum?«
    »Kümmert Sie das?«
    »Nee.«
    »Also wozu dann fragen?«
    »Zuviel Bier, nehm ich an.«
    »Solltest dich jetzt vielleicht besser auf die Socken machen«, sagte Curt.
    »Nur noch einen Humpen«, sagte Ronnie.
    »Nein«, sagte Curt. »Mach schon.«
    »Na, Shit, meinetwegen.«
    Ronnie zwängte sich um den Tisch herum, stand auf, ging auf den Ausgang zu. Curt und Bill sahen ihm nach. Er ging hinaus. Nacht. Sterne. Mond. Verkehr. Sein Wagen. Er schloß auf, stieg ein, fuhr los.
    Ronnie sah sich die Straße genau an, und die Lage des Hauses noch genauer. Er parkte anderthalb Blocks entfernt und ging zu Fuß zurück. Der Schlüssel paßte. Er schloß die Tür auf und ging hinein. Im Wohnzimmer lief der Fernseher. Er ging über den Teppich.
    »Bill?« fragte jemand. Er überlegte, woher die Stimme kam. Sie kam aus dem Badezimmer. »Bill?« sagte sie noch einmal. Er stieß die Tür auf, und da saß sie in der Wanne, sehr blond, sehr weiß, jung. Sie schrie.
    Er packte sie mit beiden Händen am Hals und drückte sie unters Wasser. Seine Ärmel wurden naß. Sie trat mit den Beinen und wehrte sich heftig. Es wurde so schlimm, daß er zu ihr in die Wanne mit rein mußte, mit Kleidern und allem. Anders war sie nicht zu bändigen. Schließlich war sie dann soweit. Sie bewegte sich nicht mehr. Er ließ sie los.
    Bills Kleider paßten ihm nicht ganz, aber wenigstens waren sie trocken. Seine Brieftasche war klatschnaß, aber die behielt er. Dann machte er, daß er rauskam. Er ging die anderthalb Blocks zu seinem Wagen zurück, stieg ein und fuhr weg.

Die Wahrheit über den Tod von Dylan Thomas
    Das ist es, was Dylan Thomas umgebracht hat:
    Ich steige ins Flugzeug mit meiner Freundin, mit dem Soundmann, dem Kameramann und dem Producer. Die Kamera läuft. Der Soundmann hat meiner Freundin und mir kleine Mikrofone angesteckt. Ich bin unterwegs nach San Francisco zu einer Lesung. Ich bin der Dichter Henry Chinaski. Ich bin bedeutend, ich bin eine große Erscheinung. Ja, Scheiße. Das einzig Große an mir sind meine Eier.
    Channel 15 möchte ein Feature über mich bringen. Ich habe ein sauberes neues Hemd an, und meine Freundin ist ein quicklebendiges Ding, strahlend schön und Anfang Dreißig. Sie macht Skulpturen, Gedichte und fabelhafte Sachen im Bett. Die Kamera hängt mir vor dem Gesicht. Ich versuche so zu tun, als sei sie nicht da. Die Passagiere sehen her, die Stewardessen strahlen, die Indianer sind um ihr Land betrogen, Tom Mix ist tot, und ich habe ein erstklassiges Frühstück im Bauch.
    Aber ich kann mir nicht helfen, ich muß zurückdenken an all die Jahre in gottverlassenen Buden, wo nie jemand an die Tür klopfte; und wenn, dann war es die Hausverwalterin, die wegen der rückständigen

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