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Ein Profi. Stories vom verschütteten Leben

Ein Profi. Stories vom verschütteten Leben

Titel: Ein Profi. Stories vom verschütteten Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Hand.
    »Gentlemen«, sage ich, »mit Frauen ist nicht auszukommen. Läßt sich unmöglich machen.«
    Alle nicken zustimmend. Der Soundmann nickt, der Kameramann nickt, der Producer nickt. Einige Passagiere nicken. Ich trinke während des ganzen Fluges, ein Glas nach dem anderen; ich genieße meinen Kummer, wie man so schön sagt. Was macht schließlich ein Dichter ohne Qualen? Er braucht sie so sehr wie seine Schreibmaschine.
    Natürlich steuere ich im Flughafen sofort die Bar an. Hätte ich sonst auch getan. Die Kamera folgt mir in die Bar. Die Kerle an der Bar drehen sich um, heben ihre Gläser und reden davon, wie unmöglich es ist, mit Frauen auszukommen.
    Mein Schnitt von der Lesung beträgt $ 400.
    »Was soll die Kamera hier?« fragt der Kerl neben mir.
    »Ich bin ein Dichter«, sage ich zu ihm.
    »Ein Dichter?« fragt er. »Wie heißen Sie denn?«
    »Dylan Thomas«, sage ich.
    Ich hebe mein Glas, leere es auf einen Zug, starre geradeaus. Ich bin auf dem besten Weg.

Bildungsurlaub
    Ich hatte ein flaues Gefühl im Magen, und sie machte Fotos von mir, wie ich in der Abfertigungshalle sterbenselend vor mich hinschwitzte und einem dicklichen Girl in einem kurzen purpurroten Kleid und hochhackigen Schuhen zusah, das mit einem elektrischen Gewehr eine Reihe von Plastik-Enten abschoß. Ich sagte zu Vicki, ich sei gleich wieder da, und ging hinüber zur Snack Bar. Ich ließ mir von dem Girl hinterm Tresen einen Pappbecher mit ein bißchen Wasser drin geben und warf meine Alka-Seltzer-Tabletten rein. Dann setzte ich mich wieder auf meinen Platz und schwitzte weiter.
    Vicki war glücklich. Sie freute sich auf unseren gemeinsamen Urlaub. Ich gönnte Vicki ihr Glück. Sie hatte es sich verdient. Ich stand auf und ging zu einem ausgiebigen Schiß in die Männertoilette. Als ich wieder rauskam, wurden gerade die Passagiere aufgerufen. Es war ein Wasserflugzeug, nicht besonders groß. Zwei Propeller. Wir waren die letzten, die an Bord gingen. Es paßten nur sechs oder sieben Leute rein.
    Vicki setzte sich auf den Platz des Kopiloten. Für mich klappten sie den Notsitz an der Einstiegstür herunter. Und ab ging’s! FREIHEIT. Mein Sicherheitsgurt funktionierte nicht.
    Ein Japaner saß mir gegenüber und sah mich an. »Mein Sicherheitsgurt funktioniert nicht«, sagte ich zu ihm. Er schenkte mir ein glückseliges Grinsen. »Friß Scheiße, Baby«, sagte ich zu ihm. Vicki drehte sich ständig zu mir um und lächelte. Sie war glücklich mit ihrem 3 5 Jahre alten Wasserflugzeug, wie ein Kind mit einem Lutscher.
    Der Flug dauerte zwölf Minuten, dann wasserten wir. Ich hatte nicht einmal kotzen müssen. Ich stieg aus. Vicki gab mir einen Bericht. »Das Flugzeug wurde 1940 gebaut. Es hatte Löcher im Boden. Das Seitenruder hat er mit einem Griff betätigt, der über seinem Kopf oben aus der Pilotenkanzel rauskam. ›Ich hab Angst‹, sagte ich zu ihm, und er sagte ›Ich auch‹.«
    In punkto Informationen war ich ganz auf Vicki angewiesen. Ich verstand es nicht besonders gut, mit Leuten zu reden. Na ja, und dann quetschten wir uns mit unserem Gepäck in einen Bus, saßen schweißgebadet da und sahen uns an und kicherten. Von der Endstation der Buslinie bis zum Hotel waren es noch ungefähr zwei Blocks zu Fuß, und Vicki gab mir dabei die nötigen Informationen: »Da ist ein Lokal, wo man essen kann, und da ist ein Spirituosenladen für dich, da drüben ist ’ne Bar, und hier ist noch ein Lokal, wo man essen kann, und da noch mal ein Spirituosenladen …«
    Das Hotelzimmer war in Ordnung, es ging nach vorne raus, mit Blick aufs Meer. Der Fernseher funktionierte, wenn auch etwas widerwillig, und ich ließ mich auf das Bett fallen und sah mir was an, während Vicki auspackte. »Oh, ich find’s hier einfach doll«, sagte sie, »du nicht auch?«
    »Ja.«
    Ich stand auf, ging nach unten und über die Straße und besorgte Bier und kleingehacktes Eis. Ich stellte die Flaschen ins Waschbecken und packte das Eis drum herum. Ich trank 12 Flaschen Bier. Nach der zehnten hatte ich eine kleine Auseinandersetzung mit Vicki, dann trank ich die restlichen zwei und legte mich schlafen.
     
    Als ich aufwachte, hatte Vicki einen Eiskasten gekauft und war gerade dabei, den Deckel zu bemalen. Vicki war ein romantisches Kind, aber gerade das liebte ich an ihr. Ich hatte so viele trübsinnige Teufel in mir, daß es eine willkommene Abwechslung war.
    »Juli 1972. Avalon Catalena«, malte sie in Großbuchstaben auf die Kiste. Eigentlich hieß es

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