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Ein Profi. Stories vom verschütteten Leben

Ein Profi. Stories vom verschütteten Leben

Titel: Ein Profi. Stories vom verschütteten Leben
Autoren: Charles Bukowski
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nickte mit dem Kopf und bestellte Drinks. Er hatte eine Armbanduhr, ein halbes Dutzend Ringe an den Fingern und eine stupide gestopfte Brieftasche. Es war harte Arbeit. Ich erzählte ihm Stories vom Knast, von Reparaturkolonnen bei der Eisenbahn, von Bordellen. Das mit den Bordellen gefiel ihm am besten.
    Ich erzählte ihm von dem Typ, der alle zwei Wochen auftauchte und gut zahlte. Er wollte nichts weiter als mit einer Hure in einem Zimmer sein. Beide zogen sich aus und spielten Karten und unterhielten sich. Sonst nichts. Nach etwa zwei Stunden stand er dann auf, zog sich wieder an, verabschiedete sich und ging. Die Hure rührte er nie an.
    »Donnerwetter!« sagte er.
    »Yeah.«
    Ich entschied, daß ich nichts dagegen hätte, wenn Lou mit seinem Totschläger auf diesem fetten Schädel einen Volltreffer landete. Was für ein Armleuchter. Was für ein wertloser Klumpen Scheiße.
    »Mögen Sie junge Girls?« fragte ich ihn.
    »Oh, yeah, yeah, yeah.«
    »So zwischen 14 und 15?«
    »O Gott, ja!«
    »Ich erwarte eine aus Chicago, mit dem Zug um 1.30 Uhr. Sie wird so gegen 2.10 Uhr in meiner Wohnung sein. Sie ist sauber, scharf und intelligent. Ich riskiere hier allerhand, deshalb müßte ich zehn Dollar im voraus haben. Oder ist Ihnen das zu hoch?«
    »Nein, völlig in Ordnung.«
    »Okay, wenn sie hier zumachen, kommen Sie mit mir.«
    Endlich wurde es 2 Uhr früh, und ich ging mit ihm da raus und steuerte die Seitengasse an. Vielleicht würde Lou nicht da sein. Vielleicht würde ihn der Wein umhauen, oder er würde einfach kneifen. Mit so einem Schlag konnte man einen Mann umbringen. Oder ihn für den Rest seines Lebens zum Krüppel machen. Wir wankten zusammen durch den Mondschein. Die Straßen waren menschenleer, niemand zu sehen. Es würde einfach sein.
    Wir bogen in die Seitengasse ein. Lou war da. Aber der Dicke sah ihn. Er warf seinen Arm hoch und duckte sich, als Lou zuschlug. Der Baseballschläger traf mich direkt hinters Ohr.
5
    Lou bekam seinen alten Job wieder, und da er ihn schon einmal wegen seiner Trinkerei verloren hatte, schwor er sich jetzt, nur noch an Wochenenden zu trinken.
    »Okay, Freund«, sagte ich zu ihm, »bleib von mir weg. Ich bin nämlich am Saufen und werde damit auch weitermachen.«
    »Ich weiß, Hank, und ich mag dich, ich mag dich mehr als alle, die ich je getroffen habe, aber ich muß meine Trinkerei auf das Wochenende beschränken, nur Freitag und Samstag abends, und sonntags gar nichts. Ich bin montags immer zu spät gekommen, das hat mich meinen Job gekostet. Ich bleib von dir weg, aber du darfst deshalb nicht denken, daß ich was gegen dich habe.«
    »Bloß daß ich halt ein Säufer bin.«
    »Yeah, na ja, ist nun mal so.«
    »Okay, Lou. Aber daß du mir ja nicht vor Freitag- oder Samstagabend hier an die Tür klopfst. Auch wenn du wunderschöne siebzehnjährige Girls hier drin singen und lachen hörst – komm bloß nicht an und klopf an meine Tür, ja?«
    »Mann, du pimperst doch nichts als alte Schachteln.«
    »Wenn du Schlagseite hast, sehen sie alle wie siebzehn aus.«
    Dann erläuterte er mir in allen Einzelheiten, wie seine Arbeit aussah, irgendwas mit Candy-Trommeln, die er ausputzen mußte. Es war klebrige und dreckige Arbeit. Der Boß stellte nur frisch entlassene Sträflinge ein, und die mußten sich den Arsch krumm und lahm schinden. Er schiß sie den ganzen Tag lang brutal zusammen, und sie konnten nichts dagegen machen. Er zahlte ihnen zu wenig aus, und auch dagegen konnten sie nichts machen. Wenn einer aufmuckte, wurde er gefeuert. Viele von ihnen waren auf Bewährung draußen. Der Boß hatte sie bei den Eiern.
    »Klingt mir nach einem Typ, den man dringend umlegen müßte«, sagte ich zu Lou.
    »Na ja, mich mag er. Er sagt, ich bin der beste Arbeiter, den er je hatte, aber ich müßte mir das Saufen abgewöhnen. Er sagt, er braucht jemand, auf den er sich verlassen kann. Einmal hat er mich sogar zu sich nach Hause bestellt. Ich mußte ihm das Badezimmer streichen. Hab auch ’ne saubere Arbeit abgeliefert. Er hat ein Haus in den Bergen, ein großes Haus. Und seine Frau müßtest du mal sehen. Ich hab nie gewußt, daß es so was noch gibt, so eine Schönheit – ihre Augen, ihre Beine, ihr Körper, und wie sie sich bewegte, und wie sie redete … meine Güte.«
6
    Nun, Lou hielt Wort. Er ließ sich eine ganze Weile nicht mehr blicken, nicht einmal an Wochenenden, und ich machte inzwischen eine höllische Zeit durch. Ich war hochgradig fickrig, meine Nerven waren im Eimer
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