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Ein Profi. Stories vom verschütteten Leben

Ein Profi. Stories vom verschütteten Leben

Titel: Ein Profi. Stories vom verschütteten Leben
Autoren: Charles Bukowski
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sie.
    »Freitag.«
    »Okay«, sagte sie.
    Ich goß zwei Gläser Wein ein. In dem kleinen eingebauten Kühlschrank war noch ein bißchen Eis. Die Eiswürfel schwappten träge in der Flüssigkeit.
    »Ich will dich nicht unglücklich machen«, sagte Vicki.
    »Ich weiß.«
    »Trink erst mal was.«
    »Klar.«
    »Während du weg warst, wurde ein Zettel unter der Tür durchgeschoben.«
    »Yeah.«
    Ich nahm einen Schluck, würgte, steckte mir eine Zigarette an, nahm noch einen Schluck. Dann gab sie mir den Zettel. Es war ein warmer Abend in Los Angeles. Ein Freitag. Ich las die Notiz:
     
    Sehr geehrter Herr Chinaski: Sie haben noch bis nächsten Mittwoch, um die Miete zu begleichen. Wenn nicht, sind Sie draußen. Ich weiß von diesen Frauen, die Sie auf Ihrem Zimmer haben. Und Sie machen zuviel Krach. Und Sie haben Ihr Fenster eingeschlagen. Wenn Sie sich schon Sachen herausnehmen, dann zahlen Sie gefälligst dafür. Das muß man verlangen können. Ich bin Ihnen sehr entgegengekommen. Jetzt sage ich Ihnen: nächsten Mittwoch, oder Sie sind draußen. Die Hausbewohner haben genug von dem Krach und dem Fluchen und Singen, Tag und Nacht, Nacht und Tag, und ich auch. Sie können hier nicht wohnen, ohne Miete zu zahlen. Sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt.
     
    Ich trank mein Glas aus. Fast wäre es mir wieder hochgekommen. Es war ein warmer Abend in Los Angeles.
    »Ich hab es satt, diese Idioten zu ficken«, sagte sie.
    »Ich krieg das Geld schon zusammen«, sagte ich zu ihr.
    »Wie denn? Du kannst doch nichts.«
    »Das weiß ich.«
    »Wie willst du’s denn dann ranschaffen?«
    »Irgendwie.«
    »Der letzte Kerl hat mich dreimal gefickt. Meine Pussy war ganz wund.«
    »Mach dir keine Sorgen, Baby, ich bin ein Genie. Das Problem ist nur, daß das niemand weiß.«
    »Ein Genie in was?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Mr. Van Bilderass!«
    »Das bin ich. Übrigens, hast du gewußt, daß Milton Berles Cousin ein Stein auf den Kopf gefallen ist?«
    »Wann?«
    »Heute oder gestern.«
    »Was für’n Stein?«
    »Ich weiß nicht. Ich stell mir vor, so ein großer buttergelber.«
    »Na, wen juckt’s.«
    »Mich nicht. Mich bestimmt nicht. Außer …«
    »Außer was?«
    »Außer daß mir dieser Stein vermutlich das Leben gerettet hat.«
    »Du redest wie ein Arschloch.«
    »Ich bin ein Arschloch.«
    Ich grinste und verschüttete Wein rings um mich herum.

Alle Arschlöcher auf der Welt und meines
    Kein Mensch braucht mehr zu leiden,
    als die Natur für ihn vorgesehen hat.
    (Ausspruch eines unbekannten Würfelspielers)
1
    Es war das neunte Rennen, und der Gaul hieß »Green Cheese«. Er siegte mit sechs Längen, und ich kriegte 52 für 5, und da ich sowieso schon weit vorne lag, bestellte ich mir noch einen Drink. »Gib mir ’ne Tasse Green Cheese«, sagte ich zum Barkeeper. Er ließ sich keine Sekunde aus der Fassung bringen. Er wußte, was ich trank. Ich hing schon den ganzen Nachmittag bei ihm am Tresen. Ich hatte die ganze Nacht zuvor gesoffen, und als ich nach Hause gekommen war, hatte ich natürlich noch einiges hinterherkippen müssen. Jetzt war ich voll drauf. Ich hatte Scotch, Wodka, Bier und Wein in mir. Ich fuhr zu rück in meine Bude, und gegen 20 Uhr rief ein Leichenbestatter oder so was an und sagte, er würde gerne vorbeikommen. »Is gut«, sagte ich, »bring was zu trinken mit.« – »Was dagegen, wenn ich ein paar Freunde mitbringe?« – »Ich hab keine Freunde.« – »Ich meine, Freunde von mir.« – »Ist mir ganz wurscht«, sagte ich. Ich ging in die Küche und goß mir ein Wasserglas ¾ mit Scotch voll. Ich trank es auf einen Zug runter, wie in den alten Zeiten. Damals pflegte ich eine 0,7-Liter-Flasche in anderthalb bis zwei Stunden auszutrinken. »Green Cheese«, sagte ich zu meinen Küchenwänden. Ich machte eine große Dose eiskaltes Bier auf.
2
    Der Leichenbestatter traf ein und hängte sich ans Telefon, und bald kamen zahlreiche fremde Leute an. Alle brachten etwas zu trinken mit. Es waren reichlich Frauen da, und ich hatte Lust, sie alle zu vergewaltigen. Ich hockte auf dem Teppich, spürte das elektrische Licht auf der Haut, spürte die Drinks in mir wie eine Parade, wie eine Attacke gegen die Trübsal, wie eine Attacke gegen den Wahnsinn.
    »Ich werde nie mehr was arbeiten müssen«, eröffnete ich ihnen. »Die Pferde werden für mich sorgen, wie noch keine Nutte JEMALS für mich gesorgt hat!«
    »Oh, das wissen wir, Mr. Chinaski. Wir wissen, daß Sie ein GROSSER Mann sind!«
    Das kam von einem
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