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Ein Quantum Blut - Biting the Bullet

Titel: Ein Quantum Blut - Biting the Bullet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin
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Ahnung, wie ich dieser Frau helfen sollte. Aber dann dachte ich mir, dass sie sowieso schon mit dem Rücken zur Wand stand. Gesellschaft in der Abteilung Hilflos/Hoffnungslos konnte sie nicht gebrauchen. Also sagte ich: »Zarsa.« Ich wartete, bis ihr Blick wieder klar wurde. Ihre Aufmerksamkeit sich ausrichtete. Ich war mir bewusst, dass nichts von dem, was ich sagte, irgendeine Bedeutung haben würde, wenn sie sich wirklich schon der Selbstzerstörung verschrieben hatte. »Ihre ursprüngliche Vision. Warum glauben Sie, dass sie falsch war?«
    »Ich … da war dieser Mann. Ich dachte, Vayl …«
    »Sie waren sich also nicht sicher, wer bei diesem Zuwachs von Macht an Ihrer Seite sein würde?«
    »Ich habe ihn nicht deutlich gesehen. Also, Soheil war bei mir, aber da war noch jemand anders.«
    »Also wurden Sie gierig. Haben beschlossen, dass nun die Zeit gekommen sei, obwohl Sie vielleicht noch eine Woche hätten warten sollen. Oder ein Jahr. Bis der richtige Mann kommen würde. Wer auch immer das sein würde.«
    »Es gibt keinen richtigen Mann!«, beharrte Zarsa hysterisch, wobei die Kerze so wild wackelte, dass ich befürchtete, sie könnte sie aus Versehen auf sich fallen lassen.
    »Wirklich? Sie haben noch nie von jemandem gehört, zu dem aufgeschlossene Iraner wie Sie und Soheil aufblicken?
Irgendein harter Kerl im Untergrund, der weiß, wie man die Leute mobilisiert, ohne dabei Passanten und Schulkinder in die Luft zu jagen …«
    »FarjAd Daei«, flüsterte sie.
    Dieser Name. Wo hatte ich ihn schon einmal gehört? Einen Moment lang musste ich meine Erinnerungen abklopfen, bevor es mir wieder einfiel. Die junge Frau, die gehängt worden war. Sie hatte ihn herausgeschrien, bevor sie exekutiert wurde. »Wer ist das?«, fragte ich.
    »Ich habe nur Gerüchte gehört. Er spricht an öffentlichen Orten. Auf den Märkten. In Teehäusern. Er spricht von Frieden. Davon, Frauen als Partner zu behandeln und nicht wie Vieh. Er verändert unseren Geist. Unsere Zeit.«
    »Ja!«, sagte Asha und fand damit endlich den Mut, etwas zu sagen. »Ich habe gehört, wie zwei Männer geplant haben, heute Nacht zu einer seiner Ansprachen zu gehen. Er spricht in der Oase.«
    Ich packte Asha am Arm. »Wo?«
    Als er den Namen noch zweimal wiederholt hatte, wusste ich, dass es kein Missverständnis sein konnte. »Weiß einer von euch, wie er aussieht?«, fragte ich und suchte dabei in meiner Tasche nach dem Bild, das ich seit unserem ersten Briefing mit mir herumtrug.
    Zarsa schüttelte den Kopf, aber Asha nickte. »Ich habe ihn gesehen. Und gehört. Deswegen war ich auch so interessiert daran, dass er heute Abend spricht. Er ist ein Geschichtenerzähler, weißt du?«
    »Du meinst, ein Lügner?«
    Asha schnaubte. »Nein. Ein meisterhafter Erzähler. Jemand, der ein Ereignis und einen Charakter zu einer faszinierenden Geschichte verknüpfen kann, mit der sich die Zuhörer nicht nur identifizieren können, sondern aus der sie auch etwas lernen.«

    »Ist es dieser Mann?« Ich zeigte ihm das Bild, und als sich in seinen Augen Erkennen spiegelte, konnte ich die beiden Dinge, die ich gerade erfahren hatte, nicht mehr als Zufall abtun. FarjAd Daei war der Mann auf dem Foto. Der Mann, der in genau dem Café auftauchen sollte, das Vayl und ich gestern Abend als Schauplatz unseres Mordanschlags ausgekundschaftet hatten. Unter Berücksichtigung dessen, was ich über Daves Verbindung zum Zauberer wusste, konnte ich nur eine Schlussfolgerung ziehen. Der schlimmste Terrorist des Iran hatte gerade die CIA dafür eingespannt, die größte Hoffnung des Landes auf Befreiung auszulöschen.

28
    M an kann niemanden innerhalb weniger Minuten vom Abgrund zurückholen. Wir redeten stundenlang auf Zarsa ein. Schließlich überzeugten wir sie, schnell unter die Dusche zu gehen, während wir das Haus durchlüfteten, damit die Dämpfe abziehen konnten, bevor die Kinder aus der Schule kamen und seltsame Fragen stellten. Letzten Endes war vielleicht die Tatsache, eine wichtige Aufgabe zu haben, der Schlüssel dazu, dass sie sich von ihrem Plan abwandte.
    »Ihr verlangt etwas so Wichtiges von mir«, sagte sie nun zum dritten Mal. »Seid ihr sicher, dass ich dazu fähig bin?«
    Ich musterte sie und dachte: Nein, nicht einmal annähernd. Du bist so fertig, dass du Wochen, vielleicht Monate, brauchen wirst, um das innere Gleichgewicht wiederherzustellen, das man braucht, um richtig zu funktionieren. Aber nur rumzusitzen, an den Nägeln zu kauen und dir den Kopf über

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