Ein Quantum Blut - Biting the Bullet
gerade hier und jetzt? Weil du es so sehr willst. Gib es zu, zumindest vor dir selbst. Wenn du der Meinung wärst, dass dein Herz damit klarkommt, würdest du diesen Vampir flachlegen.
Ich holte tief Luft. Konzentrierte mich auf den Job. Ließ mich wieder von der Kante zurückziehen. »Vielleicht sollten wir sie alle zurückschicken. Das Ding alleine durchziehen, wie wir es von Anfang an hätten tun sollen.«
»Ihre Einheit wäre immer noch gespalten.«
»Du denkst also, der Maulwurf ist noch bei uns?«
»Ich würde sagen, die Chancen dafür stehen gut.«
»Wo wir gerade dabei sind: Hast du vor dem zweiten Angriff bemerkt, ob jemand vom Haus aus Signale gesendet hat?«
»Nein.«
»Ich auch nicht. Aber diese Zombies sind nicht einfach aus dem Nichts aufgetaucht. Und der Maulwurf konnte erst nach dem ersten Angriff wissen, dass sie gebraucht würden.«
»Darin stimme ich dir zu. Also müssen sie einen ziemlich unauffälligen Weg gefunden haben, miteinander zu kommunizieren.«
»Ich werde Bergman dazu befragen. Vielleicht fällt ihm ja etwas ein.«
Das stellte sich allerdings als schwierig heraus, da weder der Sattelschlepper noch das Apartment sonderlich viel Privatsphäre ermöglichten. Und als wir die Schlafzimmer
verteilt hatten, waren Männer und Frauen getrennt, so dass Cassandra und ich uns ein Zimmer mit Grace teilten. Ihre Wunde hatte sich als oberflächlich erwiesen. Was war daran bitte schön fair?
Da wir durch die Kämpfe und eine Nacht auf der Straße, bei der wir kaum ein Auge zugemacht hatten, erschöpft waren, schliefen wir bis zwei, als Dave seine Truppen und meine Mannschaft antreten ließ. Natürlich mit Ausnahme von Vayl. Er blieb in seinem lichtundurchlässigen Zelt, das auf einem reich verzierten, mit Goldumrandung versehenen Bett aufgeschlagen worden war, dessen blaue und weiße Polsterstoffe aussahen, als seien sie für eine Königin entworfen worden. Oder, ähm, einen König. Der zufällig ein Vampir war. Wie dem auch sei.
Während der vergangenen Stunde hatten wir uns beim Duschen und Essen abgewechselt, und schließlich wanderten wir alle in ein Wohnzimmer mit hoher Decke, das in fröhlichem Gelb gestrichen war. Versenkte Leuchten strahlten einen modernen Kamin ohne Sims und einen schokoladenbraunen Boden mit einer großen dreieckigen Fliese an, die wahrscheinlich billiger war, als sie aussah. Hier hingen die Teppiche an der Wand, und darunter waren dünn gepolsterte Sessel aufgereiht wie in einer Hotellobby. Die Mitte des Raums war frei gelassen worden, falls wir vielleicht eine Runde Shuffleboard spielen wollten.
»Cassandra«, sagte ich zu meiner Freundin, die so tat, als bemerke sie nicht, dass Dave so tat, als bemerke er sie nicht. »Dieses Zimmer ist scheußlich. Wie wäre es, wenn wir ein bisschen was umstellen?«
Sie nickte so heftig, dass ihre Zöpfe hüpften, wodurch mir aufging, dass diese Anziehung zwischen ihr und meinem Bruder vielleicht auch eine komische Seite hatte. Wir machten uns ans Werk. Mit sechs gelangweilten Männern,
die nur zu gerne einsprangen und mithalfen, verwandelten wir den Raum innerhalb kürzester Zeit in eine passable Version eines amerikanischen Familienwohnzimmers. Natürlich mussten wir dazu aus den anderen Zimmern ein paar Teppiche klauen. Und eine Couch aus dem Schlafzimmer der Jungs. Aber hinterher fühlten wir uns wesentlich wohler.
Cassandra, Cole und ich landeten auf der Couch, ich in der Mitte, mit Blick auf den Kamin und David. Bergman nahm in einem Sessel links von uns Platz. Cam und Jet, die sich schlicht weigerten, mich zu hassen, nahmen das zweitgrößte Möbelstück, das ich den Sesseln gegenüber aufgestellt hatte. Ein braunes Zweisitzer-Ledersofa, das so lange gepolstert worden war, bis es fast platzte, mit fünf weißen Fellkissen, die bei den Jungs sehr gut ankamen.
Natch, der sich während der gesamten Lkw-Fahrt mit Bergman über eine Menge Themen unterhalten hatte - von Nachtsichtausrüstung bis zum Tiefseetauchen -, setzte sich links von Bergman in einen Sessel. Momentan unterhielt er Bergman mit einer Geschichte, in der es um Harleys und halb nackte Bikerbräute zu gehen schien. Grace hing im hinteren Teil des Raums rum. Es gefiel mir nicht, dass ich sie nicht im Auge behalten konnte, aber ich bemerkte, dass Bergman immer wieder zu ihr hinüberschaute. Zum ersten Mal dankte ich meinem Glücksstern für seine angeborene Paranoia.
Dave begann mit seiner Rede. Sie sollte unsere Moral aufmöbeln. Nachdem wir vier Männer
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