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Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)

Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)

Titel: Ein Quantum Tod: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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auf uns zu. Etwas bekam gehörigen Appetit.
    »Wenn ich Zeit dazu hätte, würde ich dir den Hals runterpinkeln«, vertraute ich dem Schlund an und wandte mich dann wieder an Molly. »Wir nehmen die Treppe.«
    »Das ist immer noch eine miese Idee«, sagte Molly. »Aber offenbar das kleinere Übel.«
    »Ich hasse diesen Ort«, verkündete Isabella.
    Wir wandten uns zur Treppentür. Ich bestand darauf, als Erster zu gehen. Ich stand ein paar Augenblicke vor der Tür, betrachtete sie sorgfältig und überprüfte sie auf neue Überraschungen, dann rammte ich sie mit einem Hieb meiner gerüsteten Schulter auf. Die Tür schlug gegen die innere Wand und machte dabei einen Krach, der das lange Treppenhaus hinunterhallte. Nichts offenbar Gefährliches war zu sehen, also rannte ich die rauen Zementstufen hinunter, Molly und Isabella dicht hinter mir. Ich hörte nicht, dass uns jemand folgte, was mir ziemliche Sorgen machte. Wenn sie uns nicht nachkamen, dann, weil sie es nicht mussten. Weil irgendetwas auf uns wartete.
    Wir kamen ohne Zwischenfall einige Stockwerke tiefer, das einzige Geräusch unsere Schritte auf den nackten Stufen. Dann hielt ich an und bat um Stille, indem ich die Hand hob. Wir standen da und lauschten. Von unten kamen Schritte herauf. Aber mit dem Geräusch war etwas nicht in Ordnung. Flach, nicht eilig, beinahe schlurfend. Und kein Wort, kein menschlicher Laut, der das begleitete. Die Satanisten, die wir vorher getroffen hatten, waren in ihrer Ausdrucksweise nicht sehr zurückhaltend gewesen. Ich lehnte mich über das Geländer und spähte hinab. Etwa zwanzig nackte Männer und Frauen kamen die Treppe hinauf.
    Ich sah Molly an. »Warum haben die nichts an? Ich glaube nicht, dass ich die Vorstellung mag, nackte Menschen anzugreifen. Ich bitte dich, satanistische Nudisten? Was ist hier los?«
    »Du schnallst es nicht, Eddie«, sagte Molly, aber sie lachte nicht. »Die tragen keine Kleider, weil sie die nicht brauchen. Sie sind tot. Die sind alle tot.«
    Ich beugte mich wieder vor und sah noch einmal hin. Jetzt waren sie näher gekommen, nah genug, dass ich die schrecklichen Wunden sehen konnte, die sie getötet hatten. Gewaltige Löcher in der Brust, wo man ihnen das Herz herausgerissen hatte. Gezackte Knochenstümpfe ragten aus den klaffenden Wunden und lange Streifen getrockneten Bluts liefen in Krusten über die blassgrauen Torsi. Ihre Gesichter waren leer und starrten mit Augen zu uns hinauf, die vor sich hinblinzelten. Sie waren tot und sie waren hinter uns her.
    »Die sind von ihren Menschenopfern übrig geblieben«, sagte Isabella. »Das sind eigentlich nicht mal Zombies, denn in ihnen ist gar nichts mehr übrig. Nur Leichen, die aufgestanden sind und von einem anderen Willen bewegt werden. Ich weiß nicht, warum die Satanisten sie aufgehoben haben. Nur nichts verkommen lassen, denke ich. Tote, die sich wieder erheben, sind hervorragende Truppen mit beeindruckender Wirkung auf die Lebenden. Psychologisch sehr effektiv. Schocktherapie, wenn du so willst.«
    Sie waren jetzt nur noch etwa ein Stockwerk unter uns, nah genug, um zu erkennen, dass man den Toten noch andere Dinge angetan hatte. Einigen fehlte die Hand, einige hatten keine Füße und gingen mit dem, was von den Knöcheln noch übrig war. Ein paar hatten keine Augen oder Zähne oder Lippen. Und das alles war ihnen ganz offenbar vor ihrem Tod angetan worden.
    »Warum tut man so was?«, fragte ich.
    »Satanisten wollen eben nur Spaß«, erwiderte Isabella und lächelte leicht.
    Ich warf ihr einen Blick zu. »Glaubst du echt, das ist lustig? Folter und Verstümmelung und Menschenopfer?«
    Molly legte sanft eine Hand auf meinen Arm. Ich konnte sie nicht fühlen, aber sehen. »Du weißt doch, wie das ist. In solchen Situationen muss man eben lachen, sonst würde man verrückt.«
    »Okay«, meinte ich. »Ich weiß. Ich ... es hat mich nur für einen Moment erwischt.«
    »So ist das gedacht«, sagte Isabella. »Eins muss man den Satanisten lassen: Sie wissen genau, wie sie einen aus der Reserve locken können.«
    »Mach dir keine Sorgen darüber, dass du ihnen wehtun könntest, Eddie«, sagte Molly. »Da ist nichts mehr, das ihnen wehtun könnte. Das sind nur Leichen.«
    »Dann kümmert ihr euch um die. Ich bringe den Enthusiasmus dafür irgendwie nicht auf.«
    »Sicher, Eddie«, meinte Molly. »Kein Problem. Bleib zurück und lass die Metcalf-Schwestern arbeiten.«
    Die beiden Hexen lehnten sich über den Absatz, intonierten gleichzeitig einen

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