Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)
nichts von dem trauen, was die zu sagen haben. Die Toten habe seltsame Vorstellungen von dem, was real ist und was nicht. Entweder das oder sie haben einen echt schrägen Sinn für Humor und erzählen eine Menge Lügen. Und sie haben immer eigene Pläne.«
Wir gingen weiter und überließen Trash seiner Unterhaltung mit einem Emo-Ghoul mit zu vielen Piercings. Ich hatte Jeremy Diego entdeckt, der sehnsüchtig mit einer gefalteten Banknote in der Luft herumwedelte, um die Aufmerksamkeit eines Barkeepers zu erhaschen. Einige Leute werden einfach nicht bedient. Jeremy war ein Geisterjäger des Carnacki-Instituts, und das sah man ihm an: Er hatte ein vorzeitig gealtertes Gesicht und einen Blick, der aus einer anderen Welt zu kommen schien. Er war ein kleiner und stämmiger Typ in einem abgetragenen Anzug und einem verschlissenen Fedora, der sein halbes Frühstück auf dem Anzug spazierentrug. Er schien angemessen erfreut, mich zu sehen, und nickte Molly höflich zu, aber wie immer, wenn es keine Geister anging, hatte er keine Ahnung.
»Es heißt, dass sich im Jenseits etwas tut.« Er starrte uns über den Drink, den ich ihm gekauft hatte, an wie eine Eule. »Sehr Machtvolles sogar. Furchtbar viele unserer Hellseher sehen in die Zukunft und kommen mit einer geistigen Kriegsneurose zurück. Etwas Übles ist zu uns unterwegs. Sie können sich nicht darüber einigen, was es ist, aber auf der anderen Seite – Hellseher eben. Das Einzige, dessen man sich sicher sein kann, ist: Wir werden es echt nicht mögen, wenn es kommt. Merk dir das, junger Shaman. Wir werden alle noch vor dem Zubettgehen in Tränen ausbrechen.«
Dann war da noch Monkton Farley, der berühmte Detektiv und Ratgeber. Er lehnte sehr lässig an der Bar, in einem makellos geschnittenen Anzug, eleganten Manschetten und glänzend polierten italienischen Schuhen. Vor ihm stand die übliche Menge von Bewunderern, die eifrig seiner Erzählung über den Fall mit der Unnatürlichen Entwicklung lauschten. Glücklicherweise war er fast fertig, denn wir hätten nichts aus ihm herausbekommen, bevor er sie beendet hatte. Wir warteten das Ende des Beifalls ab, dann drängten wir uns nach vorn. Er sah über seine lange Nase und die pinkfarbene Champagnerflöte hinweg auf mich herab. Aber er hatte Verstand genug, das bei Molly nicht zu versuchen. Stattdessen warf er ihr ein eiskaltes Lächeln zu.
»Satanische Verschwörung?«, fragte er in diesem affektierten, aristokratischen Ton, den er – das wusste ich genau – nicht hätte haben sollen. »Noch nie gehört. War sehr beschäftigt, wisst ihr. Nichts geht über Erfolg und all das. Bin gerade erst zurück aus der Wildnis des ländlichen Somerset. Gott, wie ich alles Ländliche hasse! Dort ist es so ... unzivilisiert.«
Molly und ich teilten uns danach auf, damit wir eine größere Fläche abdecken konnten. Ich arbeitete mich mit meinem üblichen angewandten Charme durch den Club, stellte hier und da eine diskrete Frage, aber als ich mich wieder mit Molly traf, hatte trotz aller Bemühungen keiner von uns viel vorzuweisen. Bei den Stammgästen herrschte das Gefühl vor, etwas läge in der Luft, aber keiner wusste Genaueres. Und wenn ich präziser mit der Sprache rausrückte und direkt nach einer neuen satanistischen Verschwörung fragte, lachten die meisten Leute mich aus. »Eine satanistische Verschwörung? Ach, mein Lieber, das ist ja so was von letztes Jahrhundert!«
Und dann, als Molly und ich uns gerade mit ein paar neuen Drinks erfrischten, sah ich ein Gesicht, das einigermaßen unerwartet für mich war. Philip MacAlpine war einer dieser Spione aus alten Zeiten, die ihr ganzes Erwachsenenleben an den trügerischen Fronten der Spionage und des doppelten Verrats zugebracht hatten. Angeblich hatte er mit meinen Onkeln James und Jack damals gute Arbeit geleistet, aber jetzt, am Ende seiner Karriere, war er nur ein kleiner Beamter beim MI-13 und half dabei, die Sachen unter Verschluss zu halten, von denen die Öffentlichkeit nichts erfahren sollte. Er hatte mehr als einmal versucht, mich zu töten, aber ich tat mein Bestes, das nicht persönlich zu nehmen.
Er sah alt und müde aus, also entschied ich mich dazu, ihn mit meiner Gesellschaft aufzuheitern. Als ich näher kam, warf er einen Blick auf mich und versuchte zu fliehen. Aber ich hatte bereits Molly von der anderen Seite geschickt, damit sie sich ihm in den Weg stellte. Er sah zu ihr, dann zu mir und ließ die Schultern hängen. Ich lächelte ihn an, er grunzte
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