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 Ein reines Gewissen

Ein reines Gewissen

Titel: Ein reines Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Schwierigkeiten und hat sich das Leben genommen - Ende der Diskussion.«
    »Nicht für die Polizei, Mr. Wishaw. Wenn jemand verschwindet oder stirbt, fängt für uns die Diskussion erst an.«
    »Das mag stimmen«, räumte Wishaw ein. »Ich habe Ihnen aber alles gesagt, was ich weiß.«
    »Außer den Einzelheiten dieses letzten Telefongesprächs.«
    Wieder erwog Wishaw seine Antwort zehn oder fünfzehn Sekunden lang. »Es ging um nichts«, sagte er schließlich. »Gar nichts ...« Er schaute an seinem Overall hinunter. »Ich muss mich umziehen. Heute Nachmittag ist eine Sitzung des Stadtrats - eine weitere Auseinandersetzung mit dem Auftragnehmer des Straßenbahnprojekts.« Er nickte Fox kurz zu und war schon halb an ihm vorbei.
    »Sind Sie sicher, dass Sie nie geschäftlich mit Mr. Brogan zu tun hatten?«, fragte Fox. »Nicht einmal wegen eines Angebots für irgendeine Leistung?«
    »Nein.«
    »Und er hat auch nicht versucht, Sie dazu zu überreden, dass Sie ihm helfen, einige seiner Wohnsilos an die Stadt zu verhökern?« Wishaw bedachte ihn nur mit einem wütenden Blick, was Fox ein Lächeln entlockte. »Sie kennen doch einen Mann namens Paul Meldrum, Mr. Wishaw?«
    Die Kursänderung kam für Wishaw völlig überraschend. »Ja«, gab er zu.
    »Er arbeitet für eine Firma namens Lovatt, Meikle, Meldrum«, fuhr Fox fort. »Eine PR-Agentur, aber Meldrums Fachgebiet ist die Lobbyarbeit.«
    »Ich weiß nicht genau, worauf Sie hinauswollen ...«
    »Ich habe mich gerade gefragt, ob es vielleicht Charles Brogan war, der Sie überhaupt erst mit dieser Firma bekannt gemacht hat.«
    »Könnte sein«, räumte Wishaw ein. »Spielt das eine Rolle?«
    »Eigentlich nicht, Sir. Danke noch mal für Ihre Zeit.« Fox hielt kurz inne, dann beugte er sich zu Wishaw hinunter. »Und nächstes Mal sollte dieser Anwalt vielleicht doch zugegen sein«, fügte er halblaut hinzu.
    »Auf üble Nachrede steht eine saftige Geldstrafe, Mr. ...«Als Wishaw Fox' Namen hinterherschicken wollte, fiel ihm auf, dass er ihn gar nicht wusste. »Entschuldigung«, sagte er, »ich glaube, Sie haben sich nicht vorgestellt...«
    »Meine Karte habe ich Ihrer Tochter gegeben«, antwortete Fox.
    »Meiner ... ?«Im nächsten Moment fiel es Wishaw wie Schuppen von den Augen: »Das war meine Frau.«
    »Dann sollten Sie sich schämen«, erwiderte Fox, vollauf zufrieden mit diesem Abgang.
     
     
    23
     
    »Etwas, was ich dir vielleicht hätte erzählen sollen«, sagte Jamie Breck. Sie hatten Fox' Auto zu Hause abgestellt und fuhren jetzt in nördlicher Richtung aus der Stadt hinaus. Fox war ohnehin ein schlechter Beifahrer, außerdem mochte er den RX8 nicht. Darin fühlte er sich dem Boden zu nah, und die Sportsitze schränkten seine Bewegungsfreiheit ein. Breck - entscheidende fünf Zentimeter kleiner und schätzungsweise halb so korpulent - passte bequem hinein, Fox dagegen nicht. Autos wie dieses waren nicht für Leute von seiner Statur gebaut, erst recht nicht für solche mit lädiertem Rücken.
    »Was?«, fragte Fox. Dann noch etwas: Manchmal fühlte es sich so an, als wäre der Mazda kurz davor, auf den Bordstein zu fahren, ein andermal, als zöge er auf die Gegenfahrbahn hinüber. Breck schien immer bis zum letzten Moment zu warten, bevor er seinen Kurs korrigierte.
    »Es geht um Ernie Wishaw. Ich habe den Fall damals nicht ganz fallen gelassen.«
    Fox war unschlüssig, ob er die Unterhaltung weiterführen oder vorschlagen sollte, dass Breck den Mund hielt und sich aufs Fahren konzentrierte. Die Neugier gewann die Oberhand.
    »Was heißt das?«
    »Das heißt, dass ich noch ein bisschen weiterermittelt habe - auf eigene Faust. Ich bin hundertprozentig sicher, dass er sich seinen Anteil von dem illegalen Handel genommen hat. Seine Lastwagen fahren im Wochenrhythmus rüber nach Europa, immer versucht, den Gewinn dadurch zu erhöhen, dass sie Schmuggelware mitbringen.«
    »In der Regel Alkohol und Zigaretten.«
    Breck nickte. Eine plötzliche Vibration im Auto rührte daher, dass die Räder auf der Fahrerseite wieder einmal die Reflektoren unten in der Mitte der Fahrbahn streiften. Breck korrigierte seinen Kurs und setzte seine Erklärung fort. »Alkohol und Zigaretten mit Sicherheit, dazu Pornos und alles, was sonst noch Gewinn abwirft. Hat man erst einmal die Erfahrung gemacht, dass man nicht geschnappt wird, erhöht man möglicherweise den Einsatz.« Er hielt inne.
    »Oder es kommt jemand vorbei und macht einem das richtige Angebot.«
    Fox dachte darüber nach.

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