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 Ein reines Gewissen

Ein reines Gewissen

Titel: Ein reines Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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monierte Jamie Breck. »Könnten wir nicht irgendwohin gehen, wo es etwas privater ist und du ganz normal reden kannst?«
    Kelly beugte sich über den Tisch zu ihm hinüber. »Bull ist mit seinem Adlatus landauf, landab durch Schottland gefahren und hat sich mit einigen der anderen Akteure getroffen - und zwar mit denen, auf die's ankommt. Heute Aberdeen, morgen Lanarkshire.«
    »Wie lange ist das so gegangen?«, fragte Fox.
    »Ein paar Monate, vielleicht etwas länger. Wir haben eine Weile gebraucht, bis wir gemerkt haben, was da vor sich ging.«
    »Dachtet ihr, er schreibt einen Reiseführer?«, fragte Breck.
    Kelly schaute ihn nur finster an. »Wir haben keine Ahnung, was er gemacht hat.«
    »Aber Sie könnten eine Vermutung wagen«, sagte Fox.
    Kelly holte tief Luft. »Kann sein, dass er im Auftrag seines Vaters den Friedensengel spielt. Vielleicht befürchtet er aber auch, dass jetzt, wo sein Alter hinter Gittern sitzt, die Konkurrenz mitmischen will.«
    »Er könnte versuchen, seinen Wirkungsbereich auszudehnen«, fügte Fox hinzu. »Da haben wir die Tentakel wieder ...«
    Kelly nickte beifällig. »Nach außen hin ist er natürlich ein seriöser Geschäftsmann.«
    »Klar.«
    »Von denen brauchen aber nicht allzu viele einen Schläger wie Terry Vass.« »Seine rechte Hand?«, mutmaßte Fox.
    »Mit einem Vorstrafenregister, das ungefähr so lang ist wie Krieg und Frieden.«
    »Ich nehme an, Drogen spielen dabei auch eine Rolle«, unterbrach Breck.
    »Hundert pro!«, schnaubte Kelly.
    »Beweise habt ihr aber nicht?«
    Kelly zuckte die Achseln. »Wir sind für jede Hilfe dankbar ...« Er schaute von einem zum anderen. »Übrigens warst du am Telefon ziemlich vage, Jamie. Vielleicht sollte ich mal fragen, worum es hier eigentlich geht.«
    »Das ist kompliziert.«
    »Um einen Vermissten namens Charlie Brogan«, fügte Breck hinzu.
    »Nie gehört«, sagte Kelly und rührte in seiner Tasse.
    »Ein Bauträger aus Edinburgh ... Schaust du denn keine Nachrichten, Mark?«
    Wieder zuckte Kelly die Achseln. »Schlechte Zeiten für Bauträger ... Wir hatten einen, der sich vor zwei Monaten umgebracht hat.« Er zögerte. »Wartet mal, Brogan ... Ist das der Typ mit dem Boot?«
    »Was haben Sie gerade gesagt?«, fragte Fox.
    »Ich habe gefragt, ob das der Typ war, der von seinem Boot verschwunden ist.«
    Fox schüttelte den Kopf. »Nein, davor - in Dundee gab es auch einen toten Bauträger?«
    Kelly nickte. Er rührte immer noch in seinem Kaffee herum, was Fox in den Wahnsinn trieb. Noch eine Minute länger und er hätte den Löffel gepackt und quer durch das Café geschleudert.
    »Weiß nicht mehr, wie er hieß«, sagte Kelly. »Sie hatten angefangen, eine Gruppe von Hochhäusern abzureißen. Er ist aus einem der oberen Stockwerke gesprungen.« Kelly fiel auf, dass Fox und Breck sich unverwandt anstarrten. »Ihr glaubt doch nicht, dass da ein Zusammenhang besteht ...?«
    Jetzt starrten die beiden Männer ihn an.
     
    Jamie Brecks Arbeitszimmer.
    Es war dunkel geworden. Essen hatten sie in einem chinesischen Schnellrestaurant geholt, aber die Hälfte davon stand auf der Arbeitsplatte in der Küche und wurde kalt. Breck hatte sich eine Flasche Bier aufgemacht, während Fox zwei Dosen Irn-Bru erstanden hatte. Breck war vor dem Computerbildschirm ein wenig zur Seite gerückt, um Fox Platz für seinen Stuhl zu machen.
    »Und dabei haben wir Dundee immer für provinziell gehalten«, sagte Fox, als Breck die Nachrichtenmeldung gefunden hatte. Es gab ein Foto von dem »tragischen Selbstmord«. Der
    Mann lächelnd auf einer Hochzeit mit einer großen, knalligen Nelke am Revers. Der Artikel gab sein Alter mit sechzig an, das Foto zeigte jedoch einen Mann von fünfunddreißig oder vierzig Jahren.
    Er hieß Philip Norquay und hatte die Stadt nie verlassen, hatte hier die Oberschule und die Universität besucht und es schließlich zum Unternehmer gebracht. Bauträger war er »eigentlich durch Zufall« geworden. Seine Eltern hatten einen Laden besessen und im Stockwerk darüber gewohnt. Nach ihrem Tod war die Immobilie sehr begehrt gewesen, was den Sohn zu einigen Nachforschungen veranlasst hatte. Dabei stellte sich heraus, dass ganz in der Nähe ein neues Wohngebiet geplant war. Norquay behielt das Haus seiner Eltern, bis er Kontakt mit einer Supermarktkette aufnehmen konnte, die für die Möglichkeit, das Gebäude abzureißen und an der Stelle einen Neubau zu errichten, gerne mehr als üblich zahlte.
    Das hatte Norquay auf den Geschmack

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