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 Ein reines Gewissen

Ein reines Gewissen

Titel: Ein reines Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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erinnerte ihn Fox. Wishaw stieß einen Seufzer aus.
    »Sehen Sie, Männer wie Charlie ... Seine ganze Generation ...« Doch dann brach er ab, und Fox war klar, dass es einer etwas größeren Anstrengung bedurfte. Er tat, als nähme er die Werkstatt in Augenschein.
    »Sie sind ein Glückspilz, Mr. Wishaw. Allerdings wissen wir beide, dass das alles wenig bis gar nichts mit Glück zu tun hat - diese Lkw-Flotte, der Maserati, sie sind eher das Ergebnis harter Arbeit. So etwas Ähnliches haben Sie ja selbst gesagt.«
    »Ja«, bestätigte Wishaw. Über dieses Thema redete er gern. »Das erreicht man nur, wenn man verdammt hart arbeitet - »ordentlich hinlangt<, wie ich sagen würde, aber das könnten Sie auch missverstehen.«
    Diesen Satz beschloss Fox mit einem kehligen Glucksen zu honorieren.
    »So viele Leute machen sich das gar nicht klar«, fuhr Wishaw fort; die Wirkung seiner Worte auf den Polizisten hatte ihm Auftrieb gegeben. »Ich habe mir den Arsch aufgerissen - in der Firma und im Stadtrat -, um Dinge zu verändern. Heutzutage wollen die Leute sich aber nur noch zurücklehnen und warten, bis das Geld und alles andere zu ihnen kommt. So läuft es nun mal nicht! Da draußen gibt es Geschäftsleute ...«Wishaw fuchtelte mit einem Finger in der Luft herum, »die meinen, das Geld müsste ihnen zufliegen.« »Aus dem Nichts?«, fragte Fox nach.
    »So gut wie«, stimmte Wishaw zu. »Man kauft ein Stück Land, sitzt ein Jahr lang drauf und verkauft es mit Gewinn. Oder ein Haus oder ein paar Wohnungen, was auch immer. Wenn man Geld auf der Bank hat, erwartet man zweistellige Zinsen - egal, wie die Bank sie finanziert. Geld aus dem Nichts, so sieht es aus. Und niemand stellt irgendwelche Fragen, denn das könnte den Zauber brechen.«
    »Ihre eigene Firma hält sich aber über Wasser?«
    »Es ist mühsam, das will ich nicht leugnen.«
    »Aber Sie werden sich durchkämpfen?«
    Wishaw nickte heftig. »Genau deswegen stört es mich ja, wenn ... Wenn ...« Er gestikulierte in Jamie Brecks Richtung.
    »Er hat sich nichts dabei gedacht, Sir. Wir versuchen nur herauszufinden, welchen Grund Charles Brogan für das hatte, was er getan hat.«
    »Charlie ...«Wishaw beruhigte sich wieder, sein Blick ging in die Ferne, während er sich an den Mann erinnerte, den er gekannt hatte. »Charlie war unglaublich sympathisch - ein angenehmer Zeitgenosse, sicher. Aber er war ein Produkt seiner Zeit. Kurz gesagt, er wurde gierig. Darauf läuft es hinaus. Er meinte, das Geld müsste ihm zufliegen, und die ersten paar Jahre tat es das auch. So etwas kann einen aber bequem machen, selbstgefällig und leichtgläubig .. .«Wishaw zögerte. »Und dumm. Es kann einen vor allem unglaublich dumm machen ... Und eine Zeit lang verdient man trotzdem noch Geld.« Er hob eine Hand. »Ich sage nicht, dass Charlie der Schlimmste war, ja er gehörte nicht mal zu den schlimmsten fünfzig oder hundert! Immerhin schuf er etwas - er sorgte dafür, dass Gebäude entstanden.«
    Fox erinnerte sich vage, dass Brogan in einem seiner Zeitungsinterviews so ziemlich dasselbe gesagt hatte. »Das wird allerdings zu einem Problem, wenn niemand diese Gebäude haben will«, gab er zu bedenken.
    Wishaws Mundwinkel zuckten. »Schwierig wird's, wenn die Investoren ihr Geld zurückhaben wollen. Leer stehende Gebäude mögen eine Investition sein, wenn man lange genug wartet; dasselbe gilt für Grundstücke. Was im einen Jahr wertlos ist, kann sich im nächsten zu Gold verwandeln. Das zählt jedoch alles nicht, wenn man seinen Investoren einen schnellen Gewinn versprochen hat.«
    Fox richtete seine volle Aufmerksamkeit auf Wishaw. »Wer waren Mr. Brogans Investoren?«
    Wishaw brauchte gut fünfzehn Sekunden, bis er antwortete, das wisse er nicht. »Ich bin nur froh, dass ich nicht zu denen gehöre, die darauf warten, dass Salamander Point einen Gewinn abwirft.« Dabei bemühte er sich um Ungezwungenheit, und das verriet Malcolm Fox etwas.
    Nämlich, dass er gerade angelogen worden war.
    »Als Sie zum letzten Mal mit ihm telefoniert haben, hat er da Sie angerufen oder Sie ihn?«
    Wishaw blinzelte ein paarmal und fixierte den Inspector. »Das müssen Sie doch aus den Aufzeichnungen wissen.«
    »Ich möchte es nur bestätigt haben.«
    Doch hinter Wishaws Augen vollzog sich gerade eine Veränderung. »Sollte mein Anwalt vielleicht doch besser hier sein?«, fragte er.
    »Das ist, glaube ich, nicht nötig.«
    »Da bin ich mir nicht mehr so sicher. Der Mann steckte in finanziellen

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