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 Ein reines Gewissen

Ein reines Gewissen

Titel: Ein reines Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Werkstatt. Hier sieht er zwei Dinge: einen Chef, der harte Arbeit nicht scheut, und einen Chef, der dafür sorgt, dass alles reibungslos läuft.«
    »Deshalb stehen auch alle Lastwagen so schön in Reih und Glied?«
    »Genau, und ordentlich gewaschen. Dasselbe gilt für meine Fahrer ...«
    »Reichen Sie ihnen persönlich die Seife?«, fragte Breck unwillkürlich. Wishaw beachtete ihn gar nicht. »Wenn sie sich bei der Abholung oder Ablieferung von Frachtgut verspäten, rufen sie sofort beim Kunden an und erklären ihm, warum. Und wehe ihnen, die Begründung ist nicht hieb- und stichfest; die nächste Person, die sie anrufen, bin nämlich ich. Wissen Sie, was ich dann mache?«
    »Sie rufen den Kunden an und entschuldigen sich?«, riet Fox. Wishaw nickte einmal kurz.
    »So werden die Dinge gehandhabt.«
    »Im Stadtrat läuft es ja ein bisschen anders«, wandte Fox ein.
    Wishaw warf den Kopf in den Nacken und johlte. »Da kann ich ein Lied von singen. Was ich schon an Bürokratie abzuschaffen versucht habe ... Nächtelang habe ich in dieser Kammer gesessen und mir den Mund fusselig geredet.«
    »Sie sitzen im Ausschuss für Bau- und Wohnungswesen«, sagte Fox. »Ist das richtig?«
    Wishaw schwieg einen Moment. »Was wollen Sie eigentlich?«, fragte er.
    »Wir wollen mit Ihnen über einen Mann namens Charles Brogan sprechen.«
    »Charlie.« Wishaw senkte unter leichtem Kopfschütteln den Blick. »Schreckliche Sache.« »Wie gut kannten Sie ihn?«
    »Ich bin ihm ein paarmal begegnet - Stadtratsangelegenheiten und so was. Wir wurden zu denselben Feiern und Veranstaltungen eingeladen.«
    »Dann kannten Sie ihn also recht gut?«
    »Wir haben uns ab und zu unterhalten.«
    »Wann haben Sie das letzte Mal mit ihm telefoniert?«
    Wishaw blickte Fox in die Augen. »Sie sind doch sicher seine Verbindungsdaten durchgegangen - sagen Sie's mir.«
    Fox schluckte und bemühte sich, locker zu klingen. »Ich würde es lieber von Ihnen hören, Sir.«
    Nach kurzer Überlegung gab Wishaw schließlich zu: »Zwei Tage bevor er starb. Nicht länger als fünf Minuten.«
    »Was ich eigentlich wissen wollte ... Hat Ihre Firma je Aufträge von CBBJ bekommen?« Fox musterte Wishaw, der den Kopf schüttelte. »Dann schuldete man Ihnen also kein Geld?«
    »Zum Glück.« Wishaw hatte den Lappen aus der Tasche gezogen und wischte sich noch sorgfältiger die Finger ab, was allerdings nur wenig bis nichts bewirkte.
    »Das Telefonat war aber geschäftlicher Natur?«, hakte Fox ruhig nach.
    »Ich nehme an.«
    »Hat er Ihnen Schmiergeld angeboten?«, fuhr Breck dazwischen. »Und Sie dabei vermutlich bekniet ...«
    »Was sagen Sie da?« Es war beeindruckend, wie prompt Wishaw die Röte ins Gesicht stieg. »Würden Sie das vor einem Anwalt wiederholen?«
    »Mein Kollege meinte doch nur, dass ...« Fox hob um Verständnis ringend die Hände.
    »Ich weiß verdammt gut, was er meinte!« Das Gesicht des Mannes hatte inzwischen die Farbe gekochter Roter Beete angenommen; nur in den Mundwinkeln bildeten sich weiße Flecken.
    »Schenken Sie uns reinen Wein ein, was Brogan angeht«, sagte Breck, »dann könnten wir alles über das Schweigegeld vergessen, das Sie der Familie Ihres Fahrers haben zukommen lassen. Erinnern Sie sich an ihn? Den mit dem Rauschgift im Tank?«
    Fox wandte sich von dem stotternden Wishaw ab und schob Jamie Breck rückwärts auf die Tür der Werkstatt zu. Als sie außer Hörweite waren, bedachte Breck Fox mit einem kaum merklichen Augenzwinkern.
    »Das hat gutgetan«, flüsterte er.
    »Kleine Planänderung«, flüsterte Fox zurück. »Du bleibst hier; ich bin ab jetzt der gute Polizist ...« Er nahm die Hand von Brecks Brust, drehte sich um und war mit wenigen Schritten wieder bei Wishaw.
    »Tut mir leid«, entschuldigte er sich. »Jüngeren Beamten fehlt es oft noch am nötigen ...« Er suchte nach dem richtigen Wort und entschied sich für: »Anstand.« Wishaw rieb sich heftig mit dem Lappen über die Handflächen.
    »Unerhört«, schimpfte er. »Eine solche Anschuldigung ... Völlig unbegründet...«
    »Nicht ganz, oder?«, sagte Fox in freundlichem Ton. »Sie haben der Familie des Mannes tatsächlich Geld gegeben - nur, welche Schlüsse man daraus zieht, das ist reine Interpretation. Da liegt der Fehler, den mein Kollege begangen hat, stimmt's?«
    Wishaws Schweigen war so gut wie eine Bestätigung. »Unerhört«, wiederholte er, aber nur noch halb so energisch wie vorher.
    »Wir hatten eigentlich über Charles Brogan gesprochen«,

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