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 Ein reines Gewissen

Ein reines Gewissen

Titel: Ein reines Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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versprochen?« Er lauschte der Stille. »Wenn du mich auf Jamie Breck ansetzt, würde er Gilchrist woandershin beordern - war das der Deal? Mehr nicht?«
    »Malcolm ...«
    »Antworte!«
    »Ich lege jetzt auf.«
    »Ich verdiene eine Antwort, Annie! Das ganze Ding ist ein abgekartetes Spiel, das ohne dich gar nicht funktioniert hätte!«
    Doch er sprach in eine tote Leitung. Annie hatte aufgelegt. Fox fluchte und erwog, sie noch einmal anzurufen, bezweifelte aber, dass sie drangehen würde. Er könnte zu ihrer Wohnung fahren und den Finger minutenlang auf ihre Klingel drücken, aber sie würde ihn nicht hereinlassen. Dazu war sie zu klug. Zu klug und zu berechnend.
    Beherrscht es, etwas vorzutäuschen, was sie nicht ist...
    Fox ging im Zimmer auf und ab. Er hatte nicht übel Lust, Jamie anzurufen, aber der war mit Annabel fein essen. Und wie kam es, dass er das tat? Warum schritt er nicht, empört über diese Ungerechtigkeit, in seinem eigenen Wohnzimmer auf und ab? Fox schnappte sich erneut sein Handy und rief an.
    »Bleib dran«, sagte Breck, nachdem er sich gemeldet hatte. »Ich nehme dich mit raus.« Und zu Annabel: »Es ist Malcolm, Schatz.«
    »Sag ihr, es tut mir leid, dass ich so reinplatze«, sagte Fox. »Nachher, wenn ich wieder an den Tisch zurückkomme.« »Nettes Abendessen?«
    »Was gibt's, das nicht bis morgen warten kann, Malcolm?« Fox hörte, wie eine Tür auf- und zuging. Die Atmosphäre veränderte sich - Breck hatte das Restaurant verlassen. Fox glaubte, in der Ferne Verkehr hören zu können, die nächtlichen Geräusche der Stadt.
    »Wenn es nicht dringend wäre, Jamie ...«
    »Was es ja offensichtlich ist, dann lass mal hören.«
    Fox fing an, diagonal durch den Raum zu gehen, und erklärte, so gut er konnte. Breck unterbrach ihn nur ein einziges Mal, um die Theorie aufzustellen, dass Gilchrist, wenn es ihn so danach drängte, Prügel zu beziehen, womöglich ein Masochist war. Als Fox seinen Bericht beendet hatte, herrschte gut fünfzehn Sekunden lang Schweigen.
    »Tja«, sagte Breck schließlich. »Nun ...«
    »Du meinst, das hattest du alles schon durchschaut?«, platzte Fox heraus, während er aufs Sofa sank.
    »Ich bin ein Spieler, Malcolm. Rollenspiele - und genau darum handelt es sich hier. Jemand wusste, dass wir unsere Rollen sicher spielen würden: Ich würde dich mit der Zeit mögen, du würdest mir immer mehr vertrauen ... und deswegen würden unsere Karrieren am Ende komplett zerstört sein. Es liegt in unserer Natur, Malcolm.« Breck hielt inne. »Mit uns ist gespielt worden.«
    »Wer hat das getan? Einer unserer eigenen Leute? Der Deputy Chief Constable?«
    »Ich weiß nicht, ob das wirklich von Bedeutung ist. Wichtiger erscheint mir das Warum.«
    »Und bist du zu anderen Schlussfolgerungen gelangt? Die du mir lieber vorenthalten wolltest?«
    »Wir sind wieder im Spiel, Malcolm. Sie haben uns einmal auffliegen lassen, uns aber falsch eingeschätzt - wir haben noch ein zweites Leben, und das hat auch mit unserer Natur zu tun.«
    »Ich glaube, ich kann dir nicht ganz folgen ...«
    »Brauchst du auch nicht. Alles, was wir herausgefunden haben« - Breck hielt inne, um sich zu berichtigen - »was du herausgefunden hast - führt zu einem einzigen Ziel.«
    »Nämlich?«
    »Dem Endspiel.« Wieder zögerte Breck. »Sie werden uns noch einmal zerstören müssen, und in dem Moment alles erfahren.«
    »Wie kannst du nur so verdammt ruhig klingen?«
    »Weil ich mich so fühle.« Breck lachte auf - müde zwar, aber er lachte. »Erinnerst du dich an unser Gespräch im Auto, als wir vom Casino zurückkamen?«
    »Ja.«
    »Jetzt bist du kein Zuschauer mehr.«
    »Ist das zwangsläufig gut?«
    »Ich weiß es nicht, was meinst du?«
    »Ich will das alles einfach nur hinter mich bringen, egal wie.« »Das klingt nicht nach dem alten, vorsichtigen Malcolm Fox.« »Tut mir leid, dass ich euer Abendessen unterbrochen habe, Jamie.«
    »Wir sprechen uns bestimmt morgen, Malcolm. Vielleicht melde ich mich nach meinem Treffen mit Stoddart. Jetzt warten aber erst mal Schwertmuscheln und Jakobsmuschel-Carpaccio auf mich ...«
    »Gott sei Dank nicht auf mich.« Fox verabschiedete sich und ging in die Küche. Appletiser ... Verschiedene Früchtetees ... Roibusch ... Koffeinfreier Kaffee ... Nichts davon sagte ihm zu. Es sollte etwas Ausgefalleneres, Lebensbejahenderes sein. Ihm fiel der scharfe Tomatensaft im Minter's ein, den er sich mit einem Schuss Smirnoff vorstellte.
    »Träum weiter, Foxy«, sagte er sich.

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