Ein reines Gewissen
würde, nicht die Wahrheit wäre.
»Sie sind trotzdem ein Arsch«, erklärte Fox und brach damit das Schweigen. »Ich will, dass Sie Joe in Ruhe lassen.«
»Ihn in Ruhe lassen? Ich kann mich ja vor ihm gar nicht retten! Sie und Kaye müssen ihn wie den letzten Dreck behandelt haben.«
Fox ließ ihn abrupt los, und seine Hände sanken an seinem Körper herab. »Ich komme zurück«, sagte er ruhig.
»Und dann wird man mich woandershin versetzen - irgendwohin, wo Annie Inglis nicht ist.« Gilchrist strich sich das Jackett glatt. »Sind wir hier fertig?«
Fox schüttelte den Kopf. »Egal wer es nun war, Annie Inglis oder Sie, die Anweisung muss von jemandem weiter oben gekommen sein.«
»Fragen Sie doch Inglis.«
»Das werde ich ganz sicher tun.« Fox zögerte, denn ihm fiel etwas ein. »Erinnern Sie sich, dass ich Sie gefragt habe, wie es mit Simeon Latham aussieht? Darauf haben Sie geantwortet, die Aussies bereiteten sich auf die Verhandlung vor. Als ich aber mit einer der Ermittlerinnen telefoniert habe, hat sie dem widersprochen.«
»Das heißt?«
»Dass Sie gelogen haben.«
Gilchrist schüttelte den Kopf. »Das war das, was man mir gesagt hatte. Wie oft soll ich es noch wiederholen: Fragen Sie Ihre Freundin.« Er musterte Fox von oben bis unten. »Nur ist sie das gar nicht, stimmt's? Jetzt, wo sie von Ihnen hat, was sie brauchte.« Gilchrist grinste. »Sie hatten so etwas Verzweifeltes an sich, als Sie das erste Mal ins Büro kamen, mit Ihren Hosenträgern und Ihrer roten Krawatte, die Ihnen Beachtung verschaffen sollten. Annie Inglis beherrscht ihren Job, Fox. Sie ist perfekt darin, etwas vorzutäuschen, was sie nicht ist - das tut sie Tag für Tag im Netz ...«
Die Tür ging auf. Fox rechnete damit, Naysmith zu sehen, doch es war Margaret Sime, eine Zigarette in der Hand. In Sekundenschnelle hatte sie die Situation im Blick.
»Macht keinen Unsinn, Jungs«, warnte sie.
»Sind wir fertig?«, fragte Gilchrist Fox.
Der nickte, und Gilchrist ging wieder hinein.
»Seit ich diesen jungen Mann zum ersten Mal zu Gesicht bekommen habe«, bemerkte Margaret Sime, während sie sich die Zigarette anzündete, »geht mir ein Gedanke nicht mehr aus dem Kopf.«
»Und der wäre?«, fühlte Fox sich genötigt zu fragen. »Er hat es verdient, die Fresse poliert zu bekommen.« »Tut mir leid, dass ich Sie enttäuscht habe, Mrs. Sime«, sagte Fox entschuldigend.
Er verbrachte eine Stunde auf dem Sofa, nebenbei lief stumm der Fernseher. Fox überlegte, wie eine Unterhaltung mit Detective Sergeant Annie Inglis jetzt aussehen könnte. Sie hatte ihn zu sich nach Hause eingeladen, hatte sich nach ihrem Krach wieder mit ihm versöhnt. Würde er sie jetzt wirklich beschuldigen, ihn von Anfang an in eine Falle gelockt zu haben? Würde er Gilchrists Aussage für bare Münze nehmen? Falls ja, hatte Inglis auch Jamie Breck wissentlich etwas angehängt...
Fox dachte daran, wie Deputy Chief Constable Adam Traynor ihn zusammen mit Bad Billy Giles im Vernehmungszimmer in Torphichen zur Rede gestellt hatte. Dann spulte er noch weiter zurück: das Büro der Inneren, McEwan hatte ihn neugierig gemacht: Der Chief meint, oben in Aberdeen liege ein Hauch von Fäulnis in der Luft... Nach dem Gespräch mit Stoddart glaubte Fox, dass es zu einem Deal gekommen war. Wenn das alles aber die Idee des Chief Constables gewesen war, warum sollte er dann McEwan gegenüber angedeutet haben, dass dessen Team bei der Grampian Police ermitteln würde? Nein, es musste Traynor gewesen sein, oder nicht? In dem Moment wusste Fox, was er Inglis fragen würde. Er schwang die Beine vom Sofa, langte über den Kaffeetisch nach seinem Handy und tippte Inglis' Nummer ein. Als sie sich meldete, zögerte er.
»Hallo?«, sagte sie mit einer leichten Schärfe in der Stimme. »Hallo?!«
»Ich bin's«, gab Fox sich schließlich zu erkennen. Die Augen fest geschlossen, presste er seinen Daumen auf die Stelle zwischen den Augenbrauen, unmittelbar über der Nasenwurzel.
»Malcolm? Was ist los? Du klingst...«
»Bloß ein Ja oder Nein, Annie. Das ist alles, was ich brauche, danach belästige ich dich nicht mehr.«
In der Leitung herrschte Stille. Als sie wieder sprach, klang sie besorgt. »Malcolm, was ist passiert? Soll ich zu dir kommen?«
»Nur eine Frage, Annie«, beharrte er.
»Ich weiß nicht, ob ich sie hören will. Du bist ziemlich durcheinander, Malcolm. Vielleicht wartest du bis morgen ...«
»Annie ...« Er holte tief Luft. »Was hat Traynor dir
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