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 Ein reines Gewissen

Ein reines Gewissen

Titel: Ein reines Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Website zu erzählen.
    »Später«, war alles, was Breck geantwortet hatte.
    Fox war zum Minter's gefahren, nachdem er Tony Kaye zuvor per SMS mitgeteilt hatte, dass er unterwegs sei. Fünf Minuten vor seinem Ziel hatte er eine Antwort bekommen: Schaff's nicht. Sorry. TK. Eine Minute später dann noch ein PS: Joe u. Gilchr. könnten da sein.
    Fox war sich nicht sicher, ob er Joe Naysmith und seinen neuen besten Freund sehen wollte. Er hatte aber auch keine Lust umzudrehen, und als auf dem Parkplatz ein Auto unmittelbar vor Fox aus einer Parklücke fuhr, war die Sache klar. Er parkte seinen Volvo rückwärts ein und vergewisserte sich, dass er um diese Zeit keine Parkgebühr zahlen musste. Wie sich herausstellte, hätte er keine fünf Minuten früher kommen dürfen. Er schloss das Auto zu und überquerte die Straße. Im Minter's stand niemand an der Theke, und im Fernsehen lief auch keine Ratesendung. Die Frau hinterm Tresen war noch jung, mit tätowierten Armen und pinkfarbenen Strähnen im Haar. Fox schaute sich um. Kayes Bekannte plauderte an einem Ecktisch mit einer Freundin. Als sie Fox erkannte, winkte sie ihm zu. Fox kramte ihren Namen aus seinem Gedächtnis: Margaret Sime. Das vor ihr stehende Getränk sah aus wie Brandy mit Soda, Zigaretten und Feuerzeug lagen griffbereit auf dem Tisch. Fox erwiderte den Gruß mit einem Nicken und bestellte Tomatensaft.
    »Möchten Sie ihn scharf?«, fragte die Frau am Tresen. Sie hatte einen osteuropäischen Akzent.
    »Danke«, sagte Fox. »Und eine Runde für den Tisch da drüben.« Als sie sich ans Werk machte, fragte er: »Sie sind Polin?« »Lettin«, korrigierte sie ihn. »Entschuldigung.«
    Sie zuckte die Achseln. »Das passiert mir oft. Ihr Schotten seid daran gewöhnt, dass Polen in euer Land einfallen.«
    »Mein Eindruck ist eher, dass viele von ihnen wieder nach Hause gehen.«
    Sie nickte zustimmend. »Das Pfund ist nicht so stark, und die Leute werden sauer.« »Wegen des Wechselkurses?«
    Sie schüttelte die Tomatensaftflasche, bevor sie sie aufmachte. »Nein. Es wird einfach immer schwieriger, einen Job zu finden. Ausländer stören nicht, solange sie niemandem Arbeit wegnehmen.«
    »Tun Sie das?«
    Sie spritzte Tabasco in den Saft. »Bis jetzt hat sich noch niemand beschwert, jedenfalls nicht offen.« »Was würden Sie dann tun?«
    Sie formte ihre freie Hand zu einer Klaue. Ihre Nägel waren lang und sahen scharf aus. »Ich beiße auch«, fügte sie hinzu. Dann tippte sie die Getränke ein. Fox überlegte gerade, wo er sich hinsetzen sollte, als die Tür aufging und Naysmith mit Gilchrist im Gefolge hereinkam. Fox fiel auf, dass Joes ganzes Auftreten sich verändert hatte. Der junge Mann ließ beim Gehen die Schultern kreisen, als wäre er von neuem Selbstvertrauen erfüllt. Das Lächeln, mit dem er Fox bedachte, war eher das eines Gleichrangigen als einer Zweitbesetzung. Zwei Schritte hinter ihm ging Gilchrist, die Hände in den Taschen, anscheinend erfreut über die Verwandlung und bereit, die Lorbeeren dafür einzuheimsen.
    »Hallo, Foxy«, sagte Naysmith lauter als sonst.
    »Joe«, sagte Fox. »Was trinkst du?«
    »Ein Bier. Danke.«
    Gilchrist ergänzte, er würde einen kleinen Cider nehmen. Die Lettin hatte gerade Mrs. Sime und ihrer Freundin die Getränke gebracht und begann nun einzuschenken, während Fox in seiner Tasche nach weiterem Kleingeld suchte.
    »Wie geht's?«, fragte Naysmith. Er ging so weit, Fox wie zum Trost eine Hand auf die Schulter zu legen. Fox blickte die Hand finster an, bis Joe sie wieder wegnahm. Gilchrist schürzte die Lippen, bemüht, ein Grinsen zu unterdrücken.
    »Immer noch suspendiert«, gab Fox Naysmith zur Antwort. »Was hält Kaye von seiner üblichen Feierabendrunde ab?«
    »Dicke Luft zu Hause«, erklärte Naysmith. »Mrs. Kaye sagt, wenn er nicht häufiger dableibt, geht sie.«
    »Jetzt wissen wir also, wer im Hause Kaye die Hosen anhat«, bemerkte Gilchrist über Naysmith' Schulter hinweg. Naysmith lachte und nickte.
    Fox wusste nicht, ob er beeindruckt oder schockiert sein sollte. Dem Eindringling war es innerhalb weniger Tage gelungen, Joe Naysmith komplett umzudrehen. Der Gedanke, dass Joe Witze über Tony Kaye riss, sich über häusliche Probleme lustig machte, in Hörweite einer Kellnerin über ihn tratschte ... Solange Fox auf der Ersatzbank saß, war Kaye der Teamchef, und jetzt wurde seine Autorität von innen her untergraben. Das gefiel Malcolm Fox nicht. Ihm gefiel die Art nicht, wie Joe sich hatte ummodeln

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