Ein reines Gewissen
Und dennoch konnte er ihn schmecken, erst weich hinten in der Kehle und dann das Brennen, wenn er in den Bauch hinunterrann. Wodka war sein Kindheitsgetränk gewesen, heimliche Schlucke aus den Flaschen im Schrank seines Vaters. In seiner Jugend war er zu Rum übergegangen, Southern Comfort, Glayva und Whisky, dann zu Wodka zurückgekehrt, kurze zweite Flitterwochen, bevor er eine gefährliche Beziehung mit Gin einging. Dann wieder Whisky - diesmal die Hochwertigen. Und dazu immer Bier und Wein, Wein und Bier. Zum Mittagessen und Abendessen und dazwischen. Ein Sektfrühstück mit Elaine zählte ja nicht, hatte er sich selbst etwas vorgemacht...
Kahlua - hatte er nie getrunken. Mit der riesigen Auswahl an Alcopops war er auch nicht weit gekommen. Wenn er Limonade in seinem Wodka haben wollte, goss er sie selbst hinein, zusammen mit ein paar Spritzern Angostura. Als Fünfjähriger hatte er einmal ein Experiment gemacht, indem er zwei Löffel voll Brausepulver in ein Glas Wodka gemischt hatte. Sein Vater hatte ihm die Leviten gelesen und den Alkohol in der Kammer ein Regal höher gestellt. Allerdings nicht hoch genug ...
Fox ging wieder ins Wohnzimmer und beschloss, die Vorhänge zuzuziehen. Auf der anderen Straßenseite parkte ein Auto mit ausgeschaltetem Licht und laufendem Motor. Hinterm Lenkrad saß jemand. Fox zog die Vorhänge zu und ging im Dunkeln nach oben. In seinem Schlafzimmer hielt er sich in der Nähe des Fensters dicht an der Wand. Das Auto war eine dunkle, glänzende Limousine. Aufgrund des Blickwinkels konnte er das Nummernschild nicht erkennen. Fox glaubte Musik zu hören. Tatsächlich, aus dem Auto. Nichts, was er kannte, aber es wurde lauter. Ein Nachbar von gegenüber schob den Vorhang zurück, um hinauszuspähen, schloss ihn jedoch wieder und kam nicht an die Tür. Ein schwarzes Taxi hielt an, um ein Paar aussteigen zu lassen, das offensichtlich beim Nachtshopping in der Stadt gewesen war. Die Frau schleppte zwei teuer aussehende Einkaufstüten. Ihr Ehemann hieß Joe Sillars - Fox hatte sich ein paarmal mit ihm unterhalten. Sie wohnten erst seit zwei Monaten in der Straße. Als das Taxi davonfuhr, starrte das Paar auf das lärmende, geparkte Auto. Die beiden sprachen kurz miteinander und beschlossen wohl, nichts zu unternehmen. Das quittierte der Fahrer damit, dass er die vorderen Fenster herunterließ. Und jetzt erkannte Fox das Stück. Es hieß »The Saints are Coming«, gespielt von einer alten Punkgruppe namens The Skids. Fox hatte es in seiner Jugend auf so mancher Party gehört. Aber auch vor kurzem noch ...
Nachdem Glen Heaton es bei einer seiner Vernehmungen erwähnt hatte.
Ein fantastisches Stück ... eine richtige Offenbarung...
Fox hatte ihn gefragt, ob er sich selbst für einen der Heiligen halte, aber Heaton hatte nur die Faust in die Luft gestreckt und die ersten zwei Zeilen geschmettert.
Draußen hatte die Musik aufgehört, fing jedoch gleich wieder an. Das verdammte Ding war auf Wiederholung gestellt. Aus dem Fenster auf der Fahrerseite reckte sich eine Faust in die Nacht.
Glen Heaton sang sich die Seele aus dem Leib.
Auf wackeligen Beinen ging Fox die Treppe hinunter und blieb an der Wohnzimmertür stehen. Es gab Dinge, die er tun, Anrufe, die er tätigen konnte. Als Heaton die Lautstärke noch etwas höher drehte, konnte Fox hören, dass Bass und Schlagzeug zur Gitarre hinzugekommen waren. Fox packte seine Jacke und ging nach draußen, hielt auf der Türschwelle kurz inne ...
Dann den Gartenweg hinunter, die kalte Nachtluft einatmend ...
Er öffnete das Tor ...
Überquerte die Straße ...
Die ganze Zeit beobachtet von Heaton, der nicht mehr die Faust reckte, aber immer noch mitsang. Als Fox noch einen knappen Meter entfernt war, erstarb die Musik. Die Stille wurde nur noch unterstrichen durch den Motor des Alfas im Leerlauf.
»Ich wusste, dass Sie es irgendwie mitkriegen würden«, sagte Heaton. »Was machen Sie hier?«
»Sie sind nicht der Einzige, der vor anderer Leute Häusern rumhängen kann.« »Ist es das, was Sie hier tun?«
»Haben Sie gedacht, ich hätte Sie nicht bemerkt? Wie Sie sich erst im Dunkeln rumgedrückt haben und dann losgerast sind, sobald Sie mich kommen sahen ... Aber ich bin größer als Sie, Fox. Ich habe Sie kommen sehen und bin immer noch hier.«
»Was wollen Sie, Heaton?«
»Es wird nie zu einer Verhandlung kommen - das wissen Sie, nicht wahr?«
»Sie werden einen fairen Prozess bekommen und dann ins Kittchen wandern.«
Heaton blies
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