Ein reines Gewissen
keinen Ärger mehr gehabt«, bemerkte Fox. »Und jetzt ist er so alt wie mein Dad.«
Kaye las den Bericht über Fox' Schulter hinweg mit. »Ich erinnere mich, dass mir noch während meiner Probezeit einer der älteren Kollegen von ihm erzählte. Damals war der Typ eine richtige Berühmtheit.«
»Im Casino war eine Frau Mitte dreißig. Ich glaube, sie ist die Geschäftsführerin.«
»Du warst dort?«
Fox funkelte ihn an. »Frag nicht.« Er blätterte auf die zweite Seite um. Jack Broughton hatte zwei Söhne und eine Tochter, aber beide Söhne waren vor ihrem Vater gestorben, der eine bei einem Autounfall, der andere nach einer übel ausgegangenen Schlägerei. »Ich frage mich, ob sie die Tochter ist ...«
»Das Gewerbeamt wird's wissen«, klärte Kaye ihn auf. »Soll ich denen ein bisschen auf die Nerven gehen?«
»Kennst du jemanden dort?«
»Möglich.« Kaye zog sich wieder an seinen Schreibtisch zurück. »Bring mir eine Tasse rüber, wenn er fertig ist, ja?«
»Drei Löffel Zucker?«, fragte Fox mit einem Hauch von Sarkasmus.
»Gehäuft«, bestätigte Tony Kaye.
Doch Joe Naysmith war zurück, bevor der Kaffee durchgelaufen war. Er schien besorgt, dass der Kaffeemaschine in seiner Abwesenheit etwas Schreckliches zugestoßen sein könnte.
»Was meinte Gilchrist?«, fragte Fox ihn.
»DS Inglis möchte mit dir sprechen.« Naysmith vermied es, ihn anzuschauen.
»Warum? Was habe ich getan?«
»Sie hat nur gesagt, sie möchte mit dir reden.«
»Geh lieber gleich zu ihr, Foxy«, sagte Kaye, die Hand auf dem Telefonhörer. »Vielleicht nur noch ein schnelles Käffchen vorher ...«
Doch als Fox aufschaute, stand Annie Inglis mit verschränkten Armen in der Tür. Mit einer ruckartigen Kopfbewegung gab sie ihm zu verstehen, dass sie auf dem Korridor mit ihm sprechen wollte. Fox gab Naysmith die leere Tasse, die er schon in der Hand gehabt hatte. Dann ging er hinaus und schloss die Tür hinter sich.
»Warum?«, fragte sie ohne jede Vorrede.
»Warum was?«
»Warum wollen Sie bei Breck auf den Abhörwagen verzichten?«
»Es hat uns gestern Abend nichts gebracht.«
Ihre Augen verengten sich. »Sie haben sich mit ihm getroffen, hab ich recht?«
»Lassen Sie mich beschatten, DS Inglis?«
»Beantworten Sie einfach meine Frage.«
»Beantworten Sie zuerst meine.«
»Nein, ich lasse Sie nicht beschatten.«
»Er untersucht einen Mordfall in meinem unmittelbaren Umfeld, falls Sie das vergessen haben sollten. Das behalte ich genau im Auge, und deshalb habe ich tatsächlich mit ihm gesprochen.«
»Nach allem, was ich höre, gibt er nach außen hin ein gutes Bild ab: pflichtbewusst, liebenswürdig, großzügig ...« »Und?«
»Das tun sie alle, Malcolm. Und so gewinnen sie das Vertrauen von Kindern, manchmal sogar von deren Eltern. Das ist der Grund, weshalb wir sie so selten zu fassen kriegen: Sie sind Meister darin, sich so zu verhalten, als wären sie genau wie Sie und ich ...«
»Er ist nicht wie ich«, stellte Fox fest.
»Ist es das, was Ihnen an die Nieren geht?«
»Mir geht nichts an die Nieren.« In seiner Stimme lag eine gewisse Gereiztheit.
Inglis schaute zu Boden und seufzte. »Letzte Nacht hat er eine Stunde mit einem Online-Rollenspiel namens Quidnunc verbracht. Er hat einen Avatar. Wissen Sie, was das ist?«
»Ja.«
»Das ist jemand, den er erschafft, um sein wahres Ich dahinter zu verbergen; so kann er jemand anders werden.« »Er und ein paar Millionen andere Spieler.« Sie blickte zu Fox auf. »Hat er Ihnen davon erzählt?« »Ja.«
Inglis wurde nachdenklich. Sie wischte sich das Haar aus der Stirn, nahm sich Zeit. »Weiß er womöglich, dass wir hinter ihm her sind?«
Fox dachte an das, was Breck ihm erzählt hatte - der Lieferwagen vor seinem Haus, der wegfuhr, nachdem er ins Bett gegangen war. »Ich glaube nicht«, sagte er.
»Wenn er es nämlich weiß, wird er anfangen, Beweismaterial zu vernichten.«
»Ich glaube es nicht«, wiederholte Fox.
Darüber dachte sie noch einen Moment nach. »Das passt zum Persönlichkeitsprofil von Kinderschändern«, sagte sie schließlich mit sanfterer Stimme. »Diese Männer lassen sich bei Online-Netzwerken registrieren, geben vor, vierzehn oder fünfzehn zu sein, bitten andere Mitglieder der Gruppe, ihnen Fotos zu schicken ...«
»Verstehe«, sagte Fox.
»Sie beherrschen das Rollenspiel. Durch Online-Spiele verfeinern sie ihre Fähigkeiten. Dabei lernen sie manchmal auch andere Spieler kennen ...«
»Wollen Sie, dass Gilchrist und Naysmith
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