Ein reines Gewissen
von sich zu weisen: Es gab einen Mord ... Wir müssen jeder Spur nachgehen ... Ich kann nicht glauben, dass ein Kollege dafür kein Verständnis haben sollte ...
Nein, an McEwan konnte er sich damit nicht wenden. Er hatte überlegt, ob er Jude raten sollte, sich einen Anwalt zu nehmen, wusste aber genau, wie das aussehen würde, ganz abgesehen davon, dass alle Polizisten, auch die der Inneren, ein tiefsitzendes Misstrauen gegen Anwälte hegten. Tatsache war, er konnte sich damit an niemanden wenden, und das wusste Giles genau. So hatte Fox sich kurz darauf verabschiedet, Jude flüchtig auf die Wange geküsst und Pettifer die Hand geschüttelt. Dann hatte er geschlagene fünf Minuten in seinem Auto gesessen und überlegt, ob er noch einmal nach Fettes zurückfahren sollte oder nicht. Nachdem er sich entschieden hatte, war er zum Supermarkt nach Oxgangs gefahren, hatte dann die Einkaufstüten ins Haus geschleppt und eine halbe Stunde damit verbracht, alles zu verstauen und die Verfallsdaten auf den Verpackungen zu prüfen, damit er die Sachen im Kühlschrank entsprechend sortieren konnte: was sich noch eine Weile hielt, nach hinten, und was bald weg musste, nach vorne. Frische Pasta mit Pesto zum Abendessen. Im Supermarkt hatte er sich in der Getränkeabteilung wiedergefunden und überlegt, ob er zwei Flaschen alkoholfreies Bier kaufen sollte; als er am Wein- und Spirituosenregal entlangging, war ihm aufgefallen, dass mancher Whisky inzwischen sogar billiger war als zu Zeiten, in denen er noch welchen gekauft hatte. Die teureren Marken trugen Diebstahlsicherungen am Flaschenhals. Wieder bei den Kühlregalen angekommen, hatte er sich eine Literpackung Mango-Pfirsichsaft ausgesucht. Wesentlich besser für dich, mein Lieber, hatte er sich gesagt.
Nach dem Essen schaltete er kurz den Fernseher an, aber es gab nichts, was ihn interessiert hätte. So ließ er die Ereignisse des Tages noch einmal Revue passieren. Als sein Handy mit einem Summer den Eingang einer SMS meldete, sprang er auf. Tony Kaye lud ihn ins Minter's ein. Fox brauchte ganze fünf Sekunden, um sich zu entscheiden.
»Man sollte meinen, wir wussten nichts Besseres mit uns anzufangen«, sagte Fox, als er auf ihren angestammten Tisch zusteuerte. Heute hatte ein anderer Barkeeper Dienst, viel jünger, aber ebenso fixiert auf Quizsendungen im Fernsehen. An der Bar standen zwei Gäste, die Fox beide nicht kannte. Margaret Sime, Kayes Freundin, saß an ihrem Tisch und nickte ihm zur Begrüßung zu. Auf dem Weg zurück in die Stadt hatte Fox einen winzig kleinen Umweg an Jamie Brecks Haus vorbei gemacht. Kein Anzeichen von Leben, und kein geparkter Lieferwagen in der Nähe.
»Cheers«, sagte Kaye, nahm das frische Bier entgegen und stellte es neben das nur noch halb volle Glas. Fox stellte seinen Tomatensaft auf einen Bierdeckel und legte seine Sportjacke ab. Die Krawatte hatte er zu Hause gelassen, aber Hemd, Hosenträger und Hose waren noch dieselben wie tagsüber.
»Was war denn nun los bei Jude?«, fragte Kaye.
»Bad Billy hat seine Leute den Garten umgraben lassen, nachdem ein anonymer Anrufer behauptet hatte, Sonntagnacht Geräusche gehört zu haben.«
»Das ist jedenfalls Bad Billys Vorwand«, brachte Kaye kopfschüttelnd seine Solidarität zum Ausdruck. »Ich hoffe, du hast keine Fingerabdrücke am Tatort hinterlassen, Foxy. Beim geringsten Anlass wird er sich mit gebleckten Zähnen und ausgefahrenen Krallen auf dich stürzen.«
»Ich weiß.«
»Der Idiot hat Glen Heaton blind vertraut, ihn bis zum Letzten verteidigt.«
Fox starrte seinen Kollegen an. »Glaubst du, Giles wusste nicht, was Heaton für ein Typ ist?«
Kaye zuckte die Achseln. »Wir können weder das eine noch das andere mit Sicherheit sagen. Ich meine nur, ich kann mir vorstellen, dass der Mann leidet.«
»Wenn er meine Schwester weiter so traktiert, wird er dieses Gefühl noch richtig kennenlernen.«
Kaye kicherte in sein Glas hinein. Fox wusste, was er dachte: Du hast gar keine Munition, Foxy, und nicht den Mumm für so einen Kampf. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Er nippte an seinem Glas.
»Würde es dich umbringen, wenn du einen Spritzer Wodka da drin hättest?«, hänselte ihn Kaye. »Wenn ich mit dir zusammensitze, komme ich mir immer vor wie der Schluckspecht der Nation.«
»Du hast mich gebeten zu kommen.«
»Ich weiß. Ich sage ja nur ...«
»Der erste würde mich nicht umbringen«, sagte Fox nach kurzer Überlegung. »Aber es wäre ein Anfang, Tony. Das ist
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