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 Ein reines Gewissen

Ein reines Gewissen

Titel: Ein reines Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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zuwandte, war jede Spur von Humor aus seinem Gesicht gewichen. »Dann seien Sie also auch gescheit, Simon, und besinnen Sie sich auf alles, was Ihnen zu Samstagabend oder Vince Faulkner im Allgemeinen noch einfällt.« Statt des Fotos hielt er ihm jetzt eine Visitenkarte hin. »Nehmen Sie die«, befahl Breck. Der Barkeeper gehorchte. »Wie alt sind Sie, Simon?«
    »Dreiundzwanzig.«
    »Schon lange im Geschäft?«
    »Hab mit dem Barjob angefangen, als ich auf der Uni war.« »Was haben Sie studiert?«
    »Eigentlich gar nichts richtig, das war mein Problem.« Wieder nickte Breck verständnisvoll. »Kriegen Sie hier schon mal irgendwelchen Ärger mit?« »Nein.«
    »Nicht einmal, wenn die Kunden schon draußen sind? Nach einem schönen Abend, der sich ins Gegenteil verkehrt hat?«
    »Bis ich hier die Bar geschlossen, aufgeräumt und abgerechnet habe, sind die Leute längst weg.«
    »Spendiert die Geschäftsleitung Ihnen denn die Taxifahrt nach Hause?« Breck sah den Barkeeper nicken. »Na, das ist ja wenigstens schon mal was.« Dann, schon halb im Weggehen: »Ach ja, notieren Sie sich kurz ein paar Gedanken, und rufen Sie mich an. Und geben Sie außerdem die Nummer Ihrem Boss. Wenn ich bis Dienstschluss nichts gehört habe, stehe ich heute Abend mit ein paar Streifenwagen und Polizisten in Uniform vor der Tür. Ist das klar?«
    Simon studierte die Karte. »Ja, Mr. Breck«, sagte er.
    Es war merkwürdig, aus dem düsteren Casino mit seiner künstlichen Beleuchtung herauszukommen und festzustellen, dass in Edinburgh noch Tag war. Trotz des bewölkten Himmels war das Licht so grell, dass Jamie Breck seine Ray-Ban-Sonnenbrille aufsetzen musste. Er hatte dieselbe Haltung eingenommen wie nach dem Treffen mit Ronnie Hendry: die Ellbogen auf das Dach seines Mazda gestützt. Fox fuhr sich mit zwei Fingern über den Nasenrücken und blinzelte ins Licht. Das war vielleicht ein Auftritt gewesen: Breck war ein Naturtalent. Genau die richtige Mischung aus Autorität und Mitgefühl. Zu viel Beharrlichkeit und der Barkeeper hätte getobt oder dichtgemacht ...
    Ich mag dich, dachte Fox. Obwohl du hinter meinem Rücken Erkundigungen über mich eingezogen hast. Obwohl du womöglich nicht bist, was du zu sein scheinst ...
    »Sie haben Ihre Rolle ja hervorragend gespielt«, sprach Fox ihm ein Kompliment aus. »Mir hat gefallen, wie Sie Ihre Stimme eingesetzt haben.«
    »Genau darum geht es bei RPGs und Avataren: Man darf so tun, als ob man jemand sei, der man in Wahrheit nicht ist.«
    »Nützliches Training fürs CID.« Und für andere Dinge, dachte Fox. »Was nun?«
    »Ich fahre zurück zur Wache, um alles zu protokollieren, das heißt, bestimmte Einzelheiten lasse ich vielleicht besser weg.« Breck schielte in Fox' Richtung.
    »Tut mir leid, dass ich wieder dazwischengefunkt habe«, entschuldigte sich Fox. »Bin wortbrüchig geworden ...«
    »Auf die Kameras wäre ich auch noch zu sprechen gekommen, Malcolm.«
    »Das weiß ich.«
    Auf das Geräusch eines herannahenden Autos hin drehten die beiden Männer sich um. Es war ein »Baby Bendey«, ein GT. Glänzend schwarze Karosserie und getönte Scheiben. Der Wagen hielt, und die Fahrertür ging auf. Fox erhaschte einen
    Blick auf burgunderrote Ledersitze. Die Frau, die ausstieg, trug Stöckelschuhe, eine schwarze Strumpfhose und darüber einen knielangen schwarzen Rock. Eng anliegend. Weiße Seidenbluse, deren offener Kragen die Wirkung eines Schmuckanhängers unterstrich. Cremefarbener Blazer mit leichtem Schulterpolster. Ihre Haare waren kastanienbraun, dicht und wallend. Eine Strähne davon musste sie sich aus dem Gesicht wischen, als ein Windstoß sie erfasste. Roter Lippenstift und hinter ihrer übergroßen Sonnenbrille, die sie jetzt absetzte, dunkler Lidschatten und ein Hauch von Wimperntusche. Als sie auf die Tür des Casinos zusteuerte, schaute sie neugierig zu ihnen herüber.
    »Simon wird Ihnen alles erzählen«, rief Breck ihr zu. »Sollten wir nicht mit ihr reden?« »Sie wird mich anrufen, schon vergessen?« »Aber sie ist doch die Geschäftsführerin, oder?« »Nicht jetzt.«
    »Wollen Sie nicht wissen, wer sie ist?«
    Breck lächelte. »Ich weiß, wer sie ist, Malcolm.« Er zeigte auf eine Stelle gleich oberhalb der Eingangstür des Casinos. Der dort befindlichen Tafel war zu entnehmen, dass dieses Etablissement eine Schankerlaubnis besaß. Die Konzession lautete auf den Namen J. Broughton.
    »Wer ist J. Broughton?«, fragte Fox.
    Breck öffnete die Tür seines Mazda und sagte

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