Ein reines Gewissen
aus der Tasche. »Ich muss mit Ihnen reden, Simon.«
»Ach ja?« Der Barkeeper hatte es nicht für nötig gehalten, von seiner Arbeit aufzuschauen, aber Fox wusste, dass er den Polizeiausweis bemerkt und als solchen erkannt hatte.
»Sind Sie hier zuständig?«, fragte Breck.
»Die Geschäftsleitung ist gerade nicht zu sprechen. Kommen Sie in einer Viertelstunde wieder.«
»Wären Sie so freundlich, mich anzuschauen, wenn Sie mit mir reden?« Breck schaffte es zwar, höflich zu klingen, aber unter der dünnen Oberfläche war er stahlhart. Es dauerte einen Moment, bis Simon der Bitte nachkam. »Danke«, sagte Breck. »Kann ich meinen Dienstausweis wegstecken? Ihnen dürfte ja jetzt klar sein, dass Sie mit einem Kriminalbeamten und nicht mit irgendeinem Depp aus dem Viertel sprechen.«
Der Barkeeper grinste, aber Breck hatte seine Aufmerksamkeit gewonnen. Fox fiel auf, dass der Detective Sergeant mit rauerer Stimme und in einem anderen Ton sprach.
»Wenn es um Lizenzen oder so was geht«, sagte Simon, »müssen Sie mit der Geschäftsleitung sprechen.«
»Da Ihr Boss aber nun mal nicht da ist, werden Sie uns ein paar Fragen beantworten müssen.« Nachdem Breck seinen Dienstausweis wieder eingesteckt hatte, zog er aus derselben Tasche ein Foto hervor. Es war ein Schnappschuss von Vince Faulkner. Fox nahm an, dass er aus Judes Haus stammte.
»Dieser Bursche ist hier Stammgast«, erklärte Breck, »deshalb gehe ich davon aus, dass Sie ihn kennen.«
Der Barkeeper betrachtete das Foto und zuckte die Achseln.
»Genau genommen >war< er Stammgast«, fuhr Jamie Breck fort. »Der Ärmste wurde am Wochenende ermordet, nach einem Besuch in diesem Lokal.«
»Welche Nacht?«
»Samstag.« Darauf schwieg der Barmann. Breck sprach an seiner Stelle weiter. »Sie versuchen, Ihre Chancen abzuwägen, stimmt's? Sollen Sie lügen oder lieber die Wahrheit sagen - wobei kommen Sie am besten weg? Und das kann nur eins bedeuten, Simon: Sie waren am Samstagabend hier.«
»Es war viel los«, räumte der Barkeeper ein.
»Aber er war hier.« Breck fuchtelte ihm mit dem Foto vor der Nase herum. »Und es war untypisch für ihn, denn bis dahin hatten Sie ihn immer nur in Begleitung anderer gesehen.«
»Und wennschon.«
Fox hatte die Ecken der Decke abgesucht. »Wir werden uns die Aufnahmen anschauen müssen«, bemerkte er. »Ihre Überwachungskameras ...«
Breck erstarrte kaum merklich. Gerade hatte er das Gespräch in Gang gebracht, da unterbrach Fox es.
»Mein Kollege hat recht«, stellte er schließlich fest.
»Reden Sie mit der Geschäftsleitung.«
»Machen wir«, versicherte Breck. »Aber Sie erinnern sich an Vince Faulkner?«
»Nicht namentlich.«
»Haben Sie in der Zeitung gelesen, dass er tot ist?«
»Werd ich wohl.« Das Eingeständnis kam höchst widerwillig. Simon fuhr mit einem Finger das Klemmbrett hinunter, als hoffte er, sie würden den Wink verstehen und ihn wieder seiner Arbeit nachgehen lassen. Das hättest du wohl gerne, dachte Fox.
»Sie haben ihn am Samstagabend hier gesehen.« »Kann mich nicht erinnern.« »Er kam gegen zehn.« »Da tobte hier der Bär.«
»Aber Faulkner war allein, und deshalb wette ich, dass er auf einem dieser Plätze saß.« Dabei klopfte Breck mit der flachen Hand auf den Barhocker neben sich.
»Oben ist noch eine Bar.«
»Trotzdem ...« Breck ließ ihn ein wenig schmoren. »Er kam schon besoffen hier an«, gab Simon schließlich zu. »Die Türsteher hätten ihn gar nicht reinlassen dürfen.« »Hat er Ärger gemacht?«
Der Barkeeper schüttelte den Kopf. »Aber er sah aus wie ein Loser.«
»Und das schadet dem Ambiente?«, sagte Breck mit einem verständnisvollen Nicken. »Er saß einfach zusammengesunken am Ende der Bar.« »Wie viele Gläser hat er getrunken?« »Keine Ahnung.« »Und was hat er bestellt?«
»Kurze ... Das ist alles, woran ich mich erinnere. An diesem Abend waren wir zu dritt an der Bar.«
»Hat er jemanden getroffen? Mit jemandem geredet?«
»Weiß nicht.« Seine Finger trommelten auf das Klemmbrett, ein Geräusch wie von Pferdehufen in vollem Galopp.
»Haben Sie ihn fortgehen sehen?«
Simon schüttelte den Kopf.
»Was ist mit Sonntag oder Montag?«
Wieder Kopfschütteln. »Ich hatte beide Abende frei.« Breck warf einen flüchtigen Blick auf die Uhr. »Ihr Boss verspätet sich.« »Bosse dürfen das.«
Breck lächelte und richtete den Blick zum ersten Mal auf Fox. »Simon hält sich für besonders gescheit.« Als er sich jedoch dem Barkeeper wieder
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