Ein reizvolles Angebot
schon um Taras willen nichts zulassen durfte, dass sie eine Beziehung begannen.
„Apropos … wie geht es denn Dads kleinem Fratz und dieser resoluten jungen Dame, die, glaube ich, seine Tante ist? Wie heißt sie noch?“
„Sie heißt Carly. Beiden geht es gut. Danke der Nachfrage, aber das ist jetzt nicht das Thema.“ Mitch ließ sich in den Besuchersessel sinken, eines der Möbelstücke, mit denen Tara dem ganzen Raum innerhalb kürzester Zeit ein neues Gesicht gegeben hatte. Das ehemals kalte, schmucklose Büro sah jetzt mit seinem großen Mahagonischreibtisch, den passenden Schränken und Regalen sowie den gemütlichen Besuchersesseln und der gediegenen Sitzecke richtig wohnlich aus. Selbst an Grünpflanzen hatte Tara gedacht.
„Warum hast du uns damals so überstürzt verlassen? Und dieses Mal, bitte, die Wahrheit, Rand, und keinen Bullshit. Erzähle mir nicht, Tara hätte damit nichts zu tun. Dein Blick, als bei der Testamentseröffnung ihr Name fiel, sprach Bände. Außerdem merkt ja jeder, dass eine gewisse Spannung zwischen euch herrscht.“
Rand überlegte. Er wollte nur ungern mit der Sprache herausrücken.
„Als ich vor fünf Jahren von einer Geschäftsreise zurückkam, habe ich Tara in Kincaid Manor angetroffen. Sie kam gerade aus Dads Schlafzimmer, und es war nach Mitternacht.“
Mitch stöhnte auf. „Nicht schon wieder so eine Geschichte!“
„Leider doch.“ Tara war nicht die erste von Rands Freundinnen, an die Everett sich herangemacht hatte. Bei Tara allerdings hatte Rand mehr darunter gelitten als bei allen anderen. Rand stand auf, trat ans Fenster und blickte dreißig Stockwerke tief hinunter auf das ruhige blaugrüne Wasser. „Ich hatte seine Spielchen einfach satt. Immer musste er mir beweisen, dass er mir alles wegnehmen konnte, was mir gehörte. Ich wollte nicht, dass ihr, Nadia oder du, zwischen die Fronten geratet. Und so bin ich gegangen.“
„Wieso? Ich steckte doch schon immer dazwischen. Ich bin mir vorgekommen wie euer Ringrichter. Und um einmal in der Rolle des Schiedsrichters zu bleiben: Auch wenn das mit Tara und Dad stimmt, hattest du nichts mehr damit zu tun. Du hattest schon vorher mit ihr Schluss gemacht.“
Rand fuhr herum und sah Mitch wütend an, aber ihm wurde schnell klar, dass sein Bruder im Grunde im Recht war. Als er mit Tara Schluss gemacht hatte, hatte er alle Ansprüche auf sie aufgegeben, falls er je welche besessen hatte. Selbst schuld. War es den männlichen Mitgliedern der Familie unmöglich, eine Bindung einzugehen, eine Frau zu lieben und sie glücklich zu machen?
Dass die letzte Bemerkung von Mitch ihn so aufgebracht hatte, war trotzdem seltsam.
Erinnere dich: Sie hat gesagt, dass sie dich liebt. Und du …
Rand erinnerte sich genau, wie es vor fünf Jahren gewesen war, als er in ihrem Bett gelegen und sie angefangen hatte, ihre Fantasien zu spinnen. Er wusste auch noch, dass er für ein paar Augenblicke gern an diese Idee von einem gemeinsamen Leben geglaubt hatte und dass es schön gewesen war, diesen Traum mit ihr zu teilen. Bis ihm klar wurde, dass er unmöglich in Erfüllung gehen konnte. Rand war wie sein Vater. Und was das Zusammenleben mit Everett Kincaid bei seiner Mutter angerichtet hatte, stand Rand als Warnung vor Augen. Es endete damit, dass sie eines Tages in Everetts alten Jaguar gestiegen und mit hundert Sachen ungebremst gegen einen Baum gefahren war. Mit Serita, mit der Rand früher zusammen gewesen war, hätte es fast ein ähnliches Ende genommen. Sie hatte ihn angerufen, kurz bevor oder kurz nachdem sie ein Röhrchen Schlaftabletten geschluckt hatte. Zum Glück hatte man sie noch rechtzeitig gefunden und konnte ihr Leben retten. Rand durfte einfach nicht riskieren, dass mit Tara dasselbe geschah.
„Und wenn du dich immer über Dad beschwerst, vergisst du, glaube ich, etwas. Dad hat dich immer so hart angefasst und dich immer wieder gefordert, weil er wollte, dass aus dir etwas Großes wird. Er wollte, dass du das Beste aus dir herausholst. Wenn er mit mir nachsichtiger war, dann deshalb, weil ich ihm nicht so wichtig war.“
„Blödsinn“, erwiderte Rand. Aber er war insgeheim doch erschüttert. Von dieser Seite hatte er seine Probleme mit seinem Vater noch nicht betrachtet.
Mitch stand auf. „Wie auch immer. Du kennst den Grundsatz: keine Affären mit Untergebenen. Die Gründe brauche ich dir wohl nicht zu nennen. Und sieh zu, dass Tara nicht eines Tages die Nase so voll von dir hat, dass sie geht, bevor das Jahr
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