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Ein reizvolles Angebot

Ein reizvolles Angebot

Titel: Ein reizvolles Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EMILIE ROSE
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leise.
    „Sie hatte keine Behinderung, sie lag im Sterben. Sie hatte Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium. Zu viele Zigaretten.“
    „Das ist schlimm.“
    „Das ist es. Aber nun ist es vorbei, und es muss etwas geschehen. Meine Mutter würde nicht wollen, dass das alles hierbleibt, wenn man die Sachen jemandem geben könnte, der sie braucht. Ich hätte einige von den Hilfsmitteln auch ausleihen können, anstatt sie zu kaufen. Aber das wollte ich nicht. Das hätte so ausgesehen, als ob …“ Tara unterbrach sich und versuchte, die Tränen zu unterdrücken. „Das hätte so ausgesehen“, setzte sie von Neuem an, „als ob ich mich mit ihrem Ende schon abgefunden hätte.“
    Rand blickte Tara eine Weile an. „Du hast mir nie etwas von ihrer Krankheit erzählt, als wir noch zusammen waren.“
    „Damals stand die Diagnose auch noch nicht fest.“ Damals, da hatten sich die Ereignisse überschlagen. Erst hatte der Liebeskummer um Rand ihr das Herz gebrochen, dann erst kam der richtige Schock, der ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt hatte.
    Außer den Ärzten war niemand da, an den sie sich hätte wenden können, und nach ihrem bitteren Abschied war sie nicht einmal auf die Idee gekommen, Rand anzurufen und ihm von ihrem Unglück zu erzählen. Die Ärzte hatten durchweg nur schlechte Nachrichten für sie. Dann folgten die Operationen, die Chemotherapie und die Angst, ihre Mutter zu verlieren, die zu Taras ständiger Begleiterin wurde. An dem Tag, als die Krebsdiagnose feststand, war Tara in ihrem Büro bei KCL zusammengebrochen. Everett hatte sie daraufhin nach Kincaid Manor gebracht, und Tara war ihm dankbar gewesen. Dankbar, jemanden zu haben, dem sie ihr Herz ausschütten konnte.
    Schließlich kam der Abend, an dem Tara Everett abgewiesen hatte. Sie hatte zu Everett Nein gesagt – und damit auch zu einer reellen Chance, die ihre Mutter gehabt hätte, ein wenig länger am Leben zu bleiben. Diese Last, diese Schuld, die sie auf sich geladen hatte, konnte ihr niemand nehmen.
    Tara schob den Gedanken beiseite und sah zur Uhr. Es war bereits nach zehn. „Hast du schon gegessen?“, fragte sie Rand. „Ich hatte keine Ahnung, dass es schon so spät ist. Ich kann schnell in die Küche gehen und uns etwas zurechtmachen.“
    „Ich habe schon gegessen“, Rand deutete kurz auf den Stapel von Kartons, die schon gepackt in der Ecke standen, „aber du garantiert noch nicht.“
    „Nein. Ich hatte keinen Appetit.“
    „Du musst etwas zu dir nehmen, Tara.“
    „Ich mache mir nachher etwas. Hier bin ich auch gleich fertig.“
    Sie wollte sich gerade den nächsten leeren Karton nehmen, aber Rand hielt ihre Hand fest. „Mach eine Pause.“
    Bei seiner Berührung schlug Taras Herz plötzlich schneller. Doch sie hatte den Auftritt am Morgen im Büro noch nicht ganz vergessen. „Lass nur. Geh ins Bett. Ich störe dich auch nicht mehr.“
    Rand hielt ihre Hand noch eine Weile, bevor er sie losließ. Dann meinte er: „Trotz mehrerer Monate, die ich in der Kombüse verbringen musste, bin ich nicht gerade ein Meisterkoch. Aber zu Rühreiern und Toast reicht es bestimmt noch.“
    Tara schüttelte verwirrt den Kopf. Sie wurde aus diesem Mann einfach nicht schlau. Mal war er an Gemeinheit nicht zu überbieten, und dann war er wieder die Liebenswürdigkeit in Person.
    „Du musst bei Kräften bleiben“, redete er ihr zu.
    „Wofür?“
    „Für mich, für KCL, für dich. Hast du deshalb so abgenommen, weil du dich so schlecht ernährt hast?“
    Tara wollte sich nicht einlullen lassen. „Was willst du von mir?“
    „Ich will nicht, dass du zusammenklappst.“
    „Ich bin dir doch egal. Du willst überhaupt nichts von mir“, platzte sie heraus.
    Rand hielt ihr Kinn fest, bevor sie sich wegdrehen konnte. „Ich will nicht, dass ich etwas von dir will. Das ist ein himmelweiter Unterschied. Und nun komm in die Küche. Nach dem Essen helfe ich dir beim Packen. Dann haben wir das im Handumdrehen geschafft.“
    Tara atmete tief durch. Sie hatte schon nicht mehr damit gerechnet, diesem Rand noch einmal zu begegnen. Dem, in den sie sich fünf Jahre zuvor verliebt hatte. Der zwar immer darauf bedacht war, als der knallharte Geschäftsmann angesehen zu werden, dabei aber doch ein weiches, mitfühlendes Herz hatte, das lieben und geben konnte. So viel hatte sie von ihm gelernt, nicht zuletzt, wie viel Glück einem die Liebe schenken konnte.
    An diesem Abend hatte sie diesen Rand wiederentdeckt. Es gab ihn also doch noch, und es bestand

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