Ein reizvolles Angebot
einer Weile merkte er, wie sie sich allmählich entspannte. Die Seufzer und Schluchzer wurden seltener und verstummten schließlich ganz. Dann lag sie vollkommen ruhig neben ihm, und er fragte sich, ob sie eingeschlafen war.
Rand haderte mit sich, dass er nicht die sich ihm bietende Gelegenheit genutzt hatte, um in sein Zimmer zu verschwinden, als Tara es ihm selbst angeboten hatte. Er sah starr an die Decke. Sein Arm, auf dem sie lag, schlief langsam ein, aber er wagte nicht, sich zu rühren. Gut, dachte er, gönne ich ihr noch ein paar Minuten.
Die Zeit verging. Rand wusste nicht, wie spät es war, denn auf seine Armbanduhr konnte er nicht sehen. Unaufhörlich kreisten seine Gedanken darum, ob Tara aufrichtig zu ihm war oder die Trauer, die sie sicherlich empfand, auch dazu nutzte, ihre Ziele zu erreichen. Aber war sie wirklich so berechnend, wie er annahm? Wenn sie es nicht war, was hatte sie dann von seinem Vater gewollt? Andererseits hatte sie sich nach ihrem Wiedersehen im Grunde in jeder Hinsicht loyal ihm gegenüber gezeigt.
Bei diesen Grübeleien sank Rand das Kinn auf die Brust, und seine Lider wurden ihm schwer. Der Duft ihres Haars stieg ihm in die Nase und lullte ihn ein. Seine Anspannung ließ Stück für Stück nach. So fiel ihm der Entschluss nicht schwer, Tara nicht mehr zu stören. Sie hatte sich ein wenig Ruhe verdient. Er würde schon aufpassen, dass er nicht noch einmal solch einen Schiffbruch erlitt wie fünf Jahre zuvor.
Als Rand am Donnerstagmorgen in die Küche kam, saß Tara schon dort und war in die Zeitung vertieft.
„Es ist fünf Uhr. Was machst du denn schon so früh hier?“
Sie hob den Kopf. „Guten Morgen. Ich habe gedacht, wir könnten zusammen ins Büro fahren. Es gibt eine Menge zu tun, und außerdem sparen wir Benzin.“
Rand schien davon nicht begeistert. „Bei deinem Gehalt zahle ich dir aber nicht auch noch Überstunden“, brummte er unwillig.
„Wer redete denn davon? Setz dich hin und frühstücke. Ich habe Spiegeleier auf mexikanische Art gemacht. Das magst du doch am liebsten, oder hat sich das geändert?“
Er staunte, dass sie das noch wusste. Rand hatte es nur ein einziges Mal erwähnt, denn gefrühstückt hatten sie noch nie zusammen. Er war schon damals nicht seine Art gewesen, sich so häuslich einzurichten.
„Spielen wir jetzt doch Mann und Frau? Dann aber ohne mich.“
Rand fand es selbst nicht gerecht, dass er an diesem Morgen so unfreundlich zu Tara war. Die halbe Nacht hatten sie im Bett von Taras Mutter geschlafen, nachdem ihnen die Augen zugefallen waren. Gegen drei Uhr war Tara aus einem Traum aufgeschreckt und fand sich zu ihrem Erstaunen in Rands Armen. Auch er war davon aufgewacht und hatte sich darauf schleunigst in sein Schlafzimmer verzogen.
„Stell dich nicht so an, Rand. Es ist nur Frühstück. Iss, trink deinen Kaffee, und dann fahren wir los. Ich kann dir auf dem Weg berichten, was ich für die Cocktailparty mit den Präsidenten der Schifffahrtslinien vorbereitet habe.“
„Das kannst du auch später noch. Ich nehme das Frühstück mit und fahre los. Und du kommst wie üblich um neun.“
„Ich habe noch keinen Tag später als acht angefangen.“ Tara konnte sich diese Bemerkung nicht verkneifen. „Aber bitte, wie du willst. Tupperdosen sind im Schrank neben dem Geschirrspüler.“
Rand ging, tat die Eier in eine der Dosen, nahm sich einen verschließbaren Becher und füllte ihn mit Kaffee. Dann kehrte er an den Tisch zu Tara zurück und sagte: „Wenn du meinst, du tust mir mit dieser morgendlichen Idylle einen Gefallen, täuschst du dich. Bleiben wir doch einfach beim Sex. Da haben wir wenigstens beide etwas davon.“
„Ich habe meine Zweifel, ob du wirklich etwas davon hast“, erwiderte sie schlagfertig. Sie war nicht mehr das kleine Dummchen, das sich alles gefallen ließ.
Rand war für einen Moment sprachlos, fasste sich aber gleich wieder. „Vielleicht fürchte ich nur, dass du den Namen meines Vaters rufst, wenn du kommst.“
Tara zuckte zusammen. Das war ein Schlag ins Gesicht. „Wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich nicht mit Everett geschlafen habe?“
„Du sagst viel. Du hast ja auch bestritten, dass du schon mal Kinder mit mir haben wolltest. Warum sollte ich dir jetzt glauben?“
Was konnte sie machen, damit er ihr endlich vertraute? „Es ist die Wahrheit“, entgegnete Tara nur.
Rand winkte ab. „Wir sehen uns nachher im Büro. Danke für das Frühstück und den Kaffee. Aber künftig brauchst du
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