Ein reizvolles Angebot
räusperte sich. „Serita? Hier ist Rand Kincaid.“
„Ach, du liebe Zeit! Rand! Das ist ja wohl nicht die Möglichkeit, dass du doch noch mal anrufst. Wie geht es dir?“
„Ich war ein paar Jahre in Kalifornien und bin erst seit Kurzem wieder hier. Wie geht es dir, Serita?“
„Ausgezeichnet! Du hörst es ja – ich habe alle Hände voll zu tun. Billy, mein Mann, und ich haben drei prachtvolle Kinder, auch wenn sie in diesem Augenblick gerade versuchen, das Haus auseinanderzunehmen.“ Sie machte eine Pause. „Aber um das zu fragen, hast du nicht angerufen, oder?“
„Äh … nein. Ich wollte … Ich wollte mit dir über diesen bewussten Abend sprechen, an dem du …“
„Du meinst die Sache mit den Tabletten damals? Nadia hat mir schon erzählt …“
Rand ging ein Licht auf, wieso seine Schwester ihm geraten hatte, bei Serita anzurufen. „Ihr steht noch in Kontakt?“
„Ja, wir sind schon seit Jahren befreundet. Jedenfalls brauchst du dir wegen dieser Geschichte keine Gedanken zu machen. Es hatte nichts mit dir zu tun. Es war auch kein ernsthafter Versuch. Ich hatte einen Mordskrach mit meinen Eltern gehabt und leider auch schon immer einen Hang zum Melodramatischen. Was das für meine armen Eltern bedeutet haben muss, spüre ich heute am eigenen Leib, denn meine Älteste ist ganz ähnlich gestrickt wie ich damals.“
Es war also ein vorgetäuschter Selbstmordversuch gewesen?
„Du hast dir hoffentlich nicht ernsthaft Vorwürfe meinetwegen gemacht. Außerdem war es vollkommen richtig, Schluss zu machen. Wir waren drauf und dran, einen Fehler zu begehen. Das heißt, vor allem ich war es. Ich war damals einfach noch nicht reif genug. Jetzt habe ich meinen Billy, und er ist der Mann meiner Träume. Ich bin sehr glücklich mit meinem Leben.“
So wie Serita das sagte, klang es absolut überzeugend. Rand fiel ein Stein vom Herzen. „Das freut mich sehr zu hören.“
„Halt! Nicht! Billy, stell das sofort wieder hin. Rand, ich muss Schluss machen und Billy junior einfangen. Wir sehen uns beim Klassentreffen. Du bekommst eine Einladung mit der Post. Und keine Ausreden.“
Die Verbindung war getrennt. Rand schaute ungläubig den Telefonhörer an und legte ihn dann behutsam auf den Apparat zurück. Nach dem Doppelschlag der beiden Telefonate, dem mit Nadia und diesem, schwirrte ihm der Kopf. Aber er fühlte sich so befreit wie noch nie zuvor in seinem Leben. Zwei schwere Steine, die ihn jahrelang belastet hatten, waren ihm vom Herzen gefallen.
Nur noch eine Frage war offen: Tara. War sie die treibende Kraft bei dem nächtlichen Intermezzo mit seinem Vater oder war sie lediglich sein Opfer gewesen? Rand dachte angestrengt nach. Es war an der Zeit, mit Tara weniger hart ins Gericht zu gehen. Immerhin hatte Everett Kincaid es auch verstanden, ihn, Rand, zu manipulieren. Wie viel leichter musste es sein Vater mit einem unbedarften jungen Mädchen gehabt haben?
War er ihr gegenüber ungerecht gewesen? Auf jeden Fall konnte er Tara jetzt unbefangener entgegentreten. Das konnte nur bedeuten, dass er sich nicht mehr seine Zurückhaltung aufzuerlegen brauchte. Es musste ja nicht gleich für immer sein …
Rand fuhr seinen Computer herunter und schloss die Notizen weg, die er sich beim Gespräch mit Nadia gemacht hatte. Dann stand er auf und ging zur Tür. Heute werden wir uns einen schönen Abend machen, dachte er, und schon der Gedanke daran ließ sein Herz höher schlagen.
Er stieß die Tür zu Taras Büro auf. „Pack ein, Tara. Wir machen für heute Feierabend.“
Tara schaute verwundert zur Uhr. „Es ist noch nicht einmal fünf“, bemerkte sie.
„Macht nichts. Komm, wir gehen.“
„Eine Sekunde bloß. Ich will mir nur noch die Sachen zusammensuchen, die ich heute Abend zu Hause noch durchsehen will.“
„Lass sie hier. Schließ sie weg. Heute Abend wird nicht mehr gearbeitet.“
Tara kam aus dem Staunen nicht heraus. Folgsam beendete sie die Programme auf ihrem Computer, fuhr ihn herunter und schloss die Akten ein. „Und wohin gehen wir?“
„Nach Hause. Ins Bett.“
Erstaunt sah sie ihn an. Dann begannen ihre blauen Augen wunderbar zu leuchten.
9. KAPITEL
Als sie vor dem Haus ankamen, zitterten Tara die Knie. Noch immer wusste sie nicht, was sie von Rands merkwürdiger Wandlung halten sollte. Auf der Rückfahrt im offenen Porsche Cabrio hatten sie keine Gelegenheit gehabt, miteinander zu reden.
Rand nahm sie an die Hand, nachdem sie ausgestiegen waren, und zog sie hinter die
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