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Ein reizvolles Angebot

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Titel: Ein reizvolles Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EMILIE ROSE
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Unfall war.“
    „Nadia, du redest von Dingen, die du nicht beurteilen kannst. Du warst acht, als Mom starb.“
    „Dad hat es mir später erzählt. Ich habe dann alles erfahren – aus erster Hand, wenn man so will.“
    „Was soll das nun wieder heißen?“
    „Mom war … krank, sehr krank. Ich dachte, du wusstest das, weil ihr beide von uns allen das engste Verhältnis zueinander hattet. Sie war manisch-depressiv. Nach unserem Unfall, durch den Lucas und unser Baby starb, machte sich Dad große Sorgen um mich, weil er Angst hatte, ich würde den Schicksalsschlag nicht verkraften. Er fürchtete, ich könnte etwas von Moms Veranlagung geerbt haben, und schickte mich zu einem Psychiater. Seitdem hat er bis zu seinem Tod darauf bestanden, dass ich zur Therapie gehe. Auch wenn das jetzt hart klingt, aber dass ich das seit Dads Tod nicht mehr muss, darüber bin ich sehr froh.“
    Rand hatte mit wachsendem Unmut zugehört. „Ich glaube, das einzige Problem, das Mom hatte, war Dad. Seine Lügen, seine Untreue …“
    „Nein, Rand“, widersprach Nadia ruhig. „Wenn Mom dir das erzählt hat, musst du berücksichtigen, dass sie wirklich krank war. Ich weiß es von ihrem Arzt, der auch mich untersucht hat. Da ich nicht wusste, was das Theater sollte, habe ich auf stur geschaltet, bis Dad ihm endlich erlaubt hat, mir zu sagen, was diese Untersuchungen sollten, und er mir erzählte, was wirklich mit Mom los war.“
    Rand rieb sich die Nasenwurzel. Er gab sich alle Mühe, den Zorn, der in ihm aufkam, nicht an Nadia auszulassen. „Und du meinst nicht, dass das wieder einer der üblichen Tricks war, mit denen Dad uns zeitlebens an der Nase herumgeführt hat?“
    „Nein. Der Psychiater hat es mir erklärt. Solange Mom ihre Medikamente nahm, war im Grunde alles mit ihr in Ordnung. Nur kam sie manchmal auf die Idee, Dad wollte sie mit den Pillen vergiften, und setzte sie heimlich ab. Dann wurde es wieder schlimmer.“
    Rand dachte nach. In gewisser Weise klang das plausibel. Er erinnerte sich gut daran, dass er sich häufiger über die Stimmungsschwankungen seiner Mutter gewundert hatte. Sie konnte die beste Laune haben und war die liebste Mutter der Welt. Und von einem Tag auf den anderen war sie am Boden zerstört. Sie kam zu ihm, klammerte sich an ihn und hörte nicht auf, zu weinen und die Sünden ihres Mannes zu beklagen. Konnte es wirklich sein, dass sie sich all seine Seitensprünge in ihrer Krankheit nur eingebildet hatte?
    „Rand, es tut mir leid. Ich wollte wirklich nicht das Andenken an unsere Mutter beflecken.“
    „Das hast du nicht. Mach dir darum keine Sorgen. Ich wusste auch, dass mit ihr nicht alles in Ordnung war.“ Er atmete tief durch. Da sie schon bei diesem Thema angekommen waren und er jemanden hatte, mit dem er darüber reden konnte, war es wohl das Beste, endlich reinen Tisch zu machen. „Nadia, ich mache mir, seitdem es passiert ist, die bittersten Vorwürfe, weil ich Mom nicht davon abgehalten habe, ins Auto zu steigen. Ich wusste, dass sie getrunken hatte. Ich hätte nicht nur ihre Autoschlüssel, sondern alle Autoschlüssel im Haus verstecken müssen.“
    Nadia seufzte. „Das ist doch Unsinn, Rand. Du warst damals erst vierzehn, vergiss das nicht. Wie hättest du sie aufhalten sollen? Sie war zu allem entschlossen, und wenn du es in dieser Nacht verhindert hättest, hätte sie es eben zu einem späteren Zeitpunkt getan.“
    „Nein, das kann ich mir nicht vorstellen.“
    „Oh, mein Gott, wie schwer es mir fällt, dir das jetzt zu sagen. Weißt du eigentlich, wie oft sie schon vorher versucht hatte, sich umzubringen?“
    Rand war sprachlos. Er konnte nicht glauben, was seine Schwester ihm da erzählte.
    „Erinnerst du dich an das eine Jahr, in dem sie allein in den Urlaub gefahren ist?“
    Rand schaute aus dem Fenster. Wie in Zeitlupe nahm er alles, was er sah, wie durch einen milchigen Schleier wahr – den Hafen, die Schiffe, die Autos in den Straßen. Er fühlte sich, wie man sich zu Beginn einer Narkose fühlt. An die Diskussion um diesen Urlaub erinnerte er sich genau. Dein Vater will mich wieder einmal abschieben , hatte seine Mutter ihm gesagt, um sich hier in meinem Haus mit seinen
    Flittchen zu amüsieren .
    „Weißt du, wo sie diesen Urlaub verlebt hat? In einer geschlossenen Abteilung.“
    Es war ein Schlag in die Magengrube. Rand stöhnte leise auf. „Ich hätte damals etwas unternehmen müssen, irgendetwas, mit Dad sprechen – was weiß ich.“
    „Noch mal, Rand: Du warst zu

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