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Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Titel: Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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erinnern, dass sie diesbezüglich wenig bis gar nichts zu sagen haben würde. Stattdessen hatte sie einfach erklärt, bis zu ihrer Rückkehr habe er die Leitung der SOKO, und das hatte ihn wieder etwas aufgebaut.
    Sie hatten Clarkes Auto genommen und sich während der Fahrt auf jobbezogene Gespräche beschränkt, die nur gelegentlich von peinlichen Pausen unterbrochen wurden, wenn Hawes gern etwas über das Leben nach Rebus gewusst hätte (aber sich nicht zu fragen traute), während Clarke es irgendwie nicht schaffte, die Rede auf Hawes’ Beziehung zu Tibbet zu bringen.
    Es war eine Erlösung für beide, als das Auto endlich am Fuß der Raeburn Wynd stoppte. Die Gasse war L-förmig. Von der Hauptstraße aus waren lediglich Reihen von Garagen zu sehen, aber um die Ecke gab es Gebäude, die früher einmal Pferde und deren Kutschen beherbergten und inzwischen zu Remisenwohnungen umgebaut worden waren.
    »Keiner der Nachbarn hat was gehört?«, fragte Hawes.
    »Ich könnte ja ein paar Leute losschicken, damit sie noch mal fragen und dieses Phantombild vorzeigen«, überlegte Clarke laut.
    »Ach bitte, könnte Ray Reynolds einer von ihnen sein?«
    Clarke rang sich ein Lächeln ab. »Hat ja nicht lange gedauert.«
    »Ich hatte die Storys gehört«, sagte Hawes, »aber die Wirklichkeit trifft einen doch immer unvorbereitet …«
    Sie waren um die Ecke gebogen, und jetzt tauchten die eigentlichen Remisen vor ihnen auf. Clarke blieb vor einer der Haustüren stehen, sah noch einmal nach der Adresse, die sie sich in ihrem Notizbuch notiert hatte, und klingelte. Zwanzig Sekunden später probierte sie es erneut.
    »Ich komme!«, schrie jemand von drinnen. Man hörte Füße eine Treppe herunterpoltern, und dann öffnete Sol Goodyear die Tür. Konnte nur er sein: gleiche Wimpern und gleiche Ohren wie sein Bruder.
    »Solomon Goodyear?«, vergewisserte sich Clarke.
    »Herrgott, was wollt ihr Leute denn?«
    »Gutes Auge. Ich bin DS Clarke, das ist DC Hawes.«
    »Durchsuchungsbefehl dabei?«
    »Nur ein paar Fragen wegen des Mordes.«
    »Was für’n Mord?«
    »Den unten am Anfang Ihrer Straße.«
    »Zu dem Zeitpunkt lag ich im Krankenhaus.«
    »Was macht die Wunde?«
    Er hob sein Hemd und präsentierte ihnen eine große weiße Kompresse, direkt über dem Gummibund seiner Unterhose. »Juckt wie die Sau«, meinte er. Dann, plötzlich stutzend: »Woher wussten Sie davon?«
    »DI Davidson von Torphichen hat mich informiert. Hat auch Crazy Larry erwähnt. Heißer Tipp für Sie: Bevor Sie sich mit jemandem anlegen, immer erst nach seinem Spitznamen fragen.«
    Sol Goodyear schnaubte, zeigte aber weiterhin keine große Neigung, sie ins Haus zu lassen. »Mein Bruder ist Bulle«, sagte er stattdessen.
    »Ach, tatsächlich?« Clarke bemühte sich, überrascht zu wirken. Sie vermutete, dass Sol diesen Spruch bei jedem Polizisten anbrachte, mit dem er es zu tun bekam.
    »Zurzeit noch in Uniform, aber nicht mehr lange. Todd ist schon immer ein Überflieger gewesen. Er war das weiße Schaf der Familie.« Er lachte ein bisschen, und Clarke schätzte, dass das ebenfalls einer seiner eingeübten Sprüche war.
    »Echt witzig«, bemerkte Hawes denn auch höflich und schaffte es, dabei so zu klingen, als meinte sie das Gegenteil. Das Lachen blieb Sol Goodyear im Hals stecken.
    »Na, wie auch immer«, sagte er verschnupft, »ich war an dem Abend nicht hier. Die haben mich erst am nächsten Nachmittag entlassen.«
    »Hat Nancy Sie im Krankenhaus besucht?«
    »Was für’ne Nancy?«
    »Ihre Freundin Nancy. Sie war auf dem Weg zu Ihnen, als sie über die Leiche gestolpert ist. Sie wollten ihr etwas Stoff verkaufen, den sie für eine Freundin brauchte.«
    »Sie ist nicht meine Freundin«, erklärte er, nachdem er im Bruchteil einer Sekunde entschieden hatte, dass es keinen Sinn hatte, in Bezug auf Dinge zu lügen, die sie ohnehin schon wussten.
    »Sie scheint zu glauben, dass sie das ist.«
    »Dann irrt sie sich.«
    »Sie sind also lediglich ihr Dealer?«
    Er runzelte die Stirn, als schmerzte ihn die Wendung, die das Gespräch genommen hatte. »Ich bin lediglich eins, Officer: das Opfer eines Messerangriffs. Die Schmerzmittel, die ich eingenommen habe, machen es unwahrscheinlich, dass irgendetwas von dem, was ich sage, vor Gericht verwendet werden könnte.«
    »Cleverer Junge«, sagte Clarke in bewunderndem Ton, »Sie haben Ihre Lektion gelernt.«
    »Ja, das Leben ist eine harte Schule.«
    Sie nickte langsam. »Ich hab gehört, es war Big Ger Cafferty, der Sie

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