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Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Titel: Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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hatte kaum die Nummer eingetippt, als Hawes, den Pass des Toten schwenkend, aus dem Schlafzimmer kam.
    »Unter einer Ecke der Matratze«, sagte Hawes. »Erste Stelle, wo ich nachgeschaut hab.«
    Clarke nickte bloß und ging hinaus auf den Flur, um ein bisschen ungestörter zu sein.
    »Miss Thomas?«, sagte sie in ihr Handy. »Detective Sergeant Clarke, tut mir leid, dass ich Sie schon wieder belästigen muss …«
    Als sie drei Minuten später wieder ins Wohnzimmer trat, hatte sie lediglich zwei Namen: Ja, Abigail Thomas hatte Todorow nach der Lesung ins Pub begleitet, war aber nur im ersten geblieben, weil sie wusste, dass der Dichter erst nach vier bis fünf weiteren Kneipen hinreichend abgefüllt sein würde.
    »Ich dachte, er ist bei Mr. Riordan in sicheren Händen«, hatte sie Clarke gesagt.
    »Dem Toningenieur?«
    »Ja.«
    »Sonst war niemand dabei? Keiner von den anderen Dichtern?«
    »Nur wir drei, und wie gesagt, ich bin nicht lange geblieben …«
    Colin Tibbet war mit dem Durchstöbern von Schreibtischschubladen und Küchenschränken fertig und kippte gerade das Sofa nach hinten, um festzustellen, ob sich darunter außer Staub noch etwas anderes verbarg. Clarke hob ein Buch vom Fußboden auf. Es war ein Exemplar von Astapowo Blues. Sie hatte zwischendurch kurz über Leo Tolstoi recherchiert und wusste jetzt, dass er in einem Bahnwärterhäuschen gestorben war, nachdem er seine Frau, die sich weigerte, seine asketische Lebensweise mitzumachen, verlassen hatte. Dies half ihr, das letzte Gedicht des Bandes, »Kodex Koda«, und dessen refrainartig wiederkehrendes »ein kalter, geläuterter Tod« ein wenig besser zu verstehen. Todorow hatte offenbar keines der Gedichte in dem Band als fertig angesehen – überall fanden sich handschriftliche Änderungen und Ergänzungen. Sie griff in den Papierkorb und strich eines der zerknüllten Blätter glatt.
    Großstadtlärm unsichtbar
Schrei-wütende Luft
Gestaut wie ein
    Danach kamen nur noch Pünktchen – hingekritzelte Kringel eigentlich. Auf dem Schreibtisch lag eine Aktenmappe, aber sie war leer. Eine Sammlung von Killer-Sudokus, allesamt gelöst. Kulis und Bleistifte und ein noch unbenutztes Kalligraphieset samt Gebrauchsanweisung. Sie ging hinüber zur Wand, an der der Plan des Edinburgher Busnetzes hing, und zog mit dem Finger einen Strich von der King’s Stables Road zum Buccleuch Place. Er hätte ein Dutzend verschiedene Routen nehmen können. Vielleicht war er auf Kneiptour gewesen, vielleicht hatte er sich auch nur ein bisschen verlaufen. Kein Grund anzunehmen, dass er auf dem Weg nach Haus gewesen war. Er konnte seine Wohnung verlassen und den George Square überquert haben, weiter zur steil abschüssigen Candlemaker Row gegangen und hinunter zum Grassmarket geschlendert sein. Jede Menge Pubs dort, und die King’s Stables Road grad rechts um die Ecke … Ihr Handy klingelte. Auf dem Display: »Rebus«.
    »Phyl hat seinen Pass gefunden«, teilte sie ihm mit.
    »Und ich gerade seine Halskette, im Parkhaus auf dem Boden.«
    »Dann wurde er also dort getötet und dann auf der Gasse abgelegt?«
    »Der Blutspur nach zu urteilen, ja.«
    »Oder er ist so weit getorkelt und dann umgekippt.«
    »Eine weitere Möglichkeit«, räumte Rebus ein. »Die Frage ist nur:Was hatte er im Parkhaus überhaupt zu suchen? Sind Sie in seiner Wohnung?«
    »Ich wollte gerade eben gehen.«
    »Bevor Sie’s tun, setzen Sie noch Autoschlüssel und Führerschein auf die Suchliste. Und fragen Sie Scarlett Colwell, ob Todorow Zugang zu einem Auto hatte. Ich bin zwar ziemlich sicher, dass sie nein sagen wird, aber man kann nie wissen …«
    »Irgendwelche verlassen aussehenden Autos im Parkhaus?«
    »Gute Idee, Shiv, ich lass das checken. Ich meld mich später noch mal.« Die Verbindung wurde unterbrochen. Clarke musste lächeln, sie hatte Rebus seit Monaten nicht mehr so aufgedreht erlebt und fragte sich – nicht zum ersten Mal -, was, zum Teufel, er mit sich anfangen würde, wenn er die Arbeit nicht mehr hätte.
    Antwort: sie nerven, höchstwahrscheinlich – täglich anrufen, alles über ihre gerade laufenden Fälle wissen wollen.
    Da Colwell vergessen hatte, ihr Handy auszuschalten, konnte Clarke sie erreichen.
    »Tut mir leid«, entschuldigte sie sich, »störe ich Sie bei Ihrem Tutorium?«
    »Ich musste die Studenten wegschicken.«
    »Das verstehe ich. Vielleicht sollten Sie für heute Feierabend machen. Es war ein ziemlicher Schock für Sie.«
    »Und was mach ich dann? Mein

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