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Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Titel: Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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sagte sie. Also fuhren sie zu ihr nach Hause. Dort angelangt, beschloss Rebus, lieber in zweiter Reihe zu parken, als sich auf die Suche nach einer Parklücke zu machen.
    »Eine Weile her, dass ich zuletzt hier war«, sagte er, während sie ihm im engen Flur vorausging. Die Raumaufteilung ähnelte der seiner Wohnung, nur die Proportionen waren bescheidener.
    »Nicht persönlich nehmen«, entschuldigte sie sich. »Ich hab grundsätzlich nicht oft Leute hier.«
    Jetzt standen sie im Wohnzimmer. Pralinenpapierchen auf dem Teppich vor dem Sofa, daneben ein leeres Weinglas. Auf dem Sofa saß ein großer, ehrwürdig aussehender Teddybär. Rebus hob ihn hoch.
    »Das ist ein echter Steiff«, erklärte ihm Clarke. »Den hab ich schon seit meiner Kindheit.«
    »Hat er auch einen Namen?«
    »Ja.«
    »Verraten Sie ihn mir?«
    »Nein.« Sie war an den Computertisch gegangen, der vor dem Fenster stand, und hatte den Laptop eingeschaltet. Sie besaß einen dieser ergonomischen Schreibtischhocker, die angeblich gut für den Rücken waren, aber sie stützte die Füße auf das Teil, das eigentlich für die Knie gedacht war. Binnen weniger Sekunden hatte sie die Website von Word Power gefunden. Klickte auf »Neues«, dann auf »Fotogalerie« und fing an, langsam runterzuscrollen. Und da war auch schon Todorow, wie er der Menge vorgestellt wurde. Die Leute saßen größtenteils auf dem Fußboden, bis auf die weiter hinteren, die standen. Sie alle umgab die Aura des Bekehrten.
    »Woran sollen wir die Russen erkennen?«, fragte Rebus und stützte sich mit den Händen auf die Schreibtischkante. »Kosakenmütze? Eispickel in den Ohren?«
    »Wir haben uns diese Liste nie richtig angeschaut«, meinte Clarke.
    »Welche Liste?«
    »Die, die Stachow uns gegeben hat – von den in Edinburgh ansässigen russischen Staatsbürgern. Er hatte sich sogar selbst mit draufgesetzt, erinnern Sie sich noch? Ich wüsste gern, ob sein Fahrer auch draufsteht.« Sie tippte mit dem Finger auf den Bildschirm. Nur das Gesicht war zu sehen. Er saß auf einem braunen Ledersofa, aber vor ihm hockten Leute auf dem Fußboden. Die Fotos stammten ganz klar nicht von einem Profi; alle Leute hatten rote Augen. »Erinnern Sie sich an den Zoff im Leichenschauhaus? Stachow wollte, dass Todorows Leiche nach Russland überführt wird. Ich bin mir ziemlich sicher, dass unser Freund hier damals dabei war.« Sie tippte wieder auf den Bildschirm. Rebus beugte sich weiter vor, um mehr zu erkennen.
    »Das ist Andropows Fahrer«, erklärte er. »Wir haben in der Lobby des Caledonian Nase an Nase gestanden.«
    »Dann dient er offenbar zwei Herren, denn Stachow hat sich in den Fond seines alten Benz gesetzt und dieser Typ hier ans Steuer.« Sie drehte sich um und sah zu ihm auf. »Glauben Sie, er wird mit uns reden?«
    Rebus zuckte die Schultern. »Vielleicht beruft er sich auf seine diplomatische Immunität.«
    »War er an dem Abend auch in der Bar, zusammen mit Andropow?«
    »Erwähnt hat ihn niemand.«
    »Könnte draußen im Auto gewartet haben.« Sie warf einen Blick auf ihre Uhr.
    »Was ist?«
    »Ich hab diese Verabredung mit Jim Bakewell MSP.«
    »Wo treffen Sie sich mit ihm?«
    »Im Parlamentsgebäude.«
    »Sagen Sie ihm, Sie bräuchten einen Kaffee – ich sitz dann am Nebentisch.«
    »Haben Sie nichts Besseres zu tun?«
    »Als da wäre?«
    »Rauszukriegen, wer hinter dem Überfall auf Cafferty steckt.«
    »Sie glauben nicht, dass da eine Verbindung besteht?«
    »Wissen tun wir’s nicht.«
    »Ich könnte wirklich ein Schlückchen von diesem parlamentarischen Espresso vertragen«, erklärte Rebus.
    Sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Na schön«, sagte sie. »Und einmal lade ich Sie wirklich hier zum Abendessen ein – Ehrenwort.«
    »Aber dann sagen Sie mir ja früh genug Bescheid … mein Terminkalender wird aus allen Nähten platzen.«
    »Die Rente bedeutet für manche einen völligen Neuanfang«, bestätigte sie.
    »Ich hab nicht vor, Däumchen zu drehen«, versicherte er ihr.
    Clarke hatte sich von ihrem Ergohocker erhoben. Sie stand mit hängenden Armen vor ihm und sah ihm in die Augen. Das Schweigen dauerte fünfzehn oder zwanzig Sekunden, und am Ende lächelte Rebus und spürte, dass sie sich – ohne Worte – sehr viel gesagt hatten.
    »Gehen wir«, meinte er und brach den Bann.

    Unterwegs riefen sie das Western General an, um sich nach Caffertys Befinden zu erkundigen.
    »Er ist noch nicht aufgewacht«, wiederholte Rebus für Clarke. »Heute im Lauf des

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