Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music
Tages wird er noch mal gescannt, und er bekommt Medikamente, damit sich keine Blutgerinnsel bilden.«
»Meinen Sie, wir sollten ihm Blumen schicken?«
»Bisschen früh für einen Kranz …«
Sie hatten eine Abkürzung genommen, den Calton Hill runter, und parkten in einer der Wohnstraßen in Abbeyhill. Clarke bat um einen Vorsprung von fünf Minuten, wodurch Rebus genügend Zeit für eine Zigarette blieb. Touristen strömten teils in Richtung Parlamentsgebäude, mehrheitlich aber eher zum Palast von Holyrood. Ein, zwei von ihnen schienen über den tieferen Sinn der senkrechten Bambusstangen zu rätseln, die vor manchen Fenstern des Parlaments standen.
»Willkommen im Klub«, murmelte Rebus, drückte die Zigarette aus und trat ein. Während er seine Taschen leerte und sich auf die Metalldetektorschranke vorbereitete, fragte er einen der Securityleute nach dem Bambus.
»Und wenn Sie mich auf den Kopf stellen …«, sagte der Mann.
»Sollte das nicht mein Text sein?«, erwiderte Rebus. Hinter der Schranke steckte er sein Zeug wieder ein und ging zur Cafeteria. Clarke stand vor dem Tresen an, und er stellte sich direkt hinter sie. »Wo ist Bakewell?«, fragte er.
»Auf dem Weg nach unten. Er ist offenbar kein ›Kaffeetyp‹, aber ich hab gesagt, es gehe dabei eher um mich als um ihn.« Sie bestellte ihren Cappuccino und holte Geld aus der Tasche.
»Da könnten Sie genauso gut für mich gleich mitbezahlen«, meinte Rebus. »Einen Doppelten, bitte.«
»Aber trinken können Sie selbst, ja?«
»Das könnte der letzte Espresso sein, den Sie mir jemals spendieren werden«, witzelte er.
Sie fanden zwei dicht beieinanderstehende freie Tische und nahmen Platz. Rebus wusste noch immer nicht, was er von diesem riesigen, hallenden Raum halten sollte. Wenn ihm jemand gesagt hätte, dass er sich in einem Flughafenterminal befand, hätte er ihm vielleicht sogar geglaubt. Ihm war nicht klar, was das Ding für eine Botschaft vermitteln sollte.
Ein Zeitungsbericht von vor ein paar Jahren war ihm im Gedächtnis haften geblieben: Der Journalist hatte gemeint, das Gebäude sei zu protzig für seinen eigentlichen Zweck und eigentlich »ein unabhängiges Parlament in der Warteschleife«. Nachvollziehbar, wenn man bedachte, dass der Architekt Katalane gewesen war.
»Detective Sergeant Clarke?« Jim Bakewell gab Clarke die Hand, und sie fragte ihn, ob er etwas zu trinken wolle. »Wir könnten uns mit Ihrer Tasse in mein Büro setzen«, sagte er lediglich.
»Ja, aber wo wir schon mal hier sind …«
Bakewell seufzte, setzte sich und rückte seine Brille zurecht. Er trug ein Tweedjackett, einen Schlips, der ebenfalls aus Tweed zu sein schien, und dazu ein kariertes Hemd.
»Wird nicht lange dauern, Sir«, versicherte ihm Clarke. »Ich wollte Ihnen nur ein paar Fragen zu Alexander Todorow stellen.«
»Ich habe mit Bedauern von der Sache gehört«, erklärte Bakewell, aber während er das sagte, zupfte er sich die Bügelfalten seiner Hose zurecht.
»Sie waren gemeinsam mit ihm in einer Question-Time -Sendung?«
»Das ist richtig.«
»Darf ich Sie nach dem allgemeinen Eindruck fragen, den er auf Sie machte?«
Bakewells Augen waren milchig blau. Er nickte einem vorübergehenden Parlamentsdiener einen Gruß zu, bevor er auf die Frage einging. »Ich hatte mich verspätet, war vom Verkehr aufgehalten worden. Hatte kaum Zeit, ihm die Hand zu geben, und dann mussten wir auch schon in den Saal. Er hatte sich nicht schminken lassen wollen, so viel weiß ich noch.« Er nahm die Brille ab und begann, sie mit einem Taschentuch zu putzen. »War allen gegenüber ziemlich kurz angebunden, aber vor den Kameras hat er seine Sache gut gemacht.« Er setzte sich die Brille wieder auf und steckte das Taschentuch in die Hosentasche.
»Und danach?«, fragte Clarke.
»Ich glaube mich zu erinnern, dass er gleich verschwunden ist. Eigentlich bleibt nie jemand länger da. Das würde ja bedeuten, miteinander plaudern zu müssen.«
»Mit dem Feind zu fraternisieren?«, fragte Clarke.
»So was in der Richtung, ja.«
»Als das betrachten Sie also Megan Macfarlane?«
»Megan ist eine sehr attraktive Frau …«
»Aber Sie besuchen sich nicht gegenseitig auf einen gelegentlichen Plausch?«
»Nicht direkt«, antwortete Bakewell lächelnd.
»Ms Macfarlane scheint der Überzeugung zu sein, dass die SNP die Wahl im Mai gewinnen wird.«
»Unsinn.«
»Sie glauben nicht, dass Schottland Blair wegen dem Irak einen Denkzettel verpassen will?«
»Es besteht
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