Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Titel: Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
ungewaschenes Haar, rot geränderte Augen.Wahrscheinlich hatte er in seinem Kabuff irgendwo Schnaps versteckt, mit dem er seine Kaffees und Tees aufpeppte.
    »Wie sind Ihre Arbeitszeiten?«
    »Sieben bis drei oder drei bis elf. Irgendwie ist mir die Vormittagsschicht lieber. Fünf Tage Dienst, zwei frei; an den Wochenenden arbeiten andere Leute.«
    Rebus sah auf seine Uhr: zwanzig Minuten bis Schichtwechsel.
    »Bald übernimmt Ihr Kollege – ist das derselbe, der letzte Nacht hier war?«
    Wills nickte. »Heißt Gary.«
    »Sie haben ihn seit gestern nicht gesprochen?«
    Wills zuckte die Achseln. »Das ist alles, was ich von Gary weiß: wohnt in Shandon, ist Hearts-Fan und hat’ne scharfe Braut.«
    »Ist doch schon mal was«, murmelte Rebus. Dann: »Gehen wir uns Ihre Videoanlage ansehen.«
    »Wozu?« Rebus starrte ihn an: Der Mann hatte ganz glasige Augen.
    »Feststellen, ob auf den Bändern was zu sehen ist.« Als er den Ausdruck auf Wills’ Gesicht bemerkte, wusste Rebus, was gleich kommen würde, ein einzelnes Wort, das zugleich Frage und Echo war.
    »Bänder …?«
    Sie gingen trotzdem die Rampe wieder hinauf, auf Parkdeck eins. Wills’ Arbeitsraum war ein Kabuff mit dreckigen Fenstern und einem laufenden Radio. Fünf flimmernde Schwarzweißmonitore, dazu ein sechster, der abgestellt war.
    »Obergeschoss«, erklärte Wills. »Spinnt zurzeit.«
    Rebus studierte die übrigen fünf. Die Darstellung war verschwommen; er konnte kein einziges Nummernschild erkennen. Auch die Gestalten auf der unteren Parkebene waren undeutlich. »Wozu soll das eigentlich gut sein?«, konnte er nicht umhin zu fragen.
    »Die Bosse scheinen der Ansicht zu sein, dass das den Kunden ein Gefühl von Sicherheit gibt.«
    »Und was davon zu halten ist, kann ja das arme Schwein im Leichenschauhaus bezeugen.« Rebus wandte sich von den Monitoren ab.
    »Eine der Kameras war früher ziemlich genau auf die Stelle gerichtet«, sagte Wills. »Aber die werden von Zeit zu Zeit verstellt …«
    »Und Sie bewahren keine Aufzeichnungen auf?«
    »Der Rekorder hat vor einem Monat den Geist aufgegeben.« Wills deutete mit einem Kopfnicken auf ein staubiges Fach unter den Monitoren. »Nicht dass uns das groß gekümmert hätte. Die Bosse interessiert nur eins: dass keiner hier rauskommt, ohne bezahlt zu haben. Aber das System ist ziemlich idiotensicher, ist nicht oft vorgekommen.« Dann fiel Wills etwas ein. »Da gibt’s eine Treppe vom Obergeschoss runter zur Straße, da ist letztes Jahr einer überfallen worden.«
    »Aha?«
    »Danach hab ich denen gesagt, die sollten auch im Treppenhaus eine Kamera installieren, aber es ist nie was passiert.«
    »Wenigstens haben Sie es versucht.«
    »Keine Ahnung, warum ich mir überhaupt die Mühe mache … Das war’s sowieso bald mit dem Job. Die sind grad dabei, uns durch einen einzigen Typen zu ersetzen, der mit dem Motorrad ein halbes Dutzend Parkhäuser abfährt.«
    Rebus sah sich währenddessen im engen Raum um. Wasserkocher und Becher, ein paar zerlesene Taschenbücher und Illustrierte, dazu das Radio – alles auf der Arbeitsfläche gegenüber den Monitoren. Vermutlich kehrten die Parkwächter die meiste Zeit über den Bildschirmen den Rücken. Und warum, zum Teufel, auch nicht? Hungerlohn, Bosse, die lediglich eine ferne Bedrohung darstellten, unsicherer Arbeitsplatz. Ein, zwei Anrufe über die Gegensprechanlage am Tag, Leute, die ihren Parkschein nicht fanden oder kein Kleingeld parat hatten. Es gab einen Ständer mit CDs, Bands, deren Namen Rebus entfernt bekannt vorkamen: Kaiser Chiefs, Razorlight, Killers, Strokes, White Stripes …
    »Kein CD-Player«, stellte er fest.
    »Die gehören Gary«, erklärte Wills. »Der hat immer so eins von diesen kleinen Dingern dabei.«
    »Mit Kopfhörern?«, tippte Rebus und sah, wie Wills nickte. »Echt toll«, murmelte er. »Haben Sie letztes Jahr schon hier gearbeitet, Mr. Wills?«
    »Nächsten Monat sind’s drei Jahre, dass ich hier bin.«
    »Und Ihr Kollege?«
    »Acht, vielleicht neun Monate. Ich hab’s mit seiner Schicht probiert, aber das war nix für mich. Mir ist lieber, wenn ich am Nachmittag und Abend frei hab.«
    »Um ungestört ein paar zischen zu können?«, erkundigte sich Rebus. Wills’ Miene verhärtete sich, was Rebus ermutigte, ein wenig nachzuhaken. »Schon mal Ärger gehabt, Mr. Wills?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Mit der Polizei.«
    Wills kratzte sich demonstrativ Schuppen von der Kopfhaut. »Ist lang her«, sagte er schließlich. »Die Bosse

Weitere Kostenlose Bücher