Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music
nicht Todorows Mörder ist?«
»Angenommen, er ist es nicht – was dürfte da seine größte Angst sein?« Er ließ ihr einen Augenblick Zeit, gab dann aber selbst die Antwort. »Die Angst, wir könnten annehmen, dass er es ist.«
»Und wir hätten seine eigene Aussage als Beweis seiner Schuld?«
»Was uns zu Charles Riordan bringt.«
Clarkes Gedanken kamen jetzt in Gang. »Aksanow wurde immer zappeliger, als ich ihn nach Riordan gefragt habe – hat in einem fort betont, er wäre die ganze Zeit in Gleneagles gewesen.«
»Hatte vielleicht Angst, wir würden das ihm anhängen wollen.«
»Sie glauben, Andropow …?«
Rebus zuckte die Achseln. »Hängt davon ab, ob wir beweisen können, dass er in der Nacht oder an dem Morgen Gleneagles verlassen hat.«
»Hätte er nicht eher Cafferty angerufen und ihn gebeten, die Sache in die Hand zu nehmen?«
»Möglich«, räumte Rebus ein und trommelte weiter rhythmisch auf das Lenkrad. Sie schwiegen eine ganze Weile und sammelten ihre Gedanken. »Erinnern Sie sich, was das für ein Theater war, bis das Caledonian Hotel Daten zu seinen Gästen ausgespuckt hat? Kann mir nicht vorstellen, dass Gleneagles hilfsbereiter sein wird.«
»Aber wir haben eine Geheimwaffe«, sagte Clarke. »Erinnern Sie sich an den G8-Gipfel? Ein Freund von DCI Macrae war für die Sicherheit im Hotel zuständig. Macrae ist sogar im ganzen Haus herumgeführt worden.«
»Sie meinen, er könnte dabei den Manager kennengelernt haben? Wär einen Versuch wert.« Sie schwiegen wieder.
»Wissen Sie, was das bedeutet?«, fragte Clarke schließlich.
Rebus nickte erneut. »Dass wir immer noch nicht wissen, wer Todorow ermordet hat.«
»Wie man’s auch dreht und wendet – Andropow hat gesagt, er wünschte, er wäre tot …«
»Heißt noch lange nicht, dass er den Worten Taten folgen ließ. Wenn ich jeden umlegen würde, den ich gelegentlich verfluche, gäb’s in Edinburgh nur noch sehr wenige Studenten oder Radfahrer – oder überhaupt Leute.«
»Wäre ich dann noch da?«, fragte sie.
»Wahrscheinlich«, räumte er ein.
»Trotz meines untersten Drittels?«
»Treiben Sie’s nicht auf die Spitze, DS Clarke.«
42
»Todd Goodyear leistet uns nicht Gesellschaft?«, fragte Rebus.
»Ist er Ihnen ans Herz gewachsen?«
Sie saßen in Kay’s Bar – ein Kompromiss. Es gab da ganz anständiges Essen, und das Bier war auch nicht schlecht. Ein bisschen größer als die Oxford Bar, trotzdem gemütlich – die vorherrschende Farbe war Rot, bis hin zu den Pfeilern, die die Tische vom eigentlichen Schankraum trennten. Clarke hatte Chili con Carne bestellt, während Rebus gemeint hatte, gesalzene Erdnüsse würden ihm reichen.
»Haben Sie es geschafft, ihn unterhalb von Starrs Radar zu halten?«, fragte Rebus, anstatt zu antworten.
»DI Starr glaubt, Todd wär vom CID.« Sie klaute Rebus eine weitere Erdnuss.
»Darf ich dann die Finger in Ihr Chili tunken, wenn es kommt?«
»Ich spendier Ihnen noch eine Tüte.«
Er nahm einen großen Schluck IPA. Sie trank eine giftig aussehende Mixtur aus Limonensaft und Sodawasser.
»Für morgen was geplant?«, fragte er.
»Das Team hat den ganzen Tag Dienst.«
»Also keine Überraschungsparty für den alten Knacker?«
»Sie wollten ja keine.«
»Also haben Sie einfach was in den Hut gelegt und mir was Hübsches gekauft?«
»Dazu musste ich mein Konto gewaltig überziehen … Um wie viel Uhr läuft Ihre Suspendierung aus?«
»So gegen Mittag, nehme ich an.« Rebus erinnerte sich an die Szene in Corbyns Büro … wie Sir Michael Addison hinausgestürmt war. Sir Michael war Gill Morgans Stiefvater. Gill kannte Nancy Sievewright. Nancy, Gill und Eddie Gentry waren heimlich gefilmt worden, die Aufnahme hatten sich Roger Anderson, Stuart Janney und Jim Bakewell angesehen. In Edinburgh schien alles miteinander zusammenzuhängen. Als Detective hatte Rebus immer wieder die Beobachtung gemacht, dass es tatsächlich so war. Todorow und Andropow, Andropow und Cafferty, die Oberwelt und die Unterwelt. Sol Goodyear kannte Nancy und deren Clique ebenfalls. Sol war Todd Goodyears Bruder, und Todd schloss durch seine Beziehung zu Siobhan und Rebus wiederum den Kreis. Wechselnde Partner in einem dieser Tanzmarathons. Wie hieß noch mal der Film? Irgendwas mit totgeschossenen Pferden. Tanz und hör nicht auf zu tanzen, denn das ist das Einzige, was zählt.
Das Problem war: Rebus stand kurz davor, den Dancefloor zu verlassen. Siobhans Chili war gekommen, und er verfolgte, wie sie
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