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Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Titel: Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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hinunter zum Grassmarket. Jede Menge noch offene Pubs und Leute, die vor den Obdachlosenasylen herumlungerten. Als er nach Edinburgh gezogen war, sah der Grassmarket wie eine Müllkippe aus – ja, eigentlich hatte ein Großteil der Altstadt ein Facelifting bitter nötig gehabt. War schwer, sich jetzt vorzustellen, wie übel alles gewesen war. Manche Leute behaupteten, Edinburgh würde sich niemals ändern, aber das stimmte einfach nicht – es veränderte sich ständig. Scharen von Rauchern standen vor dem Beehive und dem Last Drop. Vor dem Fish-’n’-Chips-Laden hatte sich eine Schlange gebildet. Als Rebus vorbeiging, traf ihn ein Schwall Frittierdunst, den er genüsslich einatmete. Früher hatte der Grassmarket einen Galgen besessen, und Aberdutzende von Covenanters waren dort gestorben. Er kam zu einer weiteren Kreuzung und bog rechts in die King’s Stables Road ein. Am Parkhaus blieb er einen Augenblick stehen. Auf Parkebene null, dem Erdgeschoss, stand ein einziges Fahrzeug. Der Fahrer würde sich beeilen müssen, in knapp zehn Minuten machte der Laden dicht. Das Auto parkte direkt neben dem Stellplatz, auf dem Todorow überfallen worden war. Um Sex bettelnde Frauen mit Kapuze waren weit und breit nicht zu sehen. Rebus steckte sich eine Zigarette an und ging weiter. Er wusste selbst nicht, was er eigentlich wollte. In einer Minute würde die King’s Stables Road in die Lothian Road einmünden und er vor dem Caledonian Hotel stehen. Wohnte Andropow noch immer dort? War Rebus wirklich auf eine weitere Konfrontation aus?
    »Hübscher Abend für so was«, sagte er zu sich.
    Aber dann fielen ihm die Pubs am Grassmarket ein. Wäre allemal gescheiter umzukehren, einen Absacker zu trinken und ein Taxi nach Hause zu nehmen. Er machte auf der Stelle kehrt und schlenderte zurück. Als er sich erneut dem Parkhaus näherte, sah er, wie das letzte Auto herausfuhr. Es hielt am Bordstein. Der Fahrer stieg aus und ging zurück zur Ausfahrt. Er entriegelte einen elektrischen Metallrollladen, der sich mit einem Summen langsam zu senken begann. Der Fahrer wartete nicht ab, bis der Rollladen unten war. Er setzte sich wieder ins Auto und fuhr in Richtung Grassmarket davon.
    Der gutaussehende Wächter, Gary Walsh. Parkte auf Ebene null … Hatte er nicht Rebus erzählt, dass er immer in der Nähe des Wachkabuffs stand, im ersten Stock? Der Rollladen war jetzt geschlossen, aber es gab ein Guckfensterchen in Brusthöhe. Rebus bückte sich ein bisschen und spähte hinein. Die Beleuchtung war noch an; vielleicht blieb sie die ganze Nacht eingeschaltet. Oben in der Ecke sah er die Überwachungskamera. Ihm fiel wieder ein, was Walshs Kollege gesagt hatte: Eine der Kameras war früher ziemlich genau auf die Stelle gerichtet … aber die wird von Zeit zu Zeit verstellt … Fand Rebus durchaus logisch – wenn man in einem Parkhaus arbeitete, stellte man seinen Wagen natürlich dort ab, wo die Kamera ihn im Auge behalten konnte.
    Macraes Worte: Weniger dahinter, als es aussieht. All diese Verbindungen … Cath Mills alias Sensenmännchen, die Rebus nach One-Night-Stands und Affären mit Arbeitskolleginnen gefragt hatte … Alexander Todorow, der nach einem Tagesausflug aus Glasgow zurückkam: ein Curry mit Charles Riordan, ein Drink auf Caffertys Rechnung und Sperma in der Unterhose.
    Die Frau mit der Kapuze.
    Weniger dahinter, als es aussieht …
    Cherchez la femme …
    Der Dichter und seine Libido. Ein Album von Leonard Cohen hieß Death of a Ladies’ Man. Tod eines Frauenhelden. Einer der Tracks: »Don’t Go Home With Your Hard-On«. Nimm nicht deinen Ständer mit nach Haus. Ein anderer: »True Love Leaves No Traces«.
    Aber es gab Spuren: Blut auf dem Boden des Parkhauses; Motoröl an der Kleidung des Mannes; Spermaflecken …
    Cherchez la femme.
    Die Antwort war so nah, dass Rebus sie fast greifen konnte.

Neunter Tag
    Samstag, 25. November 2006

43
    Am nächsten Morgen in aller Frühe zog Rebus seinen Parkschein aus dem Automaten und sah der Schranke zu, wie sie sich langsam hob. Er war von der Castle Terrace aus in die oberste Etage des Parkhauses gefahren, folgte dann aber den Hinweisschildern zum nächstunteren Parkdeck. In der Nähe des Wärterhäuschens gab es jede Menge leerer Einstellplätze. Rebus ging zur Tür und drückte sie nach kurzem Klopfen auf.
    »Was gibt’s?«, fragte Joe Wills, die Hände um einen Becher schwarzen Tee gelegt. Als er Rebus erkannte, wurden seine Augen schmal.
    »Hallo mal wieder, Mr. Wills –

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