Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music
sein.«
Womit sich Todorow am westlichen Ende der Princes Street befunden hätte, gerade mal einen Steinwurf von der King’s Stables Road entfernt.
»Um wie viel Uhr war das?«
»Dürfte so gegen zehn gewesen sein.«
»In der Scottish Poetry Library hieß es, dass Sie Mr.Todorows Lesung aufgezeichnet haben.«
»Das stimmt. Ich hab schon eine Menge Dichter gemacht.«
»Charlie hat schon von allem eine Menge gemacht«, fügte der Tontechniker hinzu. Riordan lachte nervös.
»Er meint mein kleines Projekt … Ich bin dabei, eine Art ›akustisches Porträt‹ von Edinburgh zusammenzustellen.Von Dichterlesungen bis hin zu Kneipenunterhaltungen, dann Straßengeräusche, das Murmeln des Water of Leith bei Sonnenaufgang, grölende Fans in Fußballstadien, Verkehrslärm auf der Princes Street, der Strand von Portobello, Hunde, die in der Hermitage ausgeführt werden … Hunderte von Stunden Tonmaterial.«
»Eher Tausende«, korrigierte ihn der Tontechniker.
Clarke versuchte, sich nicht vom Thema abbringen zu lassen. »Hatten Sie schon vorher mit Mr. Todorow zu tun gehabt?«
»Ich hatte schon einen anderen Auftritt von ihm, in einem Café, aufgezeichnet.«
»In welchem?«
Riordan zuckte die Achseln. »War von einem Buchladen namens Word Power organisiert.«
Clarke hatte das Geschäft erst am frühen Nachmittag gesehen, es lag direkt gegenüber dem Lokal, in dem sie mit Rebus beim Mittagessen gewesen war. Sie erinnerte sich an einen Vers aus einem von Todorows Gedichten – Nichts fügt sich zusammen -, und stellte wieder einmal fest, dass der Mann sich gewaltig irrte.
»Wann war das?«
»Vor drei Wochen. Auch an dem Abend sind wir anschließend was trinken gegangen.«
Clarke klopfte mit dem Stift auf ihr Notizbuch. »Haben Sie eine Rechnung von dem Restaurant?«
»Wahrscheinlich.« Riordan griff in die Tasche und zog eine Brieftasche hervor.
»Erste Sichtung in diesem Jahr«, warf der Tontechniker ein, was die Empfangsdame mit einem Lachen quittierte. Sie hatte sich einen Stift zwischen die Zähne geklemmt und spielte damit herum. Clarke gelangte jetzt zu dem Schluss, dass die beiden was miteinander hatten, ob ihr Arbeitgeber nun davon wusste oder nicht. Riordan hielt einen Packen Quittungen in der Hand.
»Apropos«, murmelte er, »muss dem Steuerberater bei Gelegenheit ein paar Unterlagen schicken … Ah ja, hier.« Er reichte Clarke einen Kassenbon. »Dürfte ich fragen, warum Sie den brauchen?«
»Weil darauf die Uhrzeit steht, zu der Sie die Rechnung bekommen haben, Sir. Einundzwanzig Uhr achtundvierzig – ziemlich genau, wie Sie gesagt haben.« Clarke steckte den Bon hinten in ihr Notizbuch.
»Eine Frage, die Sie nicht gestellt haben«, sagte Riordan in süffisantem Ton. »Warum haben wir uns überhaupt getroffen?«
»Also gut … warum?«
»Alex wollte eine Kopie von seinem Gig. Er hatte wohl den Eindruck, dass er gut gelaufen war.«
Clarke dachte an Todorows Wohnung. »Bat er um ein bestimmtes Format?«
»Ich hab die Sache auf CD gebrannt.«
»Er besaß gar keinen CD-Player.«
Riordan zuckte die Achseln. »Aber viele andere Leute schon.«
Was durchaus stimmte, aber die CD war nirgendwo aufgetaucht, hatte der Täter wohl wie die übrigen Sachen mitgenommen …
»Könnten Sie mir ebenfalls eine Kopie ziehen, Mr. Riordan?«, fragte Clarke.
»Was würde sie Ihnen nützen?«
»Ich weiß auch nicht, aber ich würde ihn gern, sagen wir, in seinem Element hören.«
»Das Original hab ich zu Hause, in meinem Privatstudio. Ich könnte Ihnen die CD bis morgen brennen.«
»Ich arbeite am Gayfield Square – meinen Sie, jemand könnte sie da einwerfen?«
»Ich schick eins der Kinder vorbei«, versprach Riordan mit einem Blick auf Tontechniker und Empfangsdame.
»Danke für Ihre Hilfe«, sagte Clarke.
Als das Rauchen in öffentlichen Räumen vergangenen März verboten worden war, hatte Rebus für Lokale wie die Oxford Bar – traditionelle Pubs, in denen so elementare Grundbedürfnisse wie ein Pint Bier, eine Kippe, Pferderennen im Fernsehen und eine Hotline zum nächsten Buchmacher befriedigt wurden – schwarzgesehen. Doch die meisten seiner Stammkneipen hatten überlebt. Allerdings hatten sich die Raucher erwartungsgemäß zu störrischen kleinen Gangs zusammengerottet, die sich in Abständen draußen vor der Tür versammelten und Geschichten und Klatsch austauschten. An dem Abend drehte sich das Gespräch um die üblichen Themen: Jemand äußerte seine Meinung über eine neu eröffnete
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