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Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Titel: Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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eigentlich?«
    »Ein russischer Dichter namens Todorow.«
    Walsh hatte einen Augenblick lang nachgedacht. »Ich lese nie Gedichte.«
    »Willkommen im Klub«, hatte Rebus erwidert. »Aber dass eines klar ist – die Warteliste ist lang …«

6
    Die CR Studios nahmen das Obergeschoss eines umgebauten Lagerhauses gleich bei der Constitution Street ein. Als Clarke Charles Riordans schwammige, schwitzige Hand schüttelte, hatte sie das Gefühl, dass auf ihrer eigenen Handfläche ein Feuchtigkeitsfilm zurückblieb, der sich durch noch so viel Reiben nicht entfernen lassen würde. An der Rechten trug er mehrere Ringe, dafür keine an der Linken, und an seinem Handgelenk schlackerte eine klobige goldene Armbanduhr. In den Achselhöhlen seines mauvefarbenen Hemdes waren Schweißflecken zu sehen. Aus den hochgekrempelten Ärmeln ragten von einem dichten schwarzen Pelz bedeckte Unterarme hervor. An der Art, wie er sich bewegte, merkte Clarke, dass Riordan einen sehr beschäftigten Eindruck zu erwecken versuchte. Am Schreibtisch direkt neben der Tür saß eine Empfangsdame, und weiter hinten drückte ein Tontechniker auf irgendwelchen Knöpfen an einem Mischpult herum und starrte dabei auf einen Monitor, auf dem Wellenformen zu sehen waren.
    »Das Reich des Schalls«, sagte Riordan.
    »Eindrucksvoll«, räumte Clarke ein. Durch ein Fenster entdeckte sie zwei Aufnahmekabinen, in denen sich allerdings niemand aufzuhalten schien. »Aber für eine Band schon ein bisschen eng.«
    »Für Singer/Songwriter reicht’s«, meinte Riordan. »Sie wissen schon – ein Mann und seine Gitarre. Aber unser Ding ist eigentlich das gesprochene Wort: Radio-Werbespots, Hörbücher, Voice-overs für TV-Produktionen …«
    Ein ziemlich spezialisiertes Reich, konnte Clarke nicht umhin zu denken. Sie fragte, ob es ein Büro gebe, wo sie sich unterhalten könnten, aber Riordan breitete lediglich die Arme aus.
    Ein spezialisiertes kleines Reich.
    »Tja«, begann sie, »wie ich schon am Telefon sagte -«
    »Ich weiß!«, platzte Riordan heraus. »Ich kann gar nicht glauben, dass er tot ist!«
    Weder die Empfangsdame noch der Tontechniker zeigten irgendeine Reaktion; Riordan hatte sie offensichtlich, kaum dass er aufgelegt hatte, ins Bild gesetzt.
    »Wir versuchen, Mr. Todorows letzte Stunden zu rekonstruieren.« Clarke hatte um des Effekts willen ihr Notizbuch aufgeschlagen. »Soweit ich weiß, waren Sie vorletzten Abend noch mit ihm was trinken.«
    »Ich war sogar danach noch einmal mit ihm zusammen, Schätzchen.« Es klang geradezu, als würde sich Riordan mit dieser Tatsache brüsten. Er hatte bislang eine Sonnenbrille getragen, die er jetzt abnahm, so dass seine großen, dunkel geränderten Augen sichtbar wurden. »Ich hab ihn zu einem Curry eingeladen.«
    »Gestern Abend?« Der Mann nickte. »Wo war das?«
    »West Maitland Street. Wir hatten in der Nähe vom Haymarket ein paar Bierchen getrunken. Den Tag über war er in Glasgow gewesen.«
    »Haben Sie eine Ahnung, warum?«
    »Wollte sich einfach den Ort ansehen. Er versuchte, den Unterschied zwischen den zwei Städten herauszufinden, in der Hoffnung, dass es ihm helfen würde, Schottland als Ganzes zu begreifen – na, viel Glück dabei! Ich hab fast mein ganzes Leben hier verbracht und blick immer noch nicht durch.« Riordan schüttelte langsam den Kopf. »Er hat versucht, es mir zu erklären – mir seine Theorie über uns Schotten zu erklären -, aber das ging mir zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus.«
    Clarke beobachtete, dass Empfangsdame und Tontechniker einen Blick tauschten, und schloss daraus, dass sie das von ihrem Boss kaum anders kannten.
    »Dann hatte er also den Tag in Glasgow verbracht«, kehrte sie zum Thema zurück. »Um wie viel Uhr haben Sie sich getroffen?«
    »Gegen acht. Er hatte gewartet, bis die Rushhour vorbei war, wegen der billigeren Tickets. Ich hab ihn am Zug abgeholt, und dann sind wir durch ein paar Pubs gezogen.Waren für ihn nicht die ersten Drinks des Tages.«
    »Sie meinen, er war betrunken?«
    »Er war gesprächig. Die Sache bei Alex war, dass Alkohol den Intellektuellen in ihm zum Vorschein brachte. Blöd, denn wenn man selber ebenfalls trank, kam man schon bald nicht mehr mit.«
    »Was passierte nach dem Curry?«
    »Nicht viel. Ich musste langsam nach Haus. Er meinte, er hätte noch Durst. So wie ich ihn kenne, dürfte er ins Mather’s gegangen sein.«
    »Auf der Queensferry Road?«
    »Aber genauso gut könnte er auch im Caledonian Hotel gelandet

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